… oder wie man moralisch das Portemonnaie öffnet und gleichzeitig die Taschen vollstopft
Wer hätte das gedacht? Europa, jener Kontinent der Kulturen, der Philosophie und des guten Willens, steht nicht nur mit roten Herzen an der Seite der Ukraine, sondern auch mit offenen Werkhallen, schwitzenden Arbeitern und kräftigen Geldbeuteln. Das große Drama „Ukraine-Krieg“ spielt sich längst nicht nur auf den Schlachtfeldern ab, sondern vor allem in den Büros und Fabriken der europäischen Rüstungsindustrie. Währenddessen spielen die USA ein ganz anderes Stück: Sie kassieren. Nicht aus der Gnade, sondern aus der Kalkulation. Ein Spiel, das man entweder zynisch oder bewundernswert nennen kann, je nachdem, wie man seine moralische Landkarte aufgezeichnet hat.
Denn die Zahlen, die das Kieler Institut für Weltwirtschaft am Dienstag auf den Tisch legte, sprechen eine klare Sprache: Europa hat mehr frische, neu produzierte Militärgüter an die Ukraine geliefert als die Vereinigten Staaten. Rund 35 Milliarden Euro – das entspricht einer stattlichen Menge an Kriegsgerät, die nicht aus längst vergessenen Lagerhallen stammt, sondern aus der Werkbank der Neuzeit. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Die andere lautet: Europa schenkt es praktisch weg. Kein finanzieller Gegenwert wird direkt von Kiew verlangt, die Finanzierung erfolgt über das europäische Steueraufkommen, über die Taschen der Bürgerinnen und Bürger, über den kollektiven Schulterschluss.
Europa: Der selbstlose Produzent mit offenen Händen und voller Werkbank
Wer könnte Europas Rolle besser beschreiben als der Leiter des Ukraine Support Trackers, Taro Nishikawa? „Europa braucht eine starke und belastbare Rüstungsindustrie“, erklärt er – und genau hier liegt die feine Ironie des Ganzen. Während Europa vorgibt, aus edlen Motiven heraus Waffenlieferungen zu organisieren, pumpt es tatsächlich Milliardensummen in seine Rüstungsunternehmen. Ein win-win: Der Ukraine hilft es, indem es neues Kriegsgerät erhält – der europäischen Wirtschaft hilft es, indem es ihre Industrien am Laufen hält. Von der Stahlfabrik bis zum Waffenschmied ist jeder Schritt ein Geschäftsmodell, und am Ende des Tages freut sich der Staat über neue Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und das wohlige Gefühl, etwas Gutes zu tun.
Dass fast die Hälfte der Hilfe inzwischen aus solchen Neubeschaffungen besteht, ist kein Zufall, sondern der Beweis eines cleveren Systems: Der militärisch-industrielle Komplex als moralischer Förderer der Freiheit und Demokratie. Europa zeigt hier, wie man kriegt und gibt zugleich. Die politisch korrekte Variante der Geldtransformation: Steuerzahler investieren in die Verteidigung des Kontinents – und erhalten einen gesunden Auftragseingang für ihre heimischen Rüstungskonzerne zurück. Dass die Ukraine für diese Waffen keine direkte Rechnung erhält, wird als großzügige Hilfe gefeiert, als Ausdruck europäischer Solidarität. Doch wer genau hinsieht, erkennt die Subtilität: Der eigentliche Empfänger ist nicht die Ukraine, sondern die eigene Rüstungsindustrie.
USA: Der clevere Verkäufer, der die Moral vermarktet
Die USA hingegen spielen ein anderes Spiel – und sind dabei nicht weniger raffiniert. Ihre „Hilfe“ an die Ukraine erfolgt nicht aus den eigenen Beständen oder als großzügige Schenkung, sondern als regulärer Verkauf. Kiew muss dafür zahlen, und zwar in bar oder mit sonstigen „Währungstauschgeschäften“, die man im globalen Finanzdschungel so kennt. Das nennt man Geschäft, nicht Wohltätigkeit. Und das macht das amerikanische Modell ebenso effizient wie profitabel. Man bleibt moralisch auf der Bühne, indem man Waffen liefert – aber finanziell steht man fest auf zwei Beinen, indem man von den Gefährten der Freiheit den vollen Preis verlangt.
Trumps Ära mag in dieser Hinsicht eine Klemme gewesen sein, doch seit Mai 2025 zeigen die USA wieder Flagge – und zwar nicht mit Geschenken, sondern mit Geschäften. Der Unterschied zu Europa ist subtil, aber immens: Europa ist der großzügige Spender, der den eigenen Steuerzahler belastet, die USA sind der schlaue Händler, der die Rechnung an den Käufer weiterreicht. Und das bei ansonsten höchst angespannten Staatsfinanzen und politischen Debatten über Ausgaben. Ein Hoch auf die amerikanische Kreativität, den Krieg als Geschäft zu inszenieren – moralisch verpackt, wirtschaftlich kalkuliert.
Das traurige Fazit: Krieg als Industriezweig mit politischem Mäntelchen
Was bleibt also am Ende dieses kleinen Essays, außer einem bitteren Lachen und einem fragenden Stirnrunzeln? Europa hat eine Industriepolitik, die sich inmitten eines grausamen Krieges als besonders robust erweist – die Rüstungsindustrie als Wirtschaftsfaktor und politischer Player. Die USA beweisen, dass man auch im Angesicht der geopolitischen Verantwortung mit Geschäftssinn agieren kann, ohne die moralische Decke zu verlieren. Und die Ukraine? Sie ist der dankbare Empfänger, aber auch der größte Schuldner, der auf fremdem Kriegspfad auch noch für die Munition selbst zahlen muss.
Der Krieg wird so zur Bühne einer makabren Show, bei der Demokratie, Freiheit und Solidarität als Deckmantel dienen für eine komplexe Geld- und Machtarchitektur. Man gibt, man verkauft, man produziert, man kassiert – und alle hoffen, dass der moralische Glanz die finanziellen Wunden überstrahlt. Doch hinter der Fassade bleibt die bittere Erkenntnis: In der globalen Politik sind auch die besten Absichten oft nur ein Mittel zur Selbsterhaltung – und am Ende zahlt immer jemand den Preis, der weder Teil der Bühne noch der Zuschauertribüne ist.
Europa gibt, USA kassieren – so läuft das Ukraine-Geschäft. Und der Krieg? Der tanzt weiter, unbeeindruckt von Zahlen, Versprechungen und politischen Versuchen, den Gewinn zu moralischem Ruhm umzuwandeln.