
Schritt 1: Volk ist Vokabel – Vokabel ist Verbrechen
Zuerst nehmen Sie ein Kollektiv, das seit Jahrhunderten glaubt, ein „Volk“ zu sein. Machen Sie ihm klar, dass schon die Verwendung dieses Wortes ungefähr so schlimm ist, als würde man seine Oma im Treppenhaus anzünden. „Volk“ ist nicht einfach eine Gemeinschaft, sondern der Vorhof zur Hölle, der Inbegriff alles Reaktionären, der kleine braune Schimmelpilz, der aus jedem Butterbrot wächst, wenn man es zu lange im Kühlschrank vergisst.
Also wird man umerzogen: Von nun an ist man nicht mehr Deutscher, Afrikaner oder Araber, sondern – bitte im Chor! – „Mensch“. Ein Wesen ohne Eigenschaften, wie ein Sofakissen mit Steuernummer. Wer noch von „Volk“ spricht, outet sich damit als wandelnder Brandanschlag auf die Demokratie. Manchmal wünscht man sich, die Behörden würden gleich Warnschilder an Stirnen verteilen: „Achtung! Hält sich für ein Volk!“
Schritt 2: Menschheitsfamilie, diese wunderbare Zwangsverwandtschaft
Wenn das Volk erfolgreich dekonstruiert ist, wird das neue Zauberwort installiert: Wir alle gehören zu einer „Menschheitsfamilie“. Klingt warm, kuschelig und nach sonntäglichem Kartoffelgratin – bis einem einfällt, wie Familien tatsächlich sind. Familien sind Orte des passiv-aggressiven Kleinkriegs, wo sich Cousins über Erbschaften zerfleischen, Tanten über Impfungen brüllen und Schwiegermütter über Heizkosten lamentieren. Genau so soll also die Welt funktionieren: Eine globale WG, in der acht Milliarden Menschen mit einer Küche und einem Klo auskommen müssen.
Natürlich herrscht Gleichheit! Der sudanesische Viehhirte, der isländische Fischereiminister und der Berliner Start-up-Hipster sitzen angeblich am selben Tisch. Nur dass einer nichts zu essen hat, der andere Kaviar, und der dritte diskutiert, ob Quinoa glutenfrei ist. Aber hey: Familie!
Schritt 3: Marschieren fürs Land, das es nicht geben darf
Und dann, nach all den Seminaren über die Abscheulichkeit des Nationalen, dem stundenlangen Zähneknirschen über Grenzen, Flaggen und Hymnen, kommt der große Geniestreich: die Wehrpflicht.
Plötzlich braucht das nicht existierende Volk eine sehr reale Armee. Plötzlich muss man sich in Tarnanzug werfen und „das Vaterland“ verteidigen – dieses mythische Gespenst, das man gestern noch als Nazi-Kobold entlarvt hat. Es ist, als würde man Vegetarier in einen Metzgerkurs zwingen, mit der Begründung, irgendwer müsse ja die Buletten braten, wenn der Feind kommt.
Natürlich darf man nicht sagen, man verteidige „Deutschland“ – das wäre zu volksnah. Also verteidigt man „unsere Werte“. Das klingt zwar nach Ikea-Katalog („Werte: ab 19,99, mit fünf Jahren Garantie“), ist aber praktisch unbrauchbar, wenn man im Schützengraben sitzt. Kein Soldat schreit „Für die Wertegemeinschaft!“, wenn die Granate einschlägt. Es sei denn, er hat sich in einer Volkshochschule für absurdes Theater verlaufen.
Finale: Die Groteske als Regierungsform
Kann man sich das ausdenken? Nein! Jeder Kabarettist, der so etwas aufschriebe, würde in die Wüste gejagt mit dem Vorwurf: „Das ist doch viel zu übertrieben, das glaubt Ihnen keiner!“ Aber die Wirklichkeit ist eben das größte Satirebüro der Menschheitsgeschichte.
Man entreißt den Menschen ihr Volk, verkauft ihnen eine globale Zwangsfamilie mit der Behaglichkeit eines feuchten Kellers – und dann steckt man sie in Uniform, um ein Vaterland zu schützen, das man ihnen vorher ausgetrieben hat wie einen Dämon. Das ist nicht Politik, das ist dadaistische Oper, aufgeführt von Ministerien, die nie merken, dass das Publikum längst vor Lachen auf dem Boden liegt.
Die Pointe? Es gibt keine. Die Pointe ist, dass es keine Pointe braucht. Die Realität hat längst für sich selbst gesorgt.