Willkommen in der postbiologischen Wirklichkeit

Die binäre Zumutung – Warum zwei Geschlechter heute „kolonialistisch“ sind

Es war einmal, in grauer Vorzeit, da galten Dinge wie Gravitation, Photosynthese oder das Vorhandensein zweier Geschlechter als unhinterfragbare Tatsachen. Man nannte diese Dinge damals „Realität“. Doch dann kam der Fortschritt. Der Fortschritt hat bekanntlich viele Gesichter: Er trägt mal Einhornhaarreifen, mal Genderstudies-Abschluss, und manchmal eine scharfe Social-Media-Tirade, die selbst den stärksten Widerspruch in den Boden stampft wie ein pubertierender Sisyphos mit Hantel-Abo.

Heute sind wir klüger. Wir wissen: Nichts ist real, alles ist Dekonstruktion. Der Mond ist kein Himmelskörper, sondern ein weißes, patriarchales Auge, das über uns wacht. Der Stuhl ist kein Stuhl, sondern ein soziales Konstrukt mit vier Beinen. Und „Frau“? Ach bitte! Wer an sowas glaubt, hat wohl den Kolonialismus nie überwunden.

So jedenfalls sehen es jene 200 NGOs, die sich nun empört in die Brust werfen wie hyperaktive Pfauen, weil eine gewisse Reem Alsalem, UN-Sonderberichterstatterin für Gewalt gegen Frauen und Mädchen, das Ungeheuerliche gewagt hat: Sie hat angedeutet, dass Frauen biologische Wesen sein könnten – und nicht einfach eine spirituelle Laune des Selbstempfindens. Skandal! Ein Fall für den postmodernen Inquisitionsrat.

Das biologische Geschlecht – ein imperialistisches Dogma?

In der neuen Theologie des Selbstempfindens ist das Geschlecht nicht mehr an biologische Realitäten gebunden, sondern an den Akt der Deklaration. Wer sagt, er sei eine Frau, ist eine Frau. Punkt. Wer das anzweifelt, outet sich als Anachronist, als rückständiger Biologist – schlimmer noch: als heimlicher Kolonialist.

Denn das Beharren auf „zwei Geschlechtern“ wird heute nicht mehr als biomedizinischer Fakt betrachtet, sondern als Relikt aus der Zeit, als europäische Seefahrer den Globus mit Sextanten, Pocken und Geschlechtskategorien überzogen.

Das Gametenmodell, wonach es in der sexuellen Fortpflanzung Eizellen und Spermien gibt? Igitt! Biologistischer Reduktionismus. Richard Dawkins? Ein Fossil der Kolonialforschung, der sich noch traut, von „Anisogamie“ zu sprechen, als wäre das eine Eigenschaft der Natur und nicht ein Werkzeug westlicher Unterdrückung.

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Die Abschaffung der Frau – ein inklusives Fortschrittsprojekt

Die Linguistik ist bekanntlich das Einfallstor der Weltveränderung. Wer die Wörter kontrolliert, kontrolliert die Wirklichkeit – oder schafft sie gleich ganz neu. Und so wird das Wort „Frau“ heute mit der Sorgfalt einer alten Tapete entfernt: Schicht für Schicht, bis nichts mehr übrig bleibt als „gebärende Person“, „Menstruierende“, „Vagina-Besitzer mit Vorderloch“.

Man könnte meinen, dies sei Satire, doch die Realität hat die Satire längst überholt. Der Mensch wird zur Lego-Figur seiner Identitätsbausteine. Auf das Feld „Geschlecht“ darf jede*r schreiben, was gerade in den Lebensabschnitt passt. Wer morgen Lust hat, in die „non-binäre“ Rolle zu schlüpfen, tut das. Wer übermorgen „Femme-Fluid-Demi-Gender-Queer“ sein möchte, muss das nur laut genug twittern.

Nur eine Gruppe darf das nicht: Frauen, die darauf bestehen, biologisch definiert zu sein. Denn das ist exkludierend. Wer nicht bereit ist, im Schutzraum für Vergewaltigungsopfer einen Mann mit Bart und Penis zu akzeptieren, der sich als Frau identifiziert, betreibt Exklusivität. Und Exklusivität, das weiß jeder, der drei Minuten Gender-Workshop durchgehalten hat, ist die neue Form von Gewalt.

Statistische Magie – wenn Frauen plötzlich Vergewaltiger werden

Die Abschaffung des biologischen Geschlechts hat viele Vorteile – für Männer jedenfalls. In Norwegen etwa schnellte die Zahl der „von Frauen begangenen Vergewaltigungen“ innerhalb von zwei Jahren von zwölf auf 44. Welch ein Triumph der Gleichstellung! Endlich sind auch Frauen mal Täter. Also jedenfalls Frauen, die bis vorgestern noch Männer waren.

