„Fuck the EU!“

Ein Maidan, 5 Milliarden Dollar und der Familienbetrieb Biden- Wie man eine geopolitische Suppenküche aufsetzt, einen Staatsanwalt vom Tisch fegt und den eigenen Sohn auf Weltreise schickt (Laptop inklusive)

Ein fünf Milliarden Dollar teures Geschenk

Da saß sie nun in ihrem Flieger, Victoria Nuland, damals Staatssekretärin für Europa im US-Außenministerium, und ließ mit einem einfachen, doch überaus ehrlichen Satz die Masken fallen. „Fuck the EU“, rief sie – nicht hinter verschlossenen Türen, sondern im vertraulichen Gespräch, das, wie durch Zauberhand, an die Öffentlichkeit gelangte. Und plötzlich war klar, wer hier den Ton angab. Was war schon die EU in diesem geopolitischen Schachspiel? Eine statistische Randnotiz, eine Kollektion aus Bürokraten mit Plattitüden, bereit für die Protokollsektion einer UN-Resolution.

Der Maidan, jenes epische Aufbäumen des ukrainischen Volkes, das zwischen Hoffnungen auf eine demokratische Zukunft und den Realitäten der geopolitischen Klammer der Großmächte zerrieben wurde, schien ein frisches, aufrichtiges Bestreben nach Unabhängigkeit zu sein. Und dann war da noch das liebe Geld. 5 Milliarden Dollar, großzügig verteilt, um die Fäden zu ziehen, in diesem Marionettentheater, das sich so gerne Revolution nennt. Aber lassen wir uns nicht täuschen: Der Maidan war weniger ein Volkstanz als vielmehr ein fein abgestimmtes geopolitisches Ballett, inszeniert von Washington, den Tänzern von Nuland bis hin zum damaligen US-Vizepräsidenten Joe Biden.

Europa durfte zuschauen, zögernd und zitternd, ein Protagonist wider Willen. Während in den ukrainischen Straßen Scharfschützen auf Menschen schoßen und Barrikaden errichtet wurden, rollten im Hintergrund die Dollarzeichen über die Bildschirme der Entscheidungsträger in Washington. Fünf Milliarden Dollar, das ist eine Summe, bei der einem schwindlig wird. Doch was genau hat man eigentlich damit erkauft? Frieden? Freiheit? Wohlstand? Oder schlicht und einfach Einfluss, destilliert aus einer Melange aus geopolitischen Interessen und einer gehörigen Portion Zynismus?

Der Vizepräsident und sein verlorener Sohn

Und genau hier betritt unser zweiter Hauptdarsteller die Bühne. Joe Biden, damals Vizepräsident der Vereinigten Staaten und der lachende Onkel aller, der immer so freundlich wirkt, als wolle er einem das letzte Stück Kuchen vom Teller stehlen, und Hunter Biden, sein Sohn. Hunter, das enfant terrible, das sich eher in exklusiven Hotelsuiten mit zweifelhaftem Anhang und Crackpfeife zu Hause fühlte, als im Büro eines Aufsichtsrates. Aber Bürokratie ist ja sowieso etwas für andere.

TIP:  500 Tage

Natürlich ist es purer Zufall – wie so oft im Leben der Reichen und Einflussreichen – dass Hunter Biden genau in dem Moment, in dem die Ukraine mitten in der politischen Umstrukturierung nach dem Maidan taumelte, einen veritablen Posten bei Burisma, einer der größten Gasgesellschaften des Landes, bekam. Ein junger Mann, dessen herausragendste Leistung bis dato war, durch diverse Reha-Zentren und Bordelle zu stürmen, mit der Dringlichkeit eines Mannes, der auf der Flucht vor seiner eigenen Verantwortung ist.

Doch Hunter war kein gewöhnlicher Mann. Nein, er war der Sohn des Vizepräsidenten, und dieser Vizepräsident hatte ganz zufällig die Aufgabe, die Ukraine-Politik der USA zu überwachen. Was lag da näher, als den nutzlosen Sprössling in den Vorstand einer ukrainischen Gasfirma zu hieven, ohne jede Erfahrung im Energiesektor, dafür aber mit einem berühmten Nachnamen im Gepäck?

Joe Biden – der moralische Kompass der westlichen Welt – hatte keinerlei Bedenken, dass es hier nach einem Interessenkonflikt riechen könnte. Nein, was zählte, war die gute Sache: Die Demokratie retten, indem man die Hand auf den Puls des ukrainischen Energiemarktes legt, mit Sohnemann als stillen Beobachter.

Der ukrainische Staatsanwalt, der zu viel wusste

Jede gute Geschichte hat einen Bösewicht, der eher unfreiwillig zum Helden wird. Viktor Schokin, der ukrainische Generalstaatsanwalt, passt perfekt in diese Rolle. Schokin hatte den unangenehmen Job, gegen Korruption zu kämpfen – und das in einem Land, in dem Korruption nicht bloß eine Randerscheinung ist, sondern zur DNA des Systems gehört. Und eines Tages, so erzählt man sich, kam Schokin den Machenschaften von Burisma und damit auch Hunter Biden zu nahe. Ein ungemütlicher Zufall, der Schokin zum Ziel machte.

