Patriotismus aus der Portokasse

oder wenn der Waffenhändler den Heiligenschein aufsetzt

Es gibt Momente in der Weltgeschichte, in denen man innehält, um den Lauf der Dinge zu bestaunen, als sei man ein Tourist im Museum des Absurden. Der neueste dieser Momente trägt ein Toupet, einen roten Schlips und eine goldene Selbstgerechtigkeit, die schwerer wiegt als jeder Atomkoffer. Donald J. Trump, der ehemalige, gegenwärtige und vielleicht künftige Reality-Show-Präsident der Vereinigten Staaten, hat also angekündigt, der Ukraine Patriot-Luftabwehrsysteme zu liefern.
„Wir werden ihnen Patriots schicken, die sie dringend brauchen“, sagte er, während er wahrscheinlich mit der anderen Hand versuchte, seinen Golf-Handschuh über die Twitter-App zu ziehen. Und dann, mit jenem typischen Lippenkräuseln, das irgendwo zwischen Selbstparodie und drohender Sonnenfinsternis angesiedelt ist, fügte er hinzu: „Die EU zahlt dafür. Wir zahlen nichts, aber wir werden liefern.“

Man muss diese Worte auf der Zunge zergehen lassen wie einen Whiskey, den man eigentlich nicht trinken sollte, weil man weiß, dass er gepanscht ist. Doch der Schluck lohnt sich, denn die bittere Note ist Programm: Hier spricht kein Präsident, hier spricht der Chef eines Pfandleihhauses für Weltpolitik, der lachend die Registrierkasse bedient, während er humanitäre Werte als Sonderposten auf den Wühltisch wirft.
Die Szene hat etwas von einem makabren Jahrmarkt. Der Krieg als Marktplatz, das Leid als Lieferkette, die Rakete als Rabattaktion.

Der Kaufmann im Weißen Haus – Waffenhandel als Charity-Event

„Wir liefern, ihr zahlt.“ So einfach kann Geopolitik sein, wenn man sie auf die primitive Grundformel des Trumpismus reduziert. Es ist die Trump-Doktrin in ihrer reinsten Destillation: maximale Show, minimale Verantwortung, der moralische Zeigefinger stets nach außen, während die eigene Tasche ausgeleert wird – natürlich nur in Richtung eigener Offshore-Konten.
Man stelle sich vor, die USA wären eine Tankstelle, Trump der Kassierer, und die Europäische Union die übermüdete Autofahrerin, die verzweifelt fragt, ob man auch mit PayPal zahlen kann.
„Klar“, sagt Trump und wirft ihr den Zapfhahn an den Kopf. „Aber den Sprit nehmen SIE mit.“

TIP:  Die Pipeline der Abhängigkeit

Patriot-Luftabwehrsysteme sind keine Bonbons, keine Werbegeschenke und schon gar kein Symbol für selbstlose Solidarität. Sie sind tödliche Hightech-Maschinen, geboren aus dem Schweiß der Rüstungsindustrie, gemästet durch jahrzehntelangen Lobbyismus und politische Schachzüge, die so kompliziert sind, dass selbst Schachcomputer in Tränen ausbrechen würden.
Dass Trump diese Systeme wie Weihnachtsplätzchen verteilt, während er gleichzeitig betont, dass die USA „nichts zahlen“, ist nicht nur ein rhetorisches Kabinettstück, sondern ein offenes Fenster in die verdorrte Seele des spätkapitalistischen Nationalismus. Es ist die Umarmung der Gier, mit einem Lächeln so breit wie ein texanischer Highway.

Europa, der ewige Zahlmeister – oder: Der Hofnarr zahlt die Zeche

Dass die Europäische Union in Trumps Narrativ die Rolle des willfährigen Zahlmeisters übernimmt, ist natürlich kein Zufall, sondern Strategie. Europa soll zahlen, weil Europa immer zahlt. Es ist die Tante, die auf Familienfeiern den Scheck zückt, damit Onkel Donald noch einen dritten Hummer bestellen kann, während er ihr gleichzeitig erklärt, warum sie eigentlich selbst schuld an allem ist.

Die EU – das ist in Trumps Weltbild eine Art humanitärer Geldautomat mit Schluckauf, der sich nicht wehren kann.
„Ihr zahlt, wir liefern“, das klingt in seinen Ohren wie „Ihr seid die dummen Gutmenschen, wir die cleveren Business-Genies.“
Es ist der klassische Trickbetrug der internationalen Politik, serviert mit der Chuzpe eines New Yorker Immobilienhais, der gerade einem Obdachlosen einen Parkplatz vermietet hat.

Waffen als Friedensbotschafter – Willkommen in der Zynismus-Zone

Natürlich kann man argumentieren – und man wird es tun –, dass die Ukraine diese Patriots tatsächlich dringend braucht. Russland bombardiert, was das Zeug hält, und es ist kein Geheimnis, dass ein funktionierendes Luftabwehrsystem den Unterschied machen kann zwischen Überleben und Zerbombtwerden.
Doch Trump geht es nicht um die Ukraine. Es geht ihm nie um irgendjemanden außer sich selbst. Es geht nicht um Demokratie, Freiheit oder den Schutz von Zivilisten. Es geht um Schlagzeilen, um Macht, um Deals.

TIP:  Einfach mal Fresse halten!

Das Patriot-System wird also zur PR-Kampagne, zur Bühne für einen Zynismus, der so dick aufgetragen ist, dass selbst Machiavelli einen Allergieschock bekäme.
Trump verkauft Waffen als Friedensbotschafter – das ist ungefähr so glaubwürdig, wie wenn ein Pyromane Rauchmelder verschenkt.
Er schickt Raketen mit der Großzügigkeit eines Gastgebers, der seine Gäste mit vergifteten Pralinen bewirtet, während er sagt: „Seht her, ich teile doch!“

Die Moral von der Geschichte? Es gibt keine

Was bleibt, ist ein schaler Nachgeschmack und die Erkenntnis, dass die Weltpolitik endgültig zur Reality-Show geworden ist. Trump ist ihr Produzent, Hauptdarsteller und Conférencier in Personalunion. Der Krieg wird zur Kulisse, der Tod zum Requisit, und wer nicht mitspielt, der wird aus dem Skript gestrichen.

Patriot-Raketen für die Ukraine? Sicher. Warum nicht gleich noch ein paar Tomahawks als Dessert? Hauptsache, jemand anderes bezahlt die Rechnung. Die EU macht das schon. Die Europäer zahlen gern für den Schein des Friedens, den man ihnen mit einer Hand verkauft, während man ihnen mit der anderen den Geldbeutel aus der Tasche zieht.

Trump weiß das. Und er lacht.
Vielleicht, weil er längst verstanden hat, dass es in dieser Welt nicht mehr um Recht oder Unrecht geht, sondern nur noch um die richtige Inszenierung.

Oder, um es mit seinen eigenen Worten zu sagen:
„We deliver. You pay.“

Ein besseres Fazit wird es nicht geben.

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