
Ein Hoch auf die Effizienz:
Es ist doch wirklich zu bedauern, wie sehr wir die großartigen Möglichkeiten des Krankseins verkennen. Sie werden krank? Und was tun Sie? Sie rufen beim Arbeitgeber an, murmeln ein paar leidige Worte über Fieber, Husten und die Unmöglichkeit, heute produktiv zu sein. Und schon beginnt der absurde Kreislauf: Arztbesuch, Krankschreibung, Bettlägerigkeit. Warum so umständlich? Warum nicht gleich das naheliegende tun: Urlaub beantragen! Denn Hand aufs Herz, wer bitte braucht Urlaub dringender als jemand, der krank ist?
Urlaub als Heilmittel: Eine unternehmerfreundliche Utopie
Die Logik dahinter ist doch bestechend: Statt einer staubtrockenen Krankschreibung, die ohnehin nur Papierkram für alle Beteiligten bedeutet, gönnen Sie sich einfach ein paar Tage offiziell als „Urlaub“. Der Arbeitgeber? Zufrieden, weil Sie seine Personalplanung nicht durcheinanderbringen. Sie selbst? Glücklich, weil Sie die ultimative Work-Life-Balance erreicht haben – und das ohne schlechtes Gewissen. Eine Win-Win-Situation, die uns alle nach vorne bringt! Denn, so ehrlich müssen wir sein: Der Arbeitgeber kann doch wirklich nichts dafür, dass Sie krank sind. Warum also sollte er darunter leiden? Schließlich ist das Krankwerden eine rein persönliche Angelegenheit, die mit der betrieblichen Effizienz nicht das Geringste zu tun hat.
Kranksein ist der neue Wellness-Trend
Betrachten wir das Kranksein doch einmal aus einem anderen Blickwinkel. Was ist es anderes als eine Art ungebetener, aber nicht minder intensiver Wellnesskur? Sie verbringen Tage, manchmal Wochen, im Bett. Das klingt nach erstklassigem Home-Office ohne Office. Statt Zoom-Meetings: Serien-Marathons. Statt Excel-Tabellen: Hühnersuppe. Wer braucht da noch teure Spa-Hotels, wenn die eigene Couch denselben Erholungseffekt bietet? Und das Beste daran: Sie haben endlich Zeit für all die Podcasts und Bücher, die sonst immer nur auf der To-Do-Liste verstauben. Warum sollte diese Zeit nicht als offizieller Urlaub anerkannt werden?
Ein tragisches Opfer kollektiver Verantwortungslosigkeit
Ah, der arme Arbeitgeber. Immer der Leidtragende in dieser Geschichte. Während Sie daheim mit Ihrer Erkältung ringen, steht er vor einer Misere epischen Ausmaßes: Wer übernimmt Ihre Aufgaben? Wer hält das Rad am Laufen? Und überhaupt, wie kann man von ihm verlangen, für etwas aufzukommen, das weder in seiner noch in Ihrer Macht steht? Es ist, als würde man einem Bäcker vorwerfen, dass die Sonne aufgeht, oder einem Installateur, dass es regnet. Absurd! Natürlich könnte man jetzt argumentieren, dass der Arbeitgeber mit genau solchen Eventualitäten rechnen müsste, schließlich gehört das zu den kalkulierbaren Risiken des Unternehmertums. Aber so ein Argument ist doch nichts anderes als blanker Sozialismus!
Überbewertet und antiquiert
Die Vorstellung, dass jeder Mensch ein unveräußerliches Recht darauf hat, bei Krankheit zuhause zu bleiben, ist nicht nur antiquiert, sondern geradezu dekadent. Es setzt voraus, dass der Mensch an sich ein Wesen von Wert ist, auch dann, wenn er gerade nichts zum Bruttosozialprodukt beiträgt. Welch absurder Gedanke in unserer durchökonomisierten Welt! Warum nicht stattdessen den Krankenstand als ein veraltetes Relikt abschaffen und durch flexiblere Modelle ersetzen? Zum Beispiel könnte jeder Arbeitnehmer pro Jahr eine bestimmte Anzahl an „Krankheitsurlaubstagen“ erhalten, die er dann bei Bedarf einsetzt. Gehen die Tage aus? Nun ja, dann ist es eben Pech, oder, wie der moderne Manager sagen würde: Eigenverantwortung.
In diesem Sinne: Gute Besserung! Und denken Sie daran: Der nächste Urlaub ist nur ein Schnupfen entfernt.