Wenn die größte Enzyklopädie der Welt zum Propagandawerkzeug wird

Die neue Weltordnung der Fußnoten

Man stelle sich vor: Eine Enzyklopädie – also ein Bollwerk des Wissens, eine Kathedrale der Aufklärung, ein digitaler Parnass der Fakten – wird infiltriert. Nicht etwa durch Heuschrecken, sondern durch Hyperlinks. Nicht mit Bomben, sondern mit Formulierungen, die so neutral klingen wie „umstritten“, „teilweise belegt“ oder „aus palästinensischer Perspektive verständlich“. Willkommen in der Matrix des Wissens, deren Rückgrat ein kollektiver Konsens ist, ausgehandelt von anonymen Nutzerkonten mit Kosenamen wie „FalastinFreedomFighter92“ oder „ZioNopes1973“.

Die Anti-Defamation League, selbst nicht gerade zimperlich in der Wortwahl, hat jüngst einen Bericht veröffentlicht, der einen Skandal beschreibt, der – wäre er ein Film – irgendwo zwischen „Mr. Robot“ und einer Doku über al-Qaida landen würde. Mindestens 30 Autoren (eine geradezu biblische Zahl, wie man sagen möchte) haben Wikipedia gezielt als Propagandafläche benutzt. Die Rede ist von einer „Koordination“, die mehr Disziplin aufweist als ein nordkoreanisches Ballettensemble. Ihr Ziel: Israel raus, Hamas rein – nicht geografisch, sondern semantisch.

Wenn der Tunnel zum „Widerstandsbauwerk“ wird

Da werden Terroranschläge zu politischen Unmutsbekundungen umdekliniert, Hamas-Raketen zu „emotionalen Hilferufen“ stilisiert und Massaker zu „Vorfällen mit unklarer Faktenlage“ relativiert. Die Enzyklopädie als semantisches Minenfeld. Man könnte meinen, ein paar hyperideologisierte Aktivisten hätten sich die Tastaturen blutig getippt, doch was sich hier abzeichnet, ist weit mehr: ein organisiertes, langfristiges Desinformationsprogramm unter dem Deckmantel der Neutralität.

Der Bericht nennt es „systematische Eingriffe“. Ein Euphemismus, der glatt auch von der Hamas-PR-Abteilung stammen könnte. In Wahrheit: eine digitale Intifada. Die zynische Ironie dabei? Die Täter berufen sich auf die Grundsätze der Wikipedia selbst – Neutralität, Konsens, belegbare Quellen – um genau diese Prinzipien zu unterwandern. Ein semantischer Coup d’État.

Der große Quellenverschiebebahnhof

Es ist das Paradoxon der Moderne: Je mehr Quellen man verlinkt, desto glaubwürdiger erscheint der Unsinn. Da werden tote Links recycelt wie Plastik in Jakarta, Studien aus ideologischen Echokammern als wissenschaftliche Kronzeugen angeführt, und Aussagen von Hamas-Sympathisanten werden unter dem Label „palästinensische Zivilgesellschaft“ verkauft. Es ist das perfekte Verbrechen: unsichtbar, unblutig, unbemerkt.

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Doch was macht das mit einer Plattform, die sich als Hüterin der kollektiven Wahrheit versteht? Es zerstört nicht nur Vertrauen – es installiert neue Wahrheiten. Wer heute „Zionismus“ googelt, trifft auf eine Definition, die klingt, als hätte Edward Said sie persönlich ins Etherpad getippt. Nicht mehr Befreiungsideologie, sondern Kolonialprojekt. Ein Narrativwechsel, orchestriert von Tastatur-Taliban mit VPN-Zugang.

Die Demokratie der Editierbarkeit – Fluch und Fassade

Wikipedia, so heißt es, ist die demokratischste aller Wissensplattformen. Jeder darf mitreden. Jeder darf mitgestalten. Doch was geschieht, wenn diese Offenheit zur Einfallspforte für ideologische Trojaner wird? Wenn das Prinzip der Editierbarkeit von jenen instrumentalisiert wird, die sich einen feuchten Dreck um Objektivität scheren?