Nun könnte man meinen, dass in einem Land wie der Ukraine, in dem Korruption mehr ist als bloß ein gelegentliches Trinkgeld unter Freunden, ein Staatsanwalt, der ernsthaft gegen diese Praktiken vorgeht, hochgelobt und unterstützt würde. Aber weit gefehlt. Stattdessen fand sich Schokin plötzlich im Visier. Wer hätte gedacht, dass ein Staatsanwalt, der seiner Arbeit nachgeht, so gefährlich werden könnte?

TIP:  Wichtig und Richtig, oder Zensur

Joe Biden jedenfalls nicht. Ganz im Gegenteil: Der damalige Vizepräsident brüstete sich in einer öffentlichen Veranstaltung mit der Tatsache, dass er der ukrainischen Regierung ein Ultimatum gestellt habe. Entweder Schokin fliegt – oder die USA halten eine Milliarde Dollar an Kredithilfen zurück. Eine Milliarde für den Kopf eines Staatsanwalts. Kein schlechter Preis, könnte man meinen. Und siehe da: Schokin war schneller weg, als man „Demokratie“ sagen konnte.

Ein Laptop voller Geheimnisse (oder doch nur Crack und Nutten?)

Und nun kommen wir zum vielleicht unterhaltsamsten Teil dieser Farce: Hunters Laptop. Ein Gegenstand, der es trotz seiner physischen Kleinheit geschafft hat, ein Politikum globalen Ausmaßes zu werden. Dieser Laptop, der auf wundersame Weise in einer Reparaturwerkstatt landete und dort, anstatt abgeholt zu werden, wie ein vergessenes Stück Gepäck zurückblieb, enthielt allerlei hochbrisantes Material.

Es war ein digitales Tagebuch des Dekadenten: Videos, E-Mails und Bilder, die Hunter Biden in seiner ganzen Pracht zeigten – von den Tiefen seiner Drogensucht bis zu seinen nächtlichen Eskapaden mit Prostituierten. Doch das war nicht alles: die darauf gefundenen Daten sorgten kurz vor der US-Wahl 2020 für erheblichen Wirbel. Die darin enthaltenen E-Mails und Fotos legten Verbindungen zwischen Hunter, seinem Vater Joe Biden und fragwürdigen Geschäften in der Ukraine nahe. Gegner von Joe Biden nutzten diese Enthüllungen, um Korruptionsvorwürfe zu erheben und seine Integrität zu untergraben. Die Berichterstattung über den Laptop wurde jedoch von vielen großen Medien als potenzielle Desinformationskampagne eingestuft, was die öffentliche Wahrnehmung und Diskussion um das Thema stark beeinflusste. Es fand eine mediale und technologische Zensur, was insbesondere konservative Stimmen in den USA laut kritisierten. Letztlich konnte Joe Biden dennoch die Wahl gewinnen, auch wenn die Laptop-Affäre als eines der vielen polarisierenden Elemente des Wahlkampfs galt.

Eine Milliarde Dollar, Korruption und der Schatten der Zukunft

Was bleibt am Ende dieser bitteren Komödie? Eine Ukraine, die zwischen den Fronten der großen Mächte aufgerieben wird, ein Amerika, das die moralische Hoheit über Demokratie beansprucht und dabei seine eigenen moralischen Leichen im Keller versteckt, und eine Familie Biden, die sich in der Grauzone zwischen Einflussnahme und Familienfürsorge bewegt.

TIP:  Die Sicherheitsarchitektur der Angst

Die Geschichte von Victoria Nulands 5 Milliarden Dollar, Hunter Bidens Gas-Abenteuer und dem ukrainischen Staatsanwalt, der zu viel wusste, ist nicht nur ein Zeugnis von geopolitischen Machenschaften. Sie ist auch eine Lektion in Hybris, in der eklatanten Missachtung von Transparenz und Moral, in der skrupellosen Ausnutzung eines Landes, das sich nach Freiheit und Gerechtigkeit sehnt.

Und wenn Sie das nächste Mal jemanden „Fuck the EU“ sagen hören, denken Sie daran: In der Politik geht es selten um das, was gesagt wird – es geht um das, was im Hintergrund getan wird. Die Ukraine ist das Schachbrett, die Figuren sind längst aufgestellt. Wer am Ende gewinnt, ist offen. Aber eines ist sicher: Die Bürger, die auf dem Maidan standen, sind es wohl nicht.


Weiterführende Quellen und Links:

  • „Victoria Nuland’s Remark on the EU“ – The Guardian, 2014
  • Hunter Biden and Burisma – The New York Times, 2019
  • Joe Biden’s Influence in Ukraine – Politico, 2020
  • The Hunter Biden Laptop Controversy – NBC News, 2020
  • The Role of US Aid in Ukraine’s Maidan – Foreign Affairs, 2015

Das wäre die bittere Realität, verpackt in ein satirisches Gewand. Aber Lachen kann ja bekanntlich helfen, die Welt ein wenig erträglicher zu machen.

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