
oder: Die Sanktions-Saga als Endlosschleife im EU-Blockbuster-Kino
Man stelle sich vor: Hollywood, so scheint es, hat seine kreative Erschöpfung längst überwunden – und präsentiert nun mit tosendem Erfolg „Der weiße Hai Teil 19“. Kein geringerer als der EU-Apparat, jener bürokratische Koloss mit einem Drehbuch so dicht wie das Pariser Klimaabkommen, inszeniert seine eigene Blockbuster-Serie, allerdings mit einer Dramaturgie, die nicht weniger spannend ist als ein Tatort, aber leider ebenso befremdlich. Das neueste Kapitel? Das 19. Sanktionspaket gegen Russland, ein Machwerk, dessen Originalität nur noch von der Anzahl seiner Vorgänger übertroffen wird.
Wie der weiße Hai, der unerbittlich und ohne Pause seine Opfer verfolgt, so treibt auch die EU ihre „Sanktionspolitik“ voran – unaufhaltsam, unermüdlich, dabei aber so überraschend wie der Sonnenaufgang am Morgen. Es ist ein cineastisches Meisterstück der Wiederholung, ein Ritt auf der Endlosschleife, die wie eine paranoide Walze über die Weltpolitik rollt. Doch anders als der Hai, der – wenn auch furchteinflößend – wenigstens eine klare Motivation hat (Fressen!), wirkt das 19. Sanktionspaket eher wie eine vertrackte Bürokratenorgie, die sich im eigenen Saft schmort und dabei so viel Effektivität entfaltet wie eine lahme Ente im Wettlauf gegen die Zeit.
Die Inszenierung der Härte – oder: Das unverrückbare Dogma der bedingungslosen Forderungen
Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas kündigt an, dass man keine Zugeständnisse mache, solange nicht „ein vollständiger und bedingungsloser Waffenstillstand“ unter Dach und Fach sei. Eine Forderung, so festgezurrt wie eine eiserne Klammer, die jede diplomatische Flexibilität erstickt, bevor sie überhaupt eine Chance hat. Was genau ein „vollständiger und bedingungsloser Waffenstillstand“ in einem Krieg, der von Komplexität und Grauzonen lebt, bedeuten soll, bleibt dabei ebenso nebulös wie die Details des Pakets selbst.
In dieser Inszenierung tritt die EU als unerbittliche Wächterin der moralischen Reinheit auf, eine Art politischer Exorzist, der mit scharfen Worten und noch schärferen Sanktionen den Dämon Russland austreiben will. Dass dies allerdings – trotz aller Rhetorik – weder den Konflikt löst noch auch nur eine annähernde Aussicht auf Frieden schafft, scheint kein Thema zu sein. Man agiert hier nicht mit der pragmatischen Weisheit eines Diplomaten, sondern mit der Starrheit eines Eifersüchtigen, der aus Prinzip nicht nachgibt.
Österreichs Ruf nach noch mehr Druck – oder: Der Reflex der politischen Lautstärke
Österreichs Außenministerin Beate Meinl-Reisinger war zwar nicht bei der Konferenz dabei, ließ aber über ihre Vertreterin verkünden, dass „noch stärkerer Druck“ auf Russland „notwendig“ sei, um einen „umfassenden, gerechten und dauerhaften Frieden“ zu erreichen. Diese Wortkaskade klingt auf den ersten Blick fast nach Aufbruch und Tatendrang, entpuppt sich bei näherem Hinsehen aber als typisches Mantra einer politischen Klasse, die lieber laut trommelt als leise denkt.
Denn stärkerer Druck heißt hier in der Regel nur: noch mehr Sanktionen, noch mehr Isolation, noch mehr Eskalation – ganz so, als ob der bisherige Grad an Sanktionen ein laues Lüftchen gewesen wäre, das kaum die Kulisse der geopolitischen Wirklichkeit berührte. Tatsächlich jedoch ist die Forderung nach mehr Druck nichts anderes als das politische Äquivalent zur sich im Kreis drehenden Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt – viel Lärm um nichts, und am Ende bleibt alles, wie es ist.
Die europäische Einigkeit – ein Mythos oder: Die Illusion einer harmonischen Symphonie
Die EU bemüht sich, im Chor der transatlantischen Verbündeten eine einheitliche Stimme zu produzieren – das klingt zunächst nach einer harmonischen Symphonie, ist aber oft nichts weiter als ein dilettantisches Stakkato aus Widersprüchen, nationalen Eigeninteressen und politischen Theaterstücken. Kajas Forderung nach „eisernen Sicherheitsgarantien“ und „keiner Hintertür für Russland“ ist dabei ein Teil des Skripts, das mehr der inneren Beruhigung dient als der äußeren Wirksamkeit.
Denn hinter dem Bühnenvorhang ziehen diverse Mitgliedstaaten ihre eigenen Strippen, spielen Doppelspiele und verfolgen Interessen, die mit der großen europäischen Friedensmission oft nur am Rande zu tun haben. Diese Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit macht das Ganze nicht nur zum Trauerspiel, sondern auch zur Farce. Die EU als weltpolitischer Akteur? Eine Traumvorstellung, die sich beim nächsten „Sanktions-Blockbuster“ schon wieder als Seifenblase entpuppt.
Fazit: Endlosschleife und Mut zur Selbstironie als einzige Auswege
„Der weiße Hai Teil 19“ – ein Film, der niemals endet, ein Sanktionspaket, das nie vollendet wird, eine politische Logorrhoe, die das Publikum ermüdet. Vielleicht liegt die einzige Hoffnung darin, dass die EU und ihre Akteure irgendwann den Mut finden, diese absurde Inszenierung mit einem Augenzwinkern zu betrachten und sich selbst aus dem hysterischen Karussell der Sanktionen zu befreien. Bis dahin bleibt uns nur das zynische Staunen über die unendliche Wiederholung einer Geschichte, die sich selbst längst totgelaufen hat – und dennoch immer wieder neu beginnt.
Möge der nächste Blockbuster wenigstens einen besseren Plot haben.