FRAU? WAS IST DAS?

Die Kunst, sich selbst abzuschaffen

Es war einmal eine Zeit, in der Frauenrechte und Sichtbarkeit zentrale Anliegen der gesellschaftlichen Debatte waren. Damals, als Feministinnen der ersten Stunde sich die Haare rauften und ihre BHs als Fanal für die Freiheit verbrannten, war Weiblichkeit noch ein Stolz und kein Missverständnis. Und heute? Heute präsentiert uns Wien die Lösung für ein Problem, von dem niemand wusste, dass es existiert: geschlechtsneutrale Piktogramme. Schwangere, so versichert man uns, können nun auch genderneutral dargestellt werden. Sie sind jetzt … ja, was eigentlich? Ein geometrischer Kreis mit Beulen? Eine Fiktion im öffentlichen Raum?

Progressiv sei das, jubeln linke Meinungsmacher. Eine Revolution der Darstellung! Doch für wen eigentlich? Für jene unermüdlichen Twitter-Dekonstrukteure, die sich nachts in ihren ideologischen Bunkern einschließen und die Welt aus Pixeln neu zusammenbauen? Oder für jene Frauen, die noch immer darum kämpfen, im realen Leben nicht mit 20 % weniger Lohn abgespeist zu werden?

Die Unsichtbarkeit der Frau

Man mag uns erklären, dass diese Neuerung Inklusion bedeute. Aber was wird eigentlich inkludiert? Ein seltsam abstraktes Ideal von Menschlichkeit, das sich so verzweifelt an der Unbestimmtheit klammert, dass es am Ende nichts mehr darstellt? Schwangere sind Frauen. Punkt. Keine geschlechtsneutralen Hybride, keine Sozialkonstrukte. Dass man das im Jahr 2024 überhaupt betonen muss, ist die wahre Absurdität.

In Wahrheit findet hier keine Revolution statt, sondern eine Entweiblichung. Aus der Frau wird ein „Subjekt mit potenziell gebärfähiger Kapazität“. Und während wir uns in den Windungen dieser sprachlichen Verrenkungen verfangen, könnten wir eigentlich auch gleich fragen: Wenn eine Schwangere kein Weib mehr ist, was bleibt dann überhaupt von der Frau?

Der Feminismus im Grabe

Die großen Feministinnen, die Simone de Beauvoirs und Clara Zetkins dieser Welt, drehen sich vermutlich im Grab wie Ventilatoren, wenn sie hören, dass die Errungenschaften ihres Kampfes für Sichtbarkeit jetzt buchstäblich ausgelöscht werden – pixelweise, versteht sich. Sie haben für das Wahlrecht, das Recht auf Arbeit und die Befreiung vom Patriarchat gekämpft, nur damit am Ende niemand mehr so genau wissen darf, was eigentlich eine Frau ist.

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Das eigentliche Paradoxon ist doch: Während in einigen Teilen der Welt Frauen noch immer nicht Auto fahren oder ohne männliche Begleitung einkaufen dürfen, schaffen wir sie hier systematisch aus der Symbolwelt ab. Wer profitiert von dieser absurden Inszenierung?

Identität als Lifestyle

Es ist in Deutschland mittlerweile ein Leichtes, sein Geschlecht per Antrag zu wechseln. „Weiblichkeit“ ist kein biologisches Faktum mehr, sondern ein Lifestyle-Element. Willst du weiblich sein? Kein Problem. Ein Kreuz auf dem Formular, ein neuer Ausweis, und voilà: Willkommen in der Welt der Frauen! Nur: Was bedeutet Weiblichkeit dann überhaupt noch?

Frauen kämpfen seit Jahrzehnten darum, ihre spezifischen Probleme und Anliegen sichtbar zu machen. Und jetzt, wo man sie endlich sieht, sollen sie sich in der anonymen Masse geschlechtsneutraler Symbole auflösen? Das ist, als würde man jahrzehntelang ein Restaurant aufbauen, nur um es dann als Franchise ohne Namen zu vermarkten.

Das Piktogramm als ideologische Kampfzone

Man könnte meinen, es ginge bei all dem nur um ein paar Zeichen an einer Haltestelle. Doch nein, hier findet ein größerer Krieg statt: ein Krieg um Begriffe, Identitäten und letztlich um die Wahrheit. Die geschlechtsneutralen Piktogramme sind das Symptom einer größeren Krankheit – einer gesellschaftlichen Debatte, die sich so in ihrer eigenen Progressivität verrannt hat, dass sie am Ende rückschrittlicher ist, als sie je war.

Denn wo endet das? Werden wir demnächst Muttertagskarten verschicken, die „Elterntag“ feiern? Wäre es nicht einfacher, den Begriff „Mensch“ gleich ganz abzuschaffen und stattdessen nur noch von „Individuen“ zu sprechen?

Was bleibt von der Frau

Am Ende steht die Frau – oder besser: das, was von ihr übrig bleibt – allein da. Nicht mehr sichtbar, nicht mehr benannt, sondern in einer diffusen Wolke aus Ideologie aufgelöst. Und während sie versucht, ihren Platz in einer Welt zu finden, die sie nicht mehr sehen will, applaudiert ein kleines Grüppchen von Meinungsmachern.

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Was sie dabei nicht merken: Diese Unsichtbarkeit ist keine Befreiung, sondern eine neue Form der Unterdrückung. Frauen müssen nicht entneutralisiert, sondern bestärkt werden. Sie müssen nicht unsichtbar gemacht, sondern in ihrer Vielfalt dargestellt werden. Denn am Ende ist das, was uns ausmacht, nicht unsere Neutralität, sondern unsere Einzigartigkeit.

Schlussgedanken

Man könnte fast darüber lachen, wäre es nicht so traurig. Geschlechtsneutrale Schwangere sind keine Revolution, sondern eine Farce. Sie sind ein weiteres Kapitel in der Geschichte einer Debatte, die immer absurder wird. Und während wir uns im Kreis drehen, bleibt die eigentliche Frage unbeantwortet: Was ist eine Frau?

Vielleicht sollten wir zurück zu den Basics: Frauen sind Menschen. Aber sie sind auch mehr. Sie sind Mütter, Töchter, Schwestern, Kämpferinnen, Wissenschaftlerinnen, Künstlerinnen, Politikerinnen. Sie verdienen es, als solche gesehen zu werden – und nicht als Piktogramme, die vor lauter Neutralität nichts mehr darstellen.


Quellen und weiterführende Links

  1. Wiener Linien: Neue Piktogramme – eine Kontroverse
  2. Debatte um geschlechtsneutrale Darstellung von Schwangeren – Kommentar im Standard
  3. Genderfragen: Eine Übersicht über den deutschen Transsexuellengesetz-Reform
  4. Die Geschichte des Feminismus – eine Analyse
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