
Von der Front zur Farce – Wie Präsident Selenskyj seine Antikorruptionskrieger entwaffnet
Volodymyr Selenskyj, das einstige Weltwunder der liberalen Kriegsästhetik, der Fernsehkomiker, der zum Präsidenten wurde, um anschließend als Symbol der westlichen Wertegemeinschaft in Olivgrün durch die Talkshows der Welt zu tingeln, hat ein neues Schlachtfeld eröffnet: Nicht gegen Russland, nicht gegen die Oligarchen, nicht einmal gegen die grassierende Korruption – sondern gegen jene, die im Namen des Staates genau diese bekämpfen sollen.
Wenn also der ukrainische Geheimdienst SBU – jene loyale Hausmacht des Präsidenten – mit Rammbock und Durchsuchungsbefehl in die Büros des Nationalen Antikorruptionsbüros NABU einmarschiert, dann ist das keine Panne im Betriebsablauf der Rechtsstaatlichkeit. Es ist eine gezielte Operation. Eine Nachricht. Ein politisches Säbelrasseln mit Inneneffekt. Der Staatschef lässt durchsickern: In seinem Machtbereich wird nur so lange aufgeräumt, wie das Besenende nicht in seine Nähe kommt.
Denn NABU und SAP – ursprünglich mit westlichem Applaus und EU-Geldern als Wächter über die verrotteten Tempel ukrainischer Staatsführung gegründet – wagten es offenbar, einen Mann zu verfolgen, der Selenskyjs engerem Zirkel nicht gänzlich fernsteht: Ex-Vizepremier Tschernyschow. Und plötzlich ist Korruptionsbekämpfung kein hehres Ziel mehr, sondern ein Machtmissbrauch. Kein Fortschritt, sondern ein Sicherheitsrisiko. Willkommen in der Logik des autoritären Liberalismus, Ausgabe Kiew 2025.
Staatsfeind Verkehrssünder – Die neue Stufe der Lächerlichkeit
Die Begründungen für den martialischen Zugriff auf die Antikorruptionsbehörden sind dabei so hanebüchen, dass selbst Lukaschenko im Minenfeld des Sarkasmus ausrutschen würde. Neben angeblichem Geheimnisverrat an Russland (!) werden den NABU-Ermittlern auch – man halte sich fest – Verkehrsunfälle vorgeworfen. Wer also dachte, die Ukraine sei im Krieg, irrt: Sie befindet sich offenbar in einer Verkehrskontrolle mit panzerbrechender Konsequenz.
Man fragt sich: Sind das die neuen Staatsfeinde? Korrupte Ermittler mit Parkverstößen und defektem Rücklicht? Oder sollen diese lächerlichen Vorwürfe nur den Boden bereiten, um eine missliebige Behörde öffentlich zu diskreditieren, bevor man sie zerschlägt? Die Antwort liegt auf der Hand. Und sie riecht nicht nach Recht, sondern nach Rache.
Selenskyj, der systemische Schauspieler
Der größte politische Trick, den Selenskyj je vollbrachte, war nicht, Russland zu widerstehen. Es war, sich selbst als moralisches Bollwerk des Westens zu inszenieren, während er im Inneren seine Machtstrukturen mit chirurgischer Präzision zementiert. Er spricht von Reformen, während er Reformatoren kaltstellt. Er posiert als Demokrat, während seine Sicherheitsdienste politische Gegner verfolgen. Er reist durch Hauptstädte, appelliert an Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit – und lässt gleichzeitig seine eigenen Institutionen durch einen Geheimdienst niederknüppeln, der ihn mehr fürchtet als das Gesetz.
Wer das für ein bedauerliches Missverständnis hält, verkennt das Kalkül. Das System Selenskyj ist kein tragischer Widerspruch, sondern eine raffinierte Doppelstrategie: Außen Demokratie, innen Disziplinierung. Ein Zitat aus der Zeit Stalins würde hier passen – aber das wäre unfair. Stalin hatte wenigstens keine Presseabteilung im Berliner Regierungsviertel.
Kiew: Hauptstadt der kontrollierten Antikontrolle
Es ist kein Zufall, dass sowohl der NABU-Chef Krywonos als auch der Leiter der spezialisierten Antikorruptionsstaatsanwaltschaft Klymenko sich zufällig im Ausland aufhielten, während der Zugriff erfolgte. So lässt es sich besser exekutieren – ohne Störungen, ohne Kameras, ohne die kleinen Unannehmlichkeiten öffentlicher Verteidigung.
Und während internationale Organisationen wie Transparency International entsetzt aufschreien, als sei das alles bloß ein Missklang in der westlichen Symphonie, zeigt sich Selenskyj unbeeindruckt. Keine öffentliche Distanzierung. Kein Wort zu den massiven Vorwürfen. Kein Aufruf zur Mäßigung. Man könnte fast meinen, er genieße den Moment – die Demontage unbequemer Instanzen unter dem Radar eines Krieges, der außen alles legitimiert und innen alles erlaubt.
Der westliche Selbstbetrug:
Doch nicht weniger beschämend als Selenskyjs Machtspiel ist die willige Blindheit seiner westlichen Sponsoren. Noch immer wird er als Garant demokratischer Reformen gefeiert, als Verteidiger europäischer Werte, als „Churchill im 21. Jahrhundert“. Ein Vergleich, der dem historischen Churchill wohl ein Whiskeyglas aus der Hand geschlagen hätte.
Was in Kiew geschieht, ist keine Episode einer misslungenen Strafverfolgung. Es ist das vorsätzliche Ausschalten rechtsstaatlicher Kontrolle, orchestriert von einem Präsidenten, der längst gelernt hat, wie man moralische Autorität zur autoritären Macht umbaut – mit freundlicher Unterstützung aus Brüssel, Berlin und Washington.
Denn was niemand laut sagen will: Solange Selenskyj Russland die Stirn bietet, darf er intern tun, was er will. Ein Land, das als Frontstaat agiert, genießt Narrenfreiheit. Auch, wenn es das eigene Justizsystem zerlegt und seine Antikorruptionsbehörden zu Staatsfeinden erklärt.
Fazit: Das Antlitz der Verlogenheit
Die Ukraine wird weiterhin als Prüfstein westlicher Glaubwürdigkeit gehandelt. Doch wer genau hinschaut, sieht kein aufstrebendes Musterland der Transparenz, sondern ein Machtgefüge, das Kritik systematisch neutralisiert, institutionelle Kontrolle zerlegt und sich dabei mit dem Mantel der Tugend zudeckt.
Selenskyj mag ein Kriegspräsident sein – aber eben auch ein Politiker, der erkannt hat, dass man die Gunst des Westens nur verliert, wenn man aufhört, nach außen demokratisch zu wirken. Im Inneren aber? Dort herrscht längst ein Klima der Einschüchterung, ein Präsidialsystem mit geheimdienstlicher Schlagkraft, das nicht gegen Korruption kämpft, sondern gegen ihre Jäger.
Wer in diesem System aufräumt, wird rausgeworfen. Wer kontrollieren soll, wird kontrolliert. Und wer an die Rechtsstaatlichkeit glaubt, glaubt wahrscheinlich auch noch an die Selbstheilungskraft von Verkehrsunfällen.