Tanz der Profite

Choreografie der Ungerechtigkeit

Die Bühne ist bereitet, der Taktstock gehoben: Willkommen zum großen Dividenden-Walzer des österreichischen Energieriesen Verbund! Während das gemeine Volk den Gürtel enger schnallt, erklingen die Kassen der Aktionär in wohlklingendem Dreivierteltakt. Ein goldenes Jahr liegt hinter dem Konzern, der sich als Dirigent des Reichtums inszeniert – finanziert von Konsument, die ihre Stromrechnungen mit Schweiß und Tränen begleichen. Der Applaus? Tosend – zumindest in den Vorstandsetagen.

Wenn der Gewinn zur Hymne wird

2023, das Jahr der Überfülle. Ein Rekordergebnis jagt das nächste, und der Verbund tanzt mit der Eleganz eines Wiener Opernballs durch die Strompreiskrise. 32 Prozent Gewinnsteigerung! Das ist keine Bilanz, das ist ein Meisterwerk der Profitmaximierung. Doch das wahre Highlight der Saison? Die schwindelerregende Rekorddividende – ein Geschenk, wie es der gemeine Aktionär wohl nur in seinen kühnsten Träumen erwartet hätte. Viermal so hoch wie 2021, vor der Energiekrise. Man könnte fast meinen, der Konzern sei mit einem goldenen Löffel in der Hand geboren worden.

Natürlich, das Ganze hat einen Haken. Oder, um im Walzer-Jargon zu bleiben: einen abrupten Taktwechsel. Der schillernde Reigen wird nicht aus eigener Tasche finanziert, sondern von jenen, die am wenigsten mittanzen wollen – den Konsument. Doch was soll’s? Sie können ja zuschauen. Schließlich ist der Walzer ein öffentliches Spektakel.

Ein Theater der Absurditäten

Ah, der Strompreis! Ein hochkomplexes Konstrukt, das sich offenbar weniger an den Produktionskosten als an den Gesetzen des absurden Theaters orientiert. Warum billig verkaufen, wenn man teuer kann? Der Preis für Strom richtet sich nämlich immer nach der teuersten Produktionsmethode – in diesem Fall Gas. Dass der Verbund fast ausschließlich auf Wasserkraft setzt, spielt dabei keine Rolle. Wasser mag gratis vom Himmel fallen, aber das Geld soll bitteschön in Strömen fließen – in die Taschen der Aktionär.

Das Ergebnis? Österreichische Strompreise erklimmen die Spitze der Weltrangliste. Weltmeister! Und das in einem Land, das sich gern als Vorreiter für grüne Energie inszeniert. Ein veritables Paradoxon: Während die Konsument im Regen stehen, fährt der Verbund Sonnenschein-Gewinne ein.

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Stopp der Übergewinne

Doch halt! Im spanischen Flamenco-Takt wird eine andere Melodie gespielt. Die linke Regierung hat erkannt, dass das endlose Kreisen der Profitspirale nicht zwingend zur Gesellschaftsmelodie passt. Übergewinnsteuer? Aber ja doch! Warum die Taschen der Aktionär füllen, wenn man die Bevölkerung entlasten kann?

Spanien zeigt, wie Übergewinne sinnvoll eingesetzt werden: Steuersenkungen auf Grundnahrungsmittel, höhere Mindestlöhne und Pensionen, kostenloser öffentlicher Verkehr. Der Clou? Eine Bevölkerung, die aufatmet, statt unter Strompreisen zu ächzen. Eine Wirtschaftspolitik mit Herz, Hirn und einer gehörigen Portion sozialem Taktgefühl.

Ein Steuerschritt vor, zwei Schritte zurück

Österreich hingegen wählt eine andere Choreografie. Statt den Verbund zur Verantwortung zu ziehen, tanzt die Regierung brav im Schatten der Dividendenberge. Eine Übergewinnsteuer? Das wäre ja eine Revolution auf dem gesellschaftlichen Parkett – eine unerhörte Zuwiderhandlung gegen das Drehbuch des freien Marktes. Nein, man bleibt lieber bei der alten Choreografie: Konsument blechen, Aktionär feiern. Und so dreht sich der Walzer weiter.

Aber wer weiß? Vielleicht wagt irgendwann jemand, den Tanz zu unterbrechen, die Noten neu zu schreiben und eine Melodie anzustimmen, die nicht nur für wenige Ohren bestimmt ist. Bis dahin aber heißt es für die Bevölkerung: Im Takt der Strompreise strampeln, während der Verbund weiter den Dirigenten gibt.

Der Verbund und das Spiel der Ironie

Die Geschichte des Verbund ist eine Geschichte voller Symphonien. Eine Geschichte, in der Wasserkraft zu Gold wird, während das Volk unter der Last der Rechnungen in die Knie geht. Man könnte fast lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Doch Satire ist der kleine Bruder der Hoffnung, und vielleicht, ja vielleicht, findet sich irgendwann ein Dirigent, der den Takt des Lebens neu bestimmt – einer, der die Klänge der Gerechtigkeit zum Klingen bringt.

Bis dahin bleibt uns nur, den ironischen Refrain des Rekordjahres zu summen:

„Danke für den Strom, der so teuer ist – bezahlt von uns allen, genossen von ein paar wenigen.“

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