Die Regierungen – ein gelebter Beweis für den Dunning-Kruger-Effekt

nie der Gegenwart, dass ausgerechnet jene, die das komplexe Räderwerk einer hochvernetzten Welt am wenigsten verstehen, in ihren Cockpits sitzen wie Kleinkinder in einer Raumfähre – mit großen Augen, klebrigen Fingern und einem unbegründeten Selbstvertrauen, das jeder objektiven Betrachtung Hohn spricht. Der Dunning-Kruger-Effekt, jene empirisch nachgewiesene Verzerrung, bei der die inkompetenten Geister ihre eigene Inkompetenz nicht nur verkennen, sondern fälschlich für Exzellenz halten, hat in der politischen Elite seinen sakralen Tempel gefunden. Einzigartig ist lediglich das Ausmaß.

Es regieren Menschen, deren Bildungsweg irgendwo zwischen einem abgebrochenen Soziologiestudium und einem glanzlosen Aufenthalt im Verwaltungsapparat der Mittelmäßigkeit verlief – aber sie sprechen mit der Gravitas römischer Senatoren und dem missionarischen Ernst von Esoterik-Gurus. Minister mit der intellektuellen Spannweite eines Backofens diskutieren über Energiewenden, Digitalisierung und künstliche Intelligenz, als hätten sie selbst Alan Turing geboren. Staatssekretäre halten Reden über Transformation, während sie nicht einmal ihre PowerPoint ohne Hilfe starten können. Und über all dem schwebt der tragikomische Duft völliger Ahnungslosigkeit – parfümiert mit Begriffen wie Resilienz, Transparenz, Partizipation und Nachhaltigkeit, hinter denen sich nicht Kompetenz, sondern Floskelnestwärme verbirgt.

Der Talkshow-Triumph der Ahnungslosen

Wo sich früher vielleicht noch jemand bemühte, wenigstens so zu tun, als hätte er Ahnung, genügt heute die bloße Pose der Betroffenheit. Die Talkshows der Republik sind voll von Gestalten, die einander in wohlklingender Dürftigkeit überbieten, dabei aber ihre Sätze mit so viel Inbrunst beenden, als hätten sie gerade einen philosophischen Meilenstein gelegt – dabei war es nur der zaghafte Versuch, das Wort „Komplexität“ zu umkreisen, ohne sich selbst zu verletzen. Sie diskutieren mit feierlicher Miene, ob man die wirtschaftliche Lage durch „eine neue Haltung“ verbessern könne, als wäre der Bundeshaushalt ein Chakra.

Ein Ministerpräsident sagt, man dürfe in Krisenzeiten „nicht den Menschen aus dem Blick verlieren“ – als wäre das je gelungen. Eine Bundesministerin erklärt, „Transformation sei ein Prozess“ – ja, wirklich? Und der Himmel ist oben? Man fragt sich, ob diese Menschen eine Regierung führen oder bloß ein Improvisationstheater mit öffentlich-rechtlicher Dauerförderung.

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Vom Innenleben leerer Köpfe – Wenn Arroganz Wissen ersetzt

Es gehört zu den faszinierenden Paradoxien der Macht, dass nicht selten gerade jene Figuren in höchste Ämter aufsteigen, die mit gesundem Selbstzweifel niemals kandidiert hätten. Wer weiß, was er nicht weiß, bewirbt sich nicht für den Vorsitz eines Landes. Wer hingegen in schlichter Seelenruhe davon überzeugt ist, seine durchschnittliche Meinung sei universal gültig, der strebt nach Ministerien, nach Gremien, nach Gipfeltreffen – und dort angekommen, erteilt er Weisungen, deren intellektuelle Substanz sich bei näherem Hinsehen als Pressspan erweist.

Diese Politiker sind keine Versager, sie sind Helden – im Scheitern. Sie sind unerschütterlich in der Überzeugung, alles im Griff zu haben, während sie mit ihrer Terminologie jonglieren wie mit glühenden Eisen, die sie nicht begreifen, aber für stilistisch elegant halten. Sie bauen Windräder, wo kein Wind weht, schreiben Digitalgesetze auf Faxgeräten und erklären Energiesicherheit zur moralischen Kategorie. Wer sie darauf hinweist, wird verdächtigt, zynisch zu sein – als ob Zynismus nicht die letzte Bastion des Verstandes wäre in einer Landschaft voll Inkompetenz.

Die Bevölkerung als Feigenblatt – Partizipation als Placebo

Natürlich – man hört auf „die Menschen“. Man befragt sie. Man lädt sie in „Dialogformate“. Und wer einmal dabei war, weiß: Das ist kein Dialog, sondern ein pädagogisch durchgestyltes Beruhigungsritual. Die Regierenden setzen Bürgerpanels auf, geben dem Ganzen eine Pseudo-Offenheit und präsentieren dann als Ergebnis exakt das, was vorher schon feststand – allerdings mit einem Smiley-Sticker namens Beteiligung versehen.

In Wahrheit wird das Volk nicht gefragt, sondern beschwichtigt. Man verkauft Politik als kollektive Sinnsuche, während man das Ruder bereits in jene Richtung gerissen hat, die man für ideologisch alternativlos hält. Und wer Kritik äußert, der hat es „nicht verstanden“, ist „rechtsoffen“, „toxisch“, „destruktiv“ oder – besonders perfide – einfach „nicht auf dem Stand der wissenschaftlichen Debatte“. Was diese Debatte genau ist, weiß keiner, am wenigsten jene, die sich auf sie berufen.

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Geschichte als Mahnung – und als ignorierte Wiederholung

Es gab Zeiten, da konnte man das Gefühl haben, Regierung sei ein Synonym für Organisation. Heute ist sie eher das Gegenteil. Es ist ein System, das sich aus sich selbst heraus legitimiert, dabei aber zunehmend das Monströse der Beliebigkeit annimmt. Man erinnert sich, wenn man denn will, an historische Episoden, in denen Führung in Unwissenheit mündete – mit katastrophalen Folgen. Doch wer mahnt, gilt als Unruhestifter.

So ist das kollektive Gedächtnis heute ein loses Archiv mit Zugangssperre. Wir kennen die Geschichte – aber wir tun, als wäre sie irrelevant. Man fährt sehenden Auges in die nächste Mauer, in dem man sich gegenseitig bescheinigt, dass Mauern heute inklusiver seien. Und die Warnung wird vom Tisch gewischt mit der Begründung, dass sie nicht „konstruktiv“ sei. Konstruktiv heißt heute: Ja sagen zum Irrsinn, solange er nachhaltig lächelt.

Schlussfolgerung mit doppeltem Boden

Manchmal fragt man sich, ob es wirklich Dummheit ist – oder doch eine hochfunktionale Form des Irrsinns, in der das System genau die hervorbringt, die es braucht: Inkompetente mit Sendungsbewusstsein, Ahnungslosigkeit als Tugend, Überheblichkeit als Kompetenzsimulakrum. Der Dunning-Kruger-Effekt ist kein Unfall – er ist systemimmanent. Die Fähigkeit zur Selbstüberschätzung ist heute Grundvoraussetzung für den politischen Aufstieg. Zweifel ist Schwäche. Denken ist Ballast. Wer fragt, verliert Zeit. Wer antwortet, gewinnt Redezeit.

Und so bleibt uns, dem Fußvolk, nichts als der trockene Trost der Satire – das letzte Territorium, auf dem Wahrheit noch ausgesprochen werden darf, solange sie als Witz daherkommt. Denn in einem System, das vom Wahn regiert wird, ist der Zynismus der letzte Beweis von Verstand.

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