Frauen machen die bessere Politik – echt jetzt?

Die Legende von der „moralisch überlegenen“ Politikerin

Es ist eine hübsche Erzählung, fast so süßlich wie ein Werbespot für Fair-Trade-Schokolade: Frauen seien per se empathischer, moralischer, friedliebender, also prädestiniert, „die bessere Politik“ zu machen. Ein Satz, der sich so leicht dahinplappert, dass er in den Ohren der Zuhörer*innen wie ein sanftes Schlaflied klingt. Doch sobald man die rosarote Brille gegen ein normales Brillengestell tauscht, erkennt man schnell, dass es sich bei dieser Behauptung eher um eine Marketingstrategie des Zeitgeists handelt als um eine empirisch gesicherte Tatsache.

Denn, Hand aufs Herz: Wenn Frauen tatsächlich immer die bessere Politik machten, dann müssten wir im Hier und Heute bereits im Paradies sitzen, flankiert von veganen Einhörnern und klimaneutralen Regenbogenkoalitionen. Stattdessen sitzen wir zwischen Rüstungsdeals, Pharma-Lobbys und ökonomischen Abgründen – und ausgerechnet einige der prominentesten Protagonistinnen dieses Schauspiels sind Frauen.

Ursula von der Leyen: Die SMS-Illusionistin

Beginnen wir mit Ursula von der Leyen, deren politische Karriere so sehr von Löchern durchsetzt ist, dass man sie glatt als Schweizer Käse der Machtpolitik bezeichnen könnte. Eine Verteidigungsministerin, die das Verteidigungsministerium in Schutt und Asche zurückließ, nur um später als EU-Kommissionspräsidentin die Kunst der SMS-Vernichtung zu perfektionieren. 35 Milliarden Euro per „Zufalls-Klick“ im Nichts verschwunden – gelöscht, vergessen, egal. Wer jemals eine WhatsApp-Nachricht panisch gelöscht hat, weil er den falschen Chat erwischte, kann sich hier nur verneigen: das ist digitales Zauberhandwerk auf höchstem Niveau.

Und während die europäischen Krankenhäuser noch nach billigeren OP-Handschuhen suchen, versprach die Dame kurzerhand 600 Milliarden Investitionen in den USA. Vielleicht dachte sie: „Wenn ich schon die europäischen Bauern verärgere, dann wenigstens mit Stil – und in Dollar.“ Man könnte meinen, Ursula sei ein verkappter Marketing-Manager der Wall Street, getarnt als „christlich-demokratische Hoffnungsträgerin“.

Kaja Kallas: Die Jeanne d’Arc der Eskalation

Dann hätten wir Kaja Kallas, die estnische Premierministerin, von den Medien gerne zur „mutigen Stimme Osteuropas“ verklärt. Mutig sicherlich – aber mutig wie jemand, der auf einem Holzbalkon „Feuer!“ ruft, während er mit einer Fackel wedelt. Ihre Rhetorik ist so konfrontativ, dass selbst NATO-Generäle gelegentlich nervös die Stirn runzeln. Russland sei eine „Kolonialmacht“ – was im Klartext bedeutet, dass der größte Flächenstaat der Erde am besten in hübsche kleine Häppchen zerlegt werden sollte. Ein politisches Planspiel, das ungefähr so realistisch ist wie die Idee, IKEA-Möbel ohne Inbusschlüssel zusammenzubauen.

TIP:  Schweigen als letzter Applaus

Besonders pikant: Ihr Ehemann, Arvo Hallik, Miteigentümer eines Logistikunternehmens, das nach Beginn des Ukrainekrieges weiterhin in Russland Geschäfte tätigte. Opposition und Medien schrien „Interessenkonflikt!“, woraufhin Kaja nicht etwa selbstkritisch innehielt, sondern mit einem empörten „Hexenjagd!“-Ruf in Rage geriet. Nichts schreit so sehr „feminine Führungsstärke“ wie der Versuch, handfeste Kritik als mittelalterliche Scheiterhaufenromantik abzutun.

Christine Lagarde: Die elegante Straffreiheit

Und Christine Lagarde – Juristin, Ökonomin, Ex-IWF-Chefin, nun Präsidentin der Europäischen Zentralbank. Eine Frau, die durch die Machtzentren der Finanzwelt gleitet wie in einem gläsernen Fahrstuhl: stets nach oben, niemals steckenbleibend. In einem jener seltenen Augenblicke, in denen der Lack der Unantastbarkeit zu bröckeln drohte, wurde sie tatsächlich wegen Fahrlässigkeit für schuldig befunden – ein Urteil, das für Normalsterbliche den sofortigen Sturz ins berufliche Vergessen bedeutet hätte. Doch bei ihr? Keine Strafe, nicht einmal eine symbolische Ohrfeige. Man wolle, hieß es, die „Integrität der Institution“ nicht beschädigen. Eine Wendung, die so glatt und zynisch klingt, dass man sie in die Lehrbücher aufnehmen sollte: Der Schutz der Institution besteht darin, ihre Repräsentanten vor jeder Verantwortung zu bewahren.

