
Die Moral von der Fabel: Made in Germany
„Nie wieder!“ – kaum zwei Worte sind derart hochglanzpoliert über den deutschen Schultertugenden angebracht worden wie dieses doppelte moralische Hüftgelenk. Einst war es Mantra, Mahnung und Maulkorb zugleich, ein Zauberspruch gegen den Rückfall in den Abgrund. Doch wie das mit Zaubersprüchen nun mal so ist: Sie wirken nur, solange man sie glaubt. Heute hingegen ist „Nie wieder“ längst ein Kulturdenkmal wie der Berliner Flughafen – ambitioniert begonnen, grotesk gescheitert, teuer im Betrieb. Und so sitzt Deutschland nun in der moralischen Economy-Class, mit der Tendenz zur Notlandung im Nahostdiskurs, während es sich vorn in der Business-Class der Betroffenheit bequem macht. Getränke und Doppelmoral sind inklusive.
Was einst das Auschwitz-Gelöbnis war, ist heute ein Koalitionsschattenspiel zwischen peinlicher Ergriffenheit und postkolonialer Verwirrung. Deutsche Politik, das muss man ihr lassen, schafft es mit bewundernswerter Konsequenz, in jeder historischen Lektion das genaue Gegenteil zu lernen. Man verbeugt sich tief vor den Opfern der Vergangenheit – um sich dann in aller Würde an die Seite ihrer ideologischen Erben zu stellen. In diesem Sinne: Willkommen zur ersten staatlich geförderten Luftbrücke für eine Terrororganisation mit Weltkulturerbe-Ambitionen.
Solidarität auf Arabisch: Die Umkehr des Unumkehrbaren
Wie kommt es eigentlich, dass ein Land, dessen außenpolitischer Kompass jahrzehntelang auf das „besondere Verhältnis“ zu Israel geeicht war, nun tonnenschwere Hilfsgüter gen Gaza fliegt, während Raketen auf Tel Aviv niedergehen? Ach ja, der humanitäre Imperativ. Wer könnte ihm schon widersprechen – außer vielleicht dem gesunden Menschenverstand? Der Humanitarismus, jene säkulare Ersatzreligion deutscher Befindlichkeit, hat längst die konkrete Unterscheidung zwischen Täter und Opfer aus seiner Liturgie verbannt. Die Lage ist komplex, ruft man uns zu – was meistens bedeutet, dass man sich der Komplexität nicht stellen will.
So wird aus den fanatischen Tunnelgräbern der Hamas plötzlich die „palästinensische Zivilbevölkerung“, aus antisemitischer Vernichtungsideologie ein „legitimer Widerstand gegen Besatzung“, und aus deutschen Steuergeldern ein Solidaritätsakt mit zärtlich verklausulierten Mördern. Man liefert Brot und Diesel, während diese die Stromkabel zu Sprengfallen umfunktionieren. Und der deutsche Diskurs? Der diskutiert, ob es moralisch verwerflich sei, bei einem pro-palästinensischen Flashmob die „Intifada“ zu rufen – immerhin habe man ja das Wort „Friedensprozess“ dazugemurmelt.
Pädagogik des Selbsthasses: Deutschland erzieht sich ab
Es ist ein sonderbarer Reflex, der Deutschland in den letzten Jahren befallen hat: das Bedürfnis, auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen – koste es, was es wolle, selbst wenn es die Geschichte selbst ist. Die Kinder von Auschwitz besuchen heute Workshops zur „Dekolonialisierung der Erinnerungskultur“, in denen ihnen beigebracht wird, dass jüdische Opfer zwar zu betrauern seien, aber bitte nur bis zu jenem Punkt, an dem palästinensische Täter die narrative Übernahme antreten dürfen. Wer dem widerspricht, bekommt es mit dem pädagogisch postlinken Korrektiv zu tun: Antisemitismus? Gibt’s nicht – es sei denn, er kommt von einem sächsischen Kegelclub oder einem AfD-Stammtisch.
Die deutsche Bildungslandschaft kultiviert eine neue Art von Dummheit: jene, die sich für besonders aufgeklärt hält. An den Universitäten lernen junge Menschen, dass Zionismus eine Form von Rassismus sei, während die Hamas als „subalterne Stimme des Widerstandes“ durchgeht. Die Tatsache, dass dieser „Widerstand“ bei Gelegenheit Frauen steinigt, Schwule an Baukräne hängt und Juden schlachtet, wird als Ausdruck kultureller Differenz abgeheftet. Diversität, baby.
Die Luftbrücke der Lächerlichkeit
Einmal mehr hebt der deutsche Staat ab – im doppelten Sinne. Während man im Bundestag noch letzte Zweifel darüber austauscht, ob die Hamas tatsächlich antisemitisch sei (man wolle nicht vorschnell urteilen), starten in Ramstein die Transportflugzeuge mit Hilfsgütern. Das Bundeswehrlogo schimmert golden auf dem Rumpf, während darunter „Free Palestine“-Graffiti gegen den Lack kratzen. Es ist das perfekte Sinnbild dieser Farce: Ein Land, das sich nach 1945 schwor, jüdisches Leben nie wieder in Gefahr zu bringen, organisiert heute logistische Hilfe für diejenigen, die jüdisches Leben als Gefährdung empfinden.
Natürlich, so hört man, diene das Ganze ausschließlich der „zivilen Infrastruktur“. Diesel für Krankenhäuser, Mehl für Kinder. Dass man mit Diesel auch Raketen bauen und mit Mehl Sprengstoff strecken kann – Kleinigkeiten. Und wenn doch ein bisschen davon in die falschen Hände gerät? Tja. Fehler passieren. Man kann ja nicht jedes Fass überprüfen. Und überhaupt: Was wäre die Alternative – nichts tun? Genau. Aber dieses Wort kommt im deutschen Diskurs nur dann vor, wenn es um Waffenlieferungen an Israel geht.
Epilog in Moll: Zwischen Merz und Hamas
Was bleibt also von diesem politischen Kabarett, das sich „deutsche Außenpolitik“ nennt? Ein Katalog der Heuchelei, eine Litanei an verpassten Gelegenheiten, ein Manifest des moralischen Selbstbetrugs. Kanzler Merz spricht von „unserer Verantwortung für den Frieden“, während er tatenlos zusieht, wie Hassnachschub mit deutscher Hilfe in Palettenform abgeworfen wird. Die Grünen rufen zu den Waffen, während Gaza mit deutscher Unterstützung wieder aufmunitioniert wird. Und Lars Klingenbeil? Der verwaltet das Ganze mit der Emphase eines Sparkassenkassierers, dem man gerade den Weltfrieden anvertraut hat.
Derweil lebt Israel weiter – allein, belagert, verteufelt. Die deutschen Intellektuellen schreiben Essays über „israelische Apartheid“, untermalt von Ringelpiez mit Keffiyeh. Und wenn dann doch wieder etwas in die Luft fliegt – sei es ein Bus, ein Kinderzimmer oder eine Synagoge in Berlin – dann wird man betroffen sein. Betroffen, aber hilflos. Sprachlos, aber konsequent falsch.
Denn „Nie wieder“, das war gestern. Heute heißt es: „Kommt Zeit, kommt Hamas.“