Willkommen im Tollhaus der Preisgestaltung

Wie Konzerne, Politik und ihre ideologische Starrheit die Inflation befeuern

Es war einmal, in einem beschaulichen Land namens Österreich, wo die Alpen majestätisch thronen, die Mozartkugeln immerzu glänzen und die Politik vor allem eines auszeichnet: die Neigung, Probleme lieber zu verwalten als zu lösen. Hier, im Herzen Europas, tobt eine Inflation, die ihresgleichen sucht. Aber keine Sorge, es sind natürlich nicht die Schuldigen, die zur Verantwortung gezogen werden. Nein, viel bequemer ist es, die Inflation als eine Art Naturgewalt zu betrachten, gegen die man einfach nichts tun kann. Und so nimmt das Elend seinen Lauf, während in anderen Ländern längst gehandelt wird.

Naturkatastrophe oder konzerngeführter Feldzug?

Man stelle sich vor, ein Konzernboss beugt sich über seine Zahlen. „Wir haben da ein Problem“, murmelt er. „Die Energiepreise steigen, die Leute werden knurren.“ Doch dann funkelt seine Miene auf, als er zur nächsten Spalte der Excel-Tabelle gelangt. „Aber was wäre, wenn wir die Preise noch weiter erhöhen? Mal sehen, wie weit wir gehen können, bevor der Pöbel auf die Barrikaden steigt.“ Klingt übertrieben? Nun, nicht laut Christine Lagarde, der Präsidentin der Europäischen Zentralbank, die ganz offen aussprach, was viele nur zu denken wagten: Konzerne „testen“, wie viel Schmerz die Konsumenten zu ertragen bereit sind.

Zwei Drittel der Inflation, so Lagarde, sind dem unersättlichen Hunger nach Übergewinnen zuzuschreiben. Zwei Drittel! Man könnte fast meinen, die Inflation sei weniger ein schicksalhaftes Ereignis und mehr ein konzertiertes Experiment zur Bereicherung der Elite. Die Zahlen des Internationalen Währungsfonds (IMF) untermauern dies: mindestens die Hälfte der europäischen Inflation sei den Krisengewinnen zu verdanken. Und in Österreich? Da sieht die Sache besonders düster aus.

Untätigkeit als Tugend

Warum also hinken wir hinterher? Die Antwort ist so simpel wie ernüchternd: Weil wir nichts tun. Während Spanien, Belgien und Luxemburg Preisdeckel einführten, Mehrwertsteuern senkten und Übergewinnsteuern einhoben, begnügt sich die österreichische Regierung mit wohlmeinenden Ratschlägen. Mieten? Nicht gedeckelt. Lebensmittelpreise? Oh, das regelt der Markt! Energiekosten? Bitte sparen Sie doch beim Duschen.

TIP:  Was gesagt werden muss(te) – aber von diesem Mann besser nie

Dabei zeigt der Blick über die Grenze, dass Preisdeckel eben nicht das Wirtschaftsendzeitszenario heraufbeschwören, das die ÖVP seit Monaten herbeizuphantasieren versucht. Spanien ist nicht im Chaos versunken, im Gegenteil. Das Land floriert. Doch in Österreich gilt: Nichts tun ist besser als etwas falsch zu machen – auch wenn es bedeutet, dass die Bevölkerung weiter ausblutet.

Lohn-Preis-Spirale? Nein, eine Profitsause!

Die Regierung liebt es, den Fokus auf die angeblich zu hohen Löhne zu lenken. Man muss ja schließlich irgendwo die Schuld abladen. Doch was sagt der IMF dazu? Hohe Lohnabschlüsse sind nicht der Haupttreiber der Inflation. Es sind vielmehr die Unternehmen, die ihre gestiegenen Kosten nicht nur weitergeben, sondern sie gleich in eine Profitorgie ummünzen. Als Finanzminister Brunner im ORF-Report die Mär von der „Lohn-Preis-Spirale“ wiederholte, mag das in konservativen Kreisen Applaus geerntet haben. Fakten stören da nur.

Die Realität sieht nämlich anders aus. Während die Reallöhne in Österreich 2022 den größten Verlust seit Beginn der Aufzeichnungen hinnehmen mussten, stiegen die Unternehmensgewinne in schwindelerregende Höhen. Kein Wunder also, dass sich die Kluft zwischen Arm und Reich weiter vergrößert. Dass dies keine unabwendbare Entwicklung ist, zeigt einmal mehr Spanien. Aber Österreich ist eben nicht Spanien. Hier gilt das Dogma: Wer leidet, leidet wenigstens standesgemäß.

Die Lösung? Ja, es gäbe sie.

Die Werkzeuge, um der Inflation Herr zu werden, liegen längst auf dem Tisch. Preisdeckel? Funktionieren. Übergewinnsteuern? Ebenfalls. Mehrwertsteuersenkungen? Ein Klassiker. Doch die österreichische Regierung tut nichts von alledem. Es bleibt beim Mantra der Alternativlosigkeit. Wer allerdings glaubt, dass dieses Nichtstun irgendeine moralische Überlegenheit beweist, der irrt. Es ist vielmehr die Weigerung, den Status quo infrage zu stellen. Denn das würde bedeuten, die heilige Kuh des freien Marktes zu schlachten. Und davor schrecken Schwarz-Grün ebenso zurück wie ein Veganer vor dem Wiener Schnitzel.

Der Preis des Stillstands

Während andere Länder mutig handeln, bleibt Österreich ein Mahnmal der Untätigkeit. Die Menschen zahlen die Rechnung – an der Kasse, bei der Miete, und letztlich mit ihrer Lebensqualität. Doch eines sei gewiss: Die Profiteure dieser Krise schlafen gut. Ihre Konten füllen sich, während die Bevölkerung spart, darbt und hofft, dass der Kelch der nächsten Preiserhöhung vielleicht doch an ihr vorübergeht. Am Ende steht die Erkenntnis: Inflation ist keine Naturgewalt. Sie ist ein System, das von Menschen gemacht wird – und von Politikern, die den Mut nicht aufbringen, es zu ändern.

TIP:  Für die, die sich beleidigt fühlen werden – also alle

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