
oder: Wie man mit heißer Luft kalt kassiert
Es war einmal ein Kontinent im Fieber. Die Menschen stöhnten unter dem Gewicht ihrer Stromrechnungen, durchwühlten Discounter-Regale nach Restposten-Margarine und führten hitzige Diskussionen über Heizungsthermostate und kaputte Fahrpläne. Europa taumelte – zwischen Krieg, Klimakrise und Kaufkraftverlust. Doch während draußen das einfache Volk Zähne knirschend auf die nächste Steuererhöhung wartete, herrschte drinnen in den Marmorkorridoren des Brüsseler Glaspalasts eine ganz andere Thermik. Dort, wo Realität durch Pensionsansprüche ersetzt wird, wo Kaffee aus subventionierten Porzellantassen dampft und die Luft nach Macht und Möbelleder riecht, hat man das Volk mal wieder vergessen. Oder, was wahrscheinlicher ist: Man hat es sehr wohl bedacht – und trotzdem beschlossen, sich zu bereichern.
Die Eurokraten steigen auf – und der Steuerzahler ab
32.000 Euro. Nicht etwa für alle, sondern pro Kopf. Pro Jahr. Steuerfinanziert. Geschenkt. Diese Zahl gleicht einem Tritt mit polierten Brüsseler Lederschuhen ins Gesicht des werktätigen Europa. Während man in Palermo verzweifelt nach dem Busfahrplan von 2018 sucht und in Wuppertal der Sozialstaat zu einer Excel-Tabelle verdunstet, gönnt sich die EU-Elite ein Gehaltsplus, das in vielen Mitgliedsstaaten einem Bruttojahreslohn entspricht. Alessandro Chiocchetti, Generalsekretär des Europäischen Parlaments, ist einer der glücklichen Profiteure. Ein Mann, dessen Name klingt wie ein Designeranzug und der nun monatlich 23.235,49 Euro bezieht – beinahe steuerfrei, versteht sich. Schließlich gönnt sich die EU ihre eigene steuerliche Monarchie, in der sich die Progression vor lauter Privilegien ins Mittagsschläfchen verabschiedet hat.
Diese „Gehaltssprünge“ – so nennt man in Brüssel offenbar das, was man anderswo als moralischen Bankrott bezeichnen würde – sind das Resultat einer Beförderungswelle von AD15 auf AD16. Eine kryptische Abkürzung für eine Gehaltsklasse, in der man für das Ausfüllen von Formblättern mehr kassiert als ein Intensivpfleger nach 30 Jahren Schichtdienst. Der Aufwand für diese Promotion? Drei Jahre im alten Amt absitzen, also exakt die Dauer eines schlecht geplanten Infrastrukturprojekts. Und was sagt der Parlamentssprecher? Alle erfüllen die Mindestdienstzeit. Na, dann ist ja alles gut.
Die Aufsteiger der Bürokratie – Namen, die man nie gehört hat, aber teuer bezahlen muss
Wer sind sie, diese glanzvollen Titanen der europäischen Bürokratie? Diese hochdotierten Schattenwesen, deren Namen man nie auf einem Wahlzettel finden wird, obwohl sie mehr Macht über unseren Alltag haben als jeder Bürgermeister?
- Christian Mangold (Kommunikation): Zuständig für das, was nach außen dringt. Also wenig.
- Ellen Robson (Personalwesen): Vielleicht die Architektin des nächsten Gehaltssprungs.
- Juan Carlos Jiménez Marín (Dolmetschlogistik): Weil das Brüsseler Kauderwelsch irgendwie übersetzt werden muss – vorzugsweise in Wohlstand.
- Lorenzo Mannelli (IT und Cybersicherheit): Sicherlich ein Meister im Verschlüsseln von Gehaltslisten.
- Guy Mols (Sicherheit und Schutz): Wahrscheinlich der Mann, der dafür sorgt, dass kein Demonstrant es ins Gebäude schafft.
- Monika Strasser (Haushaltspolitik): Die Ironie liegt in ihrer Jobbeschreibung.
- Michael Speiser (Wirtschafts- und Industriepolitik): Zuständig für das, was in Europa schon lange niemand mehr versteht: Industriepolitik.
Diese Menschen – so irrelevant für den Alltag der Bürger wie ein Sonnenschirm in Lappland – kosten den europäischen Steuerzahler allein durch diese Gehaltserhöhungen jährlich über 324.000 Euro. Und das ist erst der Anfang. Denn die nächste Stufe des Himmelfahrtskommandos ist schon geplant.
Novemberregen in Scheinen – die nächste Beförderungsrunde naht
Kaum ist der Champagner der Juni-Beförderung warm geworden, kündigt sich schon der nächste Geldregen an. Zum 1. November 2025 sollen Anders Rasmussen, Vize-Generalsekretär für Gesetzgebung und Forschung, sowie Sannaleena Lepola-Honig, Generaldirektorin für parlamentarische Partnerschaften, aufsteigen in die Riege der AD16-Götter. Eine Elite der Verwaltung, die nicht regiert, nicht gewählt und nicht abgewählt wird, aber dennoch von sich behauptet, Europa zu lenken. Dabei sieht die Realität so aus: Sie lenken nicht – sie kassieren.
Demokratie kostet – aber muss sie auch fett sein?
Die EU hat viele Probleme. Demokratiedefizit, Legitimationskrise, Populismus. Doch statt sich diesen Herausforderungen zu stellen, vergräbt sich die Brüsseler Aristokratie hinter ihren Diäten, Reisekostenabrechnungen und Auslandszulagen. Während draußen Bauern demonstrieren und Innenstädte veröden, tagt drinnen das Imperium der Hochdotierten.
Und was ist die Rechtfertigung für all das? Verantwortung! – wird man sagen. Komplexität! – wird man murmeln. Alternativlosigkeit! – wird man schreiben. Doch am Ende bleibt der Eindruck, dass Europa weniger von Idealen als von Spesen regiert wird. Dass die Vision einer solidarischen Union zur Karriereplattform verkommen ist – zur Drehtür zwischen diplomatischer Langeweile und finanzieller Dekadenz.
Ein letzter Blick nach unten – bevor der Aufzug wieder nach oben fährt
Vielleicht ist dies der wahre Grund für die Entfremdung zwischen Bürger und Brüssel: Nicht die Entfernung in Kilometern, sondern in Klassen. Eine politische Kaste, abgeschirmt durch Protokoll und Personenschutz, lebt in einer Realität, in der Krisen nur noch Schaubühne sind – inszenierte Kulisse fürs eigene Fortkommen.
Der Europäer unten? Er kann wählen, aber nicht entscheiden. Er kann arbeiten, aber nicht ankommen. Und er kann zahlen – immer. Für die Rente, für die Energie, für die Bürokratie. Für Alessandro Chiocchetti und seine stille Armada. Ein Europa der Eliten, das sich selbst feiert, während das Volk draußen friert.
Europa, quo vadis? Vielleicht einfach mal in den Discounter – und schauen, was man sich noch leisten kann.