Die neue Bonifatius-Lehre

Wo das Kreuz den Halbmond küsst

Es begab sich aber zu der Zeit, als die Bonifatiusschule II zu Göttingen auf Instagram verkündete, dass nun das Himmelreich erweitert werde. Nicht mehr nur die Bibel ist dort Leitfaden für pädagogische Bemühungen, sondern auch der Koran darf, als interreligiöse Randnotiz, im Kirchenraum Platz nehmen. Der Altar bleibt zwar katholisch, aber wer genau hinsieht, könnte schon bald eine dezente Auslegeware aus orientalischem Muster darunter entdecken – für den Fall, dass jemand spontan niederknien möchte.

Der moderne Katechismus lautet: „Christlich geprägt“ ist, was im Diversity-Portfolio gut aussieht. Alles andere wäre schließlich exklusiv, gar ausgrenzend, also böse. Und was böse ist, wird im 21. Jahrhundert nicht mehr mit dem Fegefeuer, sondern mit Shitstorms bestraft. Also segnet man heute lieber das Multikulturelle, koste es die religiöse Identität, was es wolle. Hauptsache, der Like-Button wird gedrückt und die Schulhomepage bleibt politisch korrekt bebildert.

So sitzt man nun in der „St. Heinrich und Kunigunde“-Kirche, lässt sich zwischen Heiligenfiguren das Kopftuch erklären und vernimmt vom Minbar zwischen Marienaltar und Weihwasserbecken den Satz: „Auf Allah sollen die Gläubigen vertrauen.“ Wer sich dabei wundert, hat offenbar den pädagogischen Zeitgeist verschlafen. Denn heute wird aus einem katholischen Gottesdienst gerne mal eine theologische Fusion, so wie McDonald’s den McRib mit Asia Sauce serviert. Der Kunde will Vielfalt, der Glaube hat zu liefern.

Milli Görüs? Millimeter egal! – Der Imam als Wellnessprodukt

Natürlich könnte man fragen, ob es klug ist, einen Imam mit Verbindungen zur Milli Görüs in einer katholischen Kirche predigen zu lassen. Man könnte auch fragen, ob es gesund ist, mit verbundenen Augen über eine Autobahn zu laufen. Doch wer solche Fragen stellt, hat offenbar den „interreligiösen Dialog“ nicht verstanden.

Denn interreligiöser Dialog bedeutet heute nicht mehr das mühsame Aushandeln gemeinsamer Werte, sondern das devot-naive Hoffen, dass das Gegenüber es schon gut meint. Auch wenn es mit den Schriften der Muslimbruderschaft flirtet oder sich auf Veranstaltungen blicken lässt, bei denen von einer „islamischen Ordnung“ die Rede ist – wir sind ja hier schließlich in Göttingen, nicht in Ankara, also Augen zu und durch.

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Der Imam, der da in der Kirche spricht, hat sich das perfekte Branding zugelegt: interreligiös, dialogbereit, Instagram-tauglich. Ob hinter dem freundlich lächelnden Selfie das organisatorische Rückgrat einer legalistisch-islamistischen Bewegung steckt, ist Nebensache. Hauptsache, der Feed bleibt schön bunt.


Die katholische Schule als multikulturelle Erlebniswelt

Manchmal hat man das Gefühl, die Bonifatiusschule II verwechselte den Religionsunterricht mit einem Workshop für „kulturelle Erlebnisreisen“. Der „Tag der offenen Moschee“ wird beworben wie ein Schulausflug ins Schokoladenmuseum, inklusive Selfies im Gebetsraum. Moscheebesuch? Klar! Kopftuch im Unterricht? Warum nicht! Ditib-Verbindungen? Nun ja, wer wird da so kleinlich sein?

Die katholische Schultradition ist dabei nur noch Dekoration. Ein paar Kreuze hängen noch, vielleicht auch mal eine Kerze. Aber das Herz des Curriculums schlägt längst im Takt des interkulturellen Eventmanagements. Die Kirchenbänke werden zur Bühne für die große Vielfaltsshow: Verschleierte Mädchen in „wunderschöner Landestracht“, Fürbitten in Muttersprachen, die keiner versteht, aber alle beklatschen. Wer genau hinschaut, merkt: Hier wird nicht mehr missioniert, sondern auf politischer Korrektheit meditiert.

Das Bistum schweigt – und der Teufel zwinkert

Das Bistum Hildesheim tut, was man heute von einem kirchlichen Verwaltungsapparat erwartet: Es hält die Füße still und referiert lieber die „Nostra Aetate“, jenes vatikanische Dokument der 60er Jahre, das heute als Rechtfertigungsgrundlage für jede Form von religiösem Ballett zwischen den Konfessionen dient. Dass darin Respekt und Dialog gefordert werden, ist richtig. Dass daraus allerdings ein interreligiöses Schlaraffenland für Islamverbände gebastelt wird, die den Rechtsstaat zum Werkzeug der Umgestaltung betrachten, war vermutlich nicht ganz so gemeint.

Doch das Bistum reagiert nicht – warum auch? Wer heute kirchliche Verantwortung trägt, hat vor allem eines gelernt: Den Skandal verwaltet man am besten, indem man ihn ignoriert. Wenn man lange genug schweigt, ist der nächste Aufreger nur eine Schlagzeile entfernt. Dann reden alle wieder über Klima, Krieg oder die Bundesliga. Bis dahin heißt es: Ruhe bewahren und weiter dem interreligiösen Hochseilakt zuschauen.

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Die Mutter als Störfall – wenn Betroffene plötzlich merken, dass Vielfalt kein Ponyhof ist

Da ist sie, die Stimme aus der Elternschaft: Brigitte U., katholisch geprägt, entsetzt, enttäuscht. Sie wollte für ihre Kinder eine christliche Schule – bekommen hat sie eine moralpädagogische Multikulti-Festwiese, bei der der eigene Glaube nur noch als Staffage dient. Statt Rosenkranz also Ramadan, statt Hostie der Hinweis auf den „Sheytan“, der ins Herz kriecht, wenn man den Imam-Vortrag verpasst.

Doch wehe, man kritisiert das. Dann ist man nicht etwa eine besorgte Mutter, sondern wird wahlweise als ewiggestrig, intolerant oder gar latent rassistisch gebrandmarkt. Wer nicht mitklatscht, wird ausgegrenzt – im Namen der Toleranz, versteht sich. So funktioniert der moderne Ablasshandel: Wer Vielfalt nicht zelebriert, sündigt gegen den Zeitgeist.

Der interreligiöse Frieden – ein Tanz auf dem Vulkan mit Instagram-Filter

Und so läuft es weiter in der Bonifatiusschule II: Die Mädchen hüllen sich, die Jungs lernen den Gebetsruf auf Arabisch, und der Imam kommt wieder, weil es so schön war. Auf der Schulwebsite heißt es dann erneut: „wunderschön“. Und wer daran zweifelt, ist nicht nur „hinterwäldlerisch“, sondern gefährdet angeblich den gesellschaftlichen Frieden.

Doch vielleicht sollte man sich erinnern: Ein Frieden, der aus Ignoranz entsteht, ist nur das Pfeifen im Walde vor dem Sturm. Wenn eine katholische Schule ihren eigenen Glauben so bereitwillig zur Folklore degradiert, dann ist das nicht interreligiöser Dialog, sondern religiöse Selbstaufgabe. Mit einem Lächeln. Und Instagram-Filter.

Amen – oder wie man heute sagt: Mashallah.

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