Lagarde selbst schien dabei kaum ins Stolpern zu geraten – im Gegenteil, ihr Nimbus wurde fast noch poliert. Man kann ihr beinahe Bewunderung zollen: Sie hat das Kunststück perfektioniert, auf der Finanz-Titanic nicht nur den Kurs mitzubestimmen, sondern beim unvermeidlichen Kentern auch als Erste in die Rettungsboote gehievt zu werden. Während die Passagiere in der dritten Klasse längst ertrinken, sitzt sie bereits trocken im Salon des nächsten Luxusdampfers, die Hand am Steuerrad, den Blick nach vorne gerichtet, als sei nichts geschehen. Schuld wird hier nicht als Makel erlebt, sondern als beiläufige Anekdote – ein ironisches Ehrenzeichen einer Welt, in der Verantwortung so exklusiv gehandelt wird wie eine Luxusaktie.

Angela Merkel: Die Kanzlerin des „Durchwurschtelns“

Angela Merkel, die ewige Kanzlerin, wird in der Rückschau oft verklärt wie eine Heiligenfigur aus Wachs – still, stoisch, „Mutti“ eben. Doch das eigentliche Markenzeichen ihrer Ära war nicht visionäre Politik, sondern das berühmte „Aussitzen“. Merkels Methode war weniger eine große Linie als ein Dauerzustand des Zögerns. Energiewende? Erst verschlafen, dann hektisch den Schalter umgelegt. Flüchtlingspolitik? Erst „Wir schaffen das“, dann EU-Abschottung. Eurokrise? Rettungsschirme aufspannen, Löcher stopfen, hoffen, dass das Dach nicht einstürzt.

TIP:  Ostfront 2.0

Sie hat es verstanden, Deutschland in einen politischen Schlafzustand zu versetzen – man fühlte sich wie in einer Wartehalle, in der man endlos auf den Anschlusszug wartet, während draußen der Sturm tobt. Merkel war keine Katastrophe, aber auch keine Visionärin. Sie war die lebendige Verkörperung des deutschen Spießbürgers: pragmatisch, vorsichtig, und mit einer stoischen Leidenschaft fürs Nichtstun.

Margaret Thatcher: Die eiserne Handtasche

Ganz anders ihre britische Vorgängerin im Club der mächtigen Frauen: Margaret Thatcher. „The Iron Lady“ – und tatsächlich: hart wie Kruppstahl, nur weniger charmant. Thatcher war der Beweis, dass Frauen keineswegs automatisch friedliebender sind. Sie führte Krieg um die Falklandinseln, als hätte sie persönlich eine Nationalflagge in die Tasche eingenäht. Innenpolitisch trieb sie die Zerschlagung der Gewerkschaften so energisch voran, dass man noch heute in Nordengland ihre Statue mit Eiern bewirft.

Wenn Frauen wirklich die „bessere Politik“ machten, dann wäre Thatchers Regierungszeit wohl ein Musterbeispiel von Fürsorge, sozialem Ausgleich und Empathie gewesen. Stattdessen bekam Großbritannien die neoliberale Abrissbirne in Pumps serviert – und das mit einer Strenge, die selbst manchen männlichen Hardliner vor Neid erblassen ließ.

Jacinda Ardern: Die Heilige des „Wellbeing“ – mit Hintertüren

Und dann die Neuseeländerin Jacinda Ardern, weltweit gefeiert als Lichtgestalt: jung, charismatisch, emphatisch. Sie umarmte Opfer nach Terroranschlägen, sprach über „Wellbeing“ als Ziel der Politik, und plötzlich lag die ganze westliche Welt ihr zu Füßen. Ein politisches Popidol, Instagram-tauglich wie ein Flat White im Hipster-Café.

Doch während Europa und die USA Ardern als moralischen Leuchtturm anbeteten, stolperte sie im eigenen Land über ganz praktische Probleme: steigende Mieten, explodierende Lebenshaltungskosten, wachsende soziale Ungleichheit. Die Revolution der „Fürsorge“ blieb vielfach auf dem Papier – politische Realitäten sind eben härter als PR-Kampagnen. Und so trat sie schließlich zurück, mit den Worten, sie habe „nicht mehr genug im Tank“. Eine sympathische Ehrlichkeit, gewiss – aber auch ein Eingeständnis, dass die gefeierte Lichtgestalt eben doch nur ein Mensch ist.

TIP:  Endlich wieder Stolz auf Blei und Blut!

Die Moral der Geschichte

Von Merkel bis Thatcher, von Ardern bis von der Leyen: Wer ernsthaft glaubt, das Geschlecht sei der Schlüssel zu besserer Politik, der lebt in einer Netflix-Romcom, nicht in der Realität der Macht. Frauen können genauso gut verwalten, zerstören, verschleiern, manipulieren, inspirieren, retten oder ruinieren wie Männer. Politik ist kein Biologie-Seminar, sondern ein Haifischbecken – und wer dort schwimmt, wird automatisch zum Raubfisch, egal ob mit Flosse oder mit Handtasche.

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