Warum das Patriarchat nie Ferien macht

Ein Paradies für Männer, eine Hölle für Frauen – und das mit göttlichem Siegel

Stellen wir uns eine Welt vor, in der die Uhr der Emanzipation auf das Jahr null zurückgedreht wird, in der Frauen mehr Rechte an ihrer Teekanne haben als an ihrem Leben, und in der der Begriff „Freiheit“ so verdreht wird, dass er zur Legitimation systematischer Unterdrückung dient. Willkommen in der Vorstellung von „Gerechtigkeit“, wie sie Haiʾat Tahrir asch-Scham (HTS) propagiert – der syrischen Islamistengruppe, die sich nicht nur als religiöse Avantgarde sieht, sondern auch als moralische Großpolizei für eine Welt, die keiner bestellt hat.

Frauen in den Händen von HTS? Das bedeutet in etwa so viel wie ein Tag in einer dystopischen Seifenoper, in der Männer die Regie führen, Frauen aber nicht einmal Statistinnen sein dürfen. Die Ideologie dieser Gruppe liest sich wie ein Handbuch für die perfekte Unterdrückung: Frauen sind Zierde, Objekte des Schutzes – oder eher der Kontrolle – und vor allem Gefangene einer Welt, in der ihre Körper nicht einmal ihnen selbst gehören.

Das neue alte Normal

Unter HTS bedeutet Freiheit für Frauen in erster Linie die Freiheit, ihren Willen mit dem ihrer männlichen Vormunde zu synchronisieren. Burkas, Hijabs und abgenickte Bewegungsprofile gehören dabei zur Grundausstattung eines Lebens, das auf Minimalismus getrimmt ist – zumindest, was Rechte betrifft. Frauen dürfen arbeiten, vorausgesetzt, es stört keinen Mann. Sie dürfen studieren, vorausgesetzt, das Wissen macht sie nicht gefährlich. Und sie dürfen träumen, vorausgesetzt, diese Träume enden vor der Küchentür.

Die Ideologie ist dabei so elegant in ihrer Absurdität, dass sie fast poetisch wirkt. Frauen werden zur „Ehre“ der Familie stilisiert, zu Symbolen von Reinheit und Moral, aber in der Praxis werden sie wie Marionetten behandelt, deren einzige Aufgabe es ist, die Ehre ihrer Peiniger zu wahren. Es ist, als hätte man ein Museum der mittelalterlichen Geschlechterordnung eröffnet und HTS zur Dauerausstellung gemacht.

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Wenn Wissen gefährlich wird

Eines der zentralen Versprechen jeder Unterdrückung ist, den Geist der Unterdrückten zu vernebeln. HTS hat das System perfektioniert: Frauenbildung wird toleriert, solange sie dazu dient, bessere Mütter und Ehefrauen zu formen – nicht etwa denkende Individuen. Mathematik? Nur, wenn sie das perfekte Haushaltsbudget berechnen. Literatur? Nur, wenn sie aus religiösen Texten besteht. Geschichte? Nur, wenn sie beweist, dass Frauen immer schon gehorsam waren.

Doch das wahre Genie dieser Strategie liegt in ihrer Doppelzüngigkeit: Bildung wird als „Recht“ präsentiert, aber in Wirklichkeit wird sie zu einem Werkzeug der ideologischen Indoktrination. Frauen sollen glauben, dass ihre Unterdrückung nicht nur gerecht, sondern auch göttlich gewollt ist. Es ist eine Bildungsrevolution im Rückwärtsgang – und sie funktioniert erschreckend gut.

Regeln für Frauen, Freiheiten für Männer

Das Scharia-System von HTS ist eine Art patriarchales Wunschkonzert, in dem Männer alle Instrumente spielen und Frauen die Zuschauerrolle zufällt – wenn sie überhaupt zugelassen sind. Die Rechte der Frau? Sie existieren, natürlich, aber nur als Fußnote zu den Pflichten. Männer dürfen heiraten, wen sie wollen; Frauen dürfen hoffen, dass ihre Ehe nicht zu einem Albtraum wird. Männer dürfen reisen, wann sie wollen; Frauen dürfen reisen, wenn der Vormund nickt. Männer dürfen entscheiden; Frauen dürfen beten, dass diese Entscheidungen sie nicht ins Verderben führen.

Doch das wahre Drama spielt sich im Alltag ab: Frauen dürfen die Straßen nur verschleiert betreten, ihre Stimmen dürfen nicht laut werden, und ihre Meinungen dürfen höchstens als Flüstern hinter verschlossenen Türen existieren. Sie sind die unsichtbaren Architektinnen einer Gesellschaft, die ihnen keinen Platz in der Öffentlichkeit einräumt – eine Gesellschaft, die sich ihrer Arbeitskraft und Intelligenz bedient, aber niemals ihre Menschlichkeit anerkennt.

Die Hoffnung stirbt zuletzt – oder gleich am Anfang

Was bedeutet die Herrschaft von HTS für Frauen? Sie bedeutet, dass das, was wir als Grundrechte betrachten, unter einer ideologischen Lawine begraben wird. Sie bedeutet, dass Frauen nicht länger Individuen sind, sondern Symbole – für Familie, Religion, Moral – und dass sie diese Symbole mit ihrem Leben verteidigen müssen.

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Doch es gibt Hoffnung. Denn Geschichte hat gezeigt, dass keine Unterdrückung ewig währt. Frauen haben sich immer wieder erhoben, selbst unter den schwierigsten Bedingungen. Sie haben sich organisiert, sie haben Widerstand geleistet, und sie haben für ihre Rechte gekämpft. Vielleicht wird auch eines Tages in den Gebieten von HTS eine Bewegung entstehen, die dieses System herausfordert und die Frauen von den Ketten befreit, die ihnen auferlegt wurden.

Ein trauriges Kapitel in der Geschichte der Frauenrechte

Haiʾat Tahrir asch-Scham ist nicht nur eine Bedrohung für die Freiheit, sondern eine direkte Attacke auf die Würde und Menschlichkeit der Frauen, die unter ihrer Herrschaft leben. Ihre Ideologie ist ein Rückschritt in eine Zeit, die wir längst hinter uns gelassen glaubten. Doch solange Frauen ihre Stimmen erheben und für ihre Rechte kämpfen, gibt es Hoffnung.

Vielleicht, nur vielleicht, wird eines Tages eine Generation von Frauen in der Lage sein, dieses Kapitel der Geschichte zu schließen und ein neues zu schreiben – eines, in dem sie nicht mehr unterworfen, sondern frei sind. Bis dahin bleibt uns nur der zynische Blick auf eine Realität, die ebenso traurig wie abscheulich ist – und der Wunsch, dass der Widerstand gegen diese Ungerechtigkeit stärker sein möge als die Kräfte, die sie aufrechterhalten.

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