
Eine schriftliche Panikattacke über Krieg, Politik und die absurde Logik unserer Zeit
„Die Ukraine muss den Krieg gewinnen!“ – so lässt es die CDU verlauten, als handele es sich um eine neue Folge von „Game of Thrones“ und nicht um das blutige Schlachtfeld eines realen Konflikts. Jeder, der ein wenig politisches Gespür hat, wusste es im Voraus: Sobald die militärische Großstrategie aus der Oppositionsbank verkündet wird, können wir uns auf propagandistischen Trommelschlag gefasst machen. Dass Kriege in unserer durchökonomisierten Welt noch „gewonnen“ werden müssen, ist eine These, die irgendwo zwischen historischer Amnesie und moralischem Bankrott oszilliert. Aber nun gut – was ist schon eine gesunde Reflexion, wenn es um die Schlagzeilen von morgen geht?
Krieg als „Investition“: Bilanzen des Grauens
Jeder Tote, jede zerstörte Stadt, jede zerrüttete Familie – eine „notwendige Opferung“ im Dienst einer westlich kodierten Freiheit. Und wie immer, wenn es um das „große Ganze“ geht, spielen menschliche Schicksale nur eine marginale Rolle in den kalkulierten Narrativen politischer Statements. Es ist faszinierend, mit welcher Lässigkeit manche Entscheidungsträger strategische Weitsicht für moralische Klarheit halten und die Begriffe „Sieg“ und „Niederlage“ aus dem Vokabular des Schachspiels direkt in die geopolitische Realität projizieren. Krieg wird zur „Investition“ erklärt, mit „Erträgen“ in Form von Stabilität, Sicherheit, territorialer Integrität – als wäre ein Trümmerhaufen nicht genug, um die Farce zu entlarven.
Die dialektische Logik des Eskalationsprinzips
Es gibt kein Maß an Waffenlieferungen, das nicht noch durch eine neue Forderung überboten werden könnte. Jeder Leopard-Panzer führt unweigerlich zur Diskussion über Kampfjets, jede Raketenbatterie zur Forderung nach Langstreckenraketen, jede diplomatische Bankrotterklärung zur nächsten Eskalationsstufe. Einmal in den Kriegssog geraten, gibt es für den politischen Betrieb nur eine Richtung: vorwärts. Rückzug, Nachgeben, Verhandeln? Pah! Alles Verrat! Wer einmal den moralischen Hochsitz erklommen hat, für den gibt es kein Abrüsten mehr. Denn was zählt, ist nicht, ob der Krieg irgendwann endet – sondern dass man selbst nie auf der falschen Seite der Geschichte steht.
Die Realität des „Sieges“
Was bedeutet es, dass die Ukraine diesen Krieg „gewinnen“ soll? Bedeutet es, dass sie alle von Russland besetzten Gebiete zurückerobert? Bedeutet es, dass Russland sich demütig und reumütig ins Nirwana der Weltgeschichte verabschiedet? Bedeutet es, dass Putin seine Kapitulationserklärung per Livestream auf Instagram verliest? Oder bedeutet es am Ende einfach nur, dass westliche Politiker sich auf die Schultern klopfen können, während die Ukraine in Trümmern liegt, aber wenigstens „moralisch“ gesiegt hat?
Der zynische Humanismus der Bellizisten
Die Bellizisten, diese neuen Ritter der heiligen Waffenbrüderschaft, verkleiden ihren Eskalationsfetischismus als humanitäre Notwendigkeit. „Wir müssen der Ukraine helfen!“ – ein Satz, der per se nicht falsch ist, aber in seinem Kontext zum blanken Hohn verkommt. Denn „helfen“ bedeutet in dieser Logik: Immer mehr Waffen, immer mehr Krieg, immer weniger Diplomatie. Frieden? Ein schmutziges Wort. Wer es in den Mund nimmt, wird sofort als Putinversteher, als Appeaser, als 1938er beschimpft.
Dabei bleibt eine simple Wahrheit unausgesprochen: Jeder Krieg endet mit Verhandlungen. Jeder. Die Frage ist nicht ob, sondern wann. Und mit wie vielen Toten, Zerstörungen und irreversiblen Traumata bis dahin.
Das Ende der Geschichte – oder doch nur der Anfang vom Ende?
Die CDU, eine Partei, die einst für pragmatische Realpolitik stand, hat sich in einen Verein von Fanatikern verwandelt, die ihre Geopolitik aus Netflix-Drehbüchern zu beziehen scheinen. Wer von „Sieg“ spricht, hat entweder zu viele Hollywood-Filme gesehen oder das Konzept des 21. Jahrhunderts nicht verstanden. Kriege enden nicht mit Triumphbögen, sondern mit Ruinen. Aber das ist ja nur ein Detail – Hauptsache, die Narrative bleiben sauber.
Und so marschieren wir weiter. Vorwärts. Immer vorwärts. Bis zum bitteren Ende.