Mit Volldampf in die selbstverschuldete Energiekrise

Der große deutsche Energiewunderwahn

Deutschland, das Land der Dichter, Denker und Dekarbonisierer. Hierzulande glaubt man fest an Wunder – vor allem an jene, die sich in Form von Windrädern und Solarpanels materialisieren sollen. Dass die Physik bislang noch keine offizielle Parteimitgliedschaft bei den Grünen oder der SPD beantragt hat, wird geflissentlich ignoriert. Derweil klopfen sich die politisch Verantwortlichen für die ambitionierte Energiewende auf die Schultern – unbeeindruckt von der Tatsache, dass der Anteil von Wind- und Sonnenenergie am Gesamtenergieverbrauch im Jahr 2021 magere 8,5 % betrug. Eine Zahl, die beim Bundesumweltamt fein säuberlich dokumentiert ist, die aber niemand in der politischen Elite je zu Gesicht bekommen haben dürfte. Oder schlimmer: gesehen und trotzdem ignoriert hat.

Verboten, verboten, verboten – Das politische Credo

Woran könnte es nur liegen, dass sich die grüne Energiewende als windiger Wunschtraum entpuppt? Vielleicht daran, dass Deutschland in seiner unnachahmlichen Art alles abgeschafft hat, was verlässlich Energie liefert? Kernkraft? Verboten. Kohlekraftwerke? Stillgelegt. Flüssiggas-Terminals? Abgelehnt. Erdgas-Fracking? Natürlich verboten. CO2-Speicherung? Geht gar nicht! Und während das politische Establishment sich gegenseitig für diesen energiepolitischen Kahlschlag auf die Schultern klopft, stellen sich die Bürger eine zunehmend drängende Frage: Wie genau soll die Versorgungssicherheit bei all dem sich verschärfenden Verbotitis-Wahn gewährleistet werden?

Der Glaube an den grünen Wasserstoff

Doch keine Sorge, die Politik hat selbstverständlich eine Lösung parat: Grüner Wasserstoff. Der heilige Gral der Energiewende, die ultimative Antwort auf jede kritische Nachfrage. Dass Wasserstoff in der Natur nicht vorkommt und seine Herstellung Unmengen an Strom frisst? Geschenkt! Dass dieser Strom ausgerechnet von jenen Wind- und Solaranlagen kommen soll, die gerade einmal einen Bruchteil der benötigten Energie liefern? Ach was! Wer so kritisch nachhakt, ist ohnehin nur ein Ketzer der Klimakirche, ein fossiler Reaktionär, der den Fortschritt sabotieren will.

Realistische Alternativen? Bloß nicht!

Dabei gäbe es durchaus Wege, aus dem selbstgebauten Dilemma herauszufinden – wenn man denn wollte. Man könnte zum Beispiel die drei verbliebenen Kernkraftwerke weiterbetreiben. Oder man könnte heimisches Schiefergas fördern, um unabhängiger von russischem oder katarischem Gas zu werden. Oder – Gott bewahre! – man könnte CO2-Abscheidungstechnologien für Kohlekraftwerke nutzen, um deren Emissionen drastisch zu reduzieren. Und wenn man ganz mutig wäre, könnte man sogar die riesigen deutschen Braunkohlereserven mittels Fischer-Tropsch-Verfahren in klimaneutralen Treibstoff umwandeln. Aber nein, all das wäre viel zu pragmatisch! Schließlich geht es nicht um Lösungen, sondern um moralische Überlegenheit. Und die wird in Deutschland bekanntlich in Megawattstunden Illusionen gemessen.

TIP:  Die perfekte Kombination

Und der Bürger? Zahlt die Zeche.

Die Energiepreise explodieren, der Strom wird rationiert, und an besonders windstillen Tagen darf sich der Deutsche bald wieder an den Charme der guten alten Kerze gewöhnen. Doch all das ist es wert – denn am Ende steht der moralische Endsieg: Deutschland als leuchtendes Vorbild der Welt, ein ökologisches Utopia, in dem die letzten Kohlekraftwerke längst gesprengt wurden und die letzten KKWs in Museen verstauben. Dass die Menschen frieren und Unternehmen abwandern? Kollateralschäden im Kampf für die gute Sache. Und während das Licht langsam ausgeht, bleibt eine letzte Hoffnung: Vielleicht erfinden wir doch noch ein Perpetuum Mobile – oder wenigstens eine Ideologie, die Wärme erzeugen kann.

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