
Die Demokratie ist heute der Feind aller aufrechten Demokraten
Es gibt sie, diese Gestalten, die als obskure Fußnote in die Geschichtsbücher eingehen werden, wenn überhaupt. Frau Nancy F., ihres Zeichens Verwaltungsfurie und selbsterklärte Wächterin des demokratischen Anstands, hat jedoch eine beeindruckende Fähigkeit entwickelt: Sie verwandelt das klare Licht der Vernunft in ein durch Vorzimmer und Paragrafendschungel zerstreutes Irrlicht. Man fragt sich, ob sie je einen Gedanken zu Ende gedacht hat, oder ob ihre Reden und Handlungen nicht vielmehr das Produkt einer politischen Nebelmaschine sind, die sich selbständig gemacht hat.
Frau F., die in ihren gestärkten Blusen und akkurat gebügelten Hosenanzügen so aussieht, als sei sie von einem Handbuch für Verwaltungsästhetik inspiriert, liebt es, von der „Gefahr für die Demokratie“ zu sprechen. Aber wehe dem, der diese Phrase zu analysieren wagt. In ihren Händen wird „Demokratie“ zu einer hohlen Vokabel, die nach Belieben gedehnt, gestaucht und verdreht wird, bis nichts mehr übrig bleibt als eine amorphe Masse aus politischen Floskeln und moralischen Appellen. Das ist die wahre Kunst von Frau F.: Sie spricht nicht, um zu kommunizieren, sondern um zu verhindern, dass irgendjemand auf die Idee kommt, sie könne möglicherweise selbst das Problem sein.
Die Kunst der empörten Beliebigkeit
Man muss Frau Nancy F. jedoch eines lassen: Ihre Empörung ist von nahezu mathematischer Präzision. Egal ob es um „antidemokratische Tendenzen“ geht (was immer das sein mag) oder um „die Spaltung der Gesellschaft“ (ein Begriff, so dehnbar wie ein Gummiband aus der Kreidezeit) – Frau F. findet stets den genauen Punkt, an dem die öffentliche Aufmerksamkeit am größten und die intellektuelle Durchdringung am kleinsten ist.
So stand sie neulich wieder auf einer dieser unzähligen Pressekonferenzen, die sich nur durch die Farbe des Hintergrundbanners und die Marke der angebotenen Kekse unterscheiden lassen, und erklärte mit ernster Miene, dass „die Demokratie heute gefährdeter ist als je zuvor“. Kein Journalist fragte nach, warum das eigentlich so ist. Und das ist auch gut so, denn die Antwort hätte wahrscheinlich länger gedauert als die durchschnittliche Amtszeit einer demokratisch gewählten Regierung.
Frau F. hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle, die nicht ihrer Meinung sind, als „Gefährder“ abzustempeln. Dass dies ironischerweise genau das autoritäre Verhalten ist, das sie angeblich bekämpft, scheint ihr nicht aufzufallen – oder es ist ihr schlichtweg egal. Vielleicht liegt darin ihre wahre Genialität: eine Art politischer Zen-Meisterschaft, die darin besteht, Widersprüche so konsequent zu ignorieren, dass sie sich in Luft auflösen.
Demokratie als Selbstzerstörungsmechanismus
Was ist Demokratie, wenn nicht die Herrschaft des Volkes durch das Volk und für