Die ADL nennt das „Canvassing“. Klingt wie ein harmloser Nachmittagsworkshop, ist aber in Wahrheit digitale Guerillakriegsführung. Da werden Stimmen mobilisiert, Mehrheiten simuliert, Abstimmungen verzerrt. Das Ganze über externe Kommunikationskanäle, damit der schöne Schein der Wikipedia-internen Konsensfindung gewahrt bleibt. Orwell hätte seine helle Freude an dieser neuen Dialektik: Krieg ist Frieden, Terror ist Widerstand, Hamas ist karitativ.

Neutralität als Feigenblatt der Manipulation

Wikipedia selbst wiegelt ab – wie stets, wenn’s brenzlig wird. Man verweist auf Richtlinien, Moderatoren, die heilige Dreifaltigkeit aus „Diskussionsseiten“, „Requests for Comment“ und dem Wächterrat der Administratoren. Doch was nützen Regeln, wenn sie von jenen gebrochen werden, die sie gleichzeitig zitieren? Die Perversion besteht nicht im Regelbruch – sie besteht im Regelgebrauch zur Unterwanderung. Neutralität wird hier zur Waffe.

Was ist Wahrheit, wenn sie im Konsens ausgehandelt wird? Was ist Objektivität, wenn ihre Aushandlung von den Lautesten dominiert wird? Wikipedia ist längst kein Abbild der Wirklichkeit mehr – es ist ein Schachbrett, auf dem Meinungen zu Fakten werden, wenn nur genügend Bauern im Spiel sind.

Satire trifft Realität: Die neue digitale Zensur

Der bittere Witz an der Sache ist, dass wir es längst gewohnt sind, Desinformation in dunklen Ecken des Netzes zu vermuten – auf Telegram-Kanälen, in TikTok-Videos oder auf Webseiten, die aussehen wie aus der Zeit von Windows 95. Doch dass die große heilige Wikipedia, diese Leuchtturmseite der westlichen Aufklärung, nun selbst zur Gummizelle für Faktenverrenkungen geworden ist, das hat eine Qualität, die jedes Meme zum Weinen bringt.

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Denn mit jedem Klick, mit jeder Google-Suche, mit jedem Sprachmodell, das seine Daten aus der Wikipedia schöpft, wird dieses verzerrte Wissen weiterverbreitet. Der Skandal ist nicht nur die Manipulation – der Skandal ist ihre Unsichtbarkeit.

Und was nun? Eine Ethikkommission für Fußnoten?

Die ADL fordert Expertenpanels, Super-Editoren, politische Task Forces. Ein bisschen Bürokratie gegen die semantische Flut. Man will das Wissen sichern, mit Siegeln, Stempeln und Stellenbeschreibungen. Doch wer entscheidet, wer „Experte“ ist? Wer bewacht die Wächter? Und wann wird aus dem Schutz vor Desinformation eine neue Form von Zensur?

Vielleicht ist das größte Problem nicht die Unterwanderung, sondern unsere Naivität. Der Glaube, dass etwas „objektiv“ sei, nur weil es in der Wikipedia steht. Dass Konsens gleich Wahrheit sei. Vielleicht ist es Zeit, der Enzyklopädie die Unschuld zu nehmen – und uns selbst die Illusion.

Fazit: Die Wahrheit braucht keine Hyperlinks – nur Rückgrat

Was bleibt? Eine bittere Erkenntnis und eine bittere Pointe: Wikipedia war nie der heilige Gral der Wahrheit. Es ist ein Spiegel – und wie jeder Spiegel kann er auch ein Zerrbild sein. Die Wahrheit stirbt nicht an der Lüge, sondern an ihrer schleichenden Umschreibung. Fußnote für Fußnote. Eintrag für Eintrag. Und wenn wir nicht aufpassen, dann ist die nächste Enzyklopädie, die wir lesen, von einer KI geschrieben – mit Daten aus einem System, das längst kein Wissen mehr liefert, sondern Narrative.

Und dann stehen wir da, wissend, aber ohne Wahrheit. Und fragen uns: Wer hat’s geschrieben? Und schlimmer noch – warum wir es geglaubt haben.

Ende der Durchsage. Willkommen im Informationskrieg. Mögen die besten Editoren gewinnen.

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