Das nennt man in der Kriminalstatistik „Geschlechterparität durch Selbstdeklaration“. Auch in Kanada und Großbritannien freut man sich über diese neuen „weiblichen Straftäter“. Die Polizei fragt freundlich: „Wie fühlen Sie sich heute?“ Und wer „weiblich“ sagt, wird prompt als solcher Täter ins Register eingetragen. Gender ist halt fluide, Vergewaltigung auch.

Frauenräume – ein überholtes Konzept der Cis-Nostalgiker

Räume nur für Frauen? Frauenhäuser? Lesben-Treffen? Alles passé. Schließlich leben wir im Zeitalter der „erzwungenen Inklusion“. Wer heute ein Frauenhaus betreibt, wird schief angesehen, wenn er den Zugang auf Personen mit Uterus beschränkt. Schließlich kann auch ein Mann menstruieren – sagt Twitter. Und wenn ein Mann sich als lesbische Frau identifiziert, ist das zu akzeptieren, sonst hagelt es Hashtags.

TIP:  KREUZ UND QUEER

Die Folge: Frauenhäuser schließen, weil Fördergelder gestrichen werden. Lesben-Gruppen werden verklagt, weil sie nicht mit Männern schlafen wollen, die sich als Frauen identifizieren. In Australien hat ein Gericht der Lesbian Action Group verboten, sich ausschließlich mit biologischen Frauen zu treffen. Wohlgemerkt: Ein Hotel darf explizit schwule Männer bevorzugen – aber Frauen, die unter sich bleiben wollen, sind jetzt gesetzlich suspekt.

Die Kinder – das nächste Schlachtfeld

Der Geschlechterkrieg macht vor Kindern nicht halt. Mädchen, die in der Pubertät ihre eigene Sexualität entdecken und sich unwohl fühlen, werden heute nicht mehr von weisen Frauen begleitet, sondern von Chirurgen und Endokrinologen. Statt „Du bist vielleicht lesbisch“ heißt es: „Du bist trans.“ Und schwupps ist der Weg in die operative Selbstoptimierung geebnet.

70 Prozent der Mädchen, die sich mit Geschlechtsdysphorie an die größte Gender-Klinik Großbritanniens wenden, sind lesbisch. Ein Großteil von ihnen wird später „detransitionieren“, also versuchen, den Schaden wieder rückgängig zu machen – wenn es dann noch geht. Die Brüste sind weg, die Eierstöcke auch, aber wenigstens stimmt die „Genderidentität“ wieder.

Das nennt man Fortschritt. Früher hat man schwule und lesbische Jugendliche in Konversionstherapien gesteckt, heute schickt man sie unters Messer. Der Westen nennt das Emanzipation.

Die cancelbare Frau – wenn Meinungsfreiheit zum Luxus wird

Wer all das anspricht, riskiert heute nicht nur seinen Ruf, sondern sein gesamtes Leben. Frauen, die öffentlich über biologische Realitäten sprechen, werden als „TERFs“ diffamiert – „Trans-Exclusionary Radical Feminists“, eine Art Ketzervokabel der Gegenwart. Das reicht vom Online-Mobbing bis zu realen Morddrohungen.

Einige Frauen verloren ihre Jobs, andere ihre Freundschaften, wieder andere ihren Mut. Manche verloren ihr Leben – an den Suizid. Denn wer die Kategorie „Frau“ verteidigt, wird behandelt, als habe er gerade ein Parteibuch der Taliban gefunden.

Fazit: Die Frau ist tot, es lebe die „Person mit Reproduktionshintergrund“

Reem Alsalem hat mit ihrem Bericht nichts anderes getan als das Offensichtliche zu sagen: Dass Schutzräume für Frauen notwendig sind, dass es zwei biologische Geschlechter gibt, dass Sprache der Wirklichkeit verpflichtet sein sollte.

TIP:  Wildkatze bleibt Wildkatze

Dafür erntet sie den Vorwurf des Kolonialismus. Denn im neuen Weltbild ist Biologie nur noch ein Tool der Unterdrückung. Der Körper ist ein Kostüm. Die Realität ist ein Übergriff.

Man fragt sich fast: Warum hat Alsalem nicht gleich den Erdball abgeschafft? Auch der ist eine binäre Zumutung: Tag und Nacht, Nord- und Südhalbkugel, Ebbe und Flut. Alles Kolonialismus. Alles muss weg.

Nur eines bleibt bestehen: der moralische Hochmut der neuen Tugendwächter. Der ist bekanntlich nicht binär, sondern universal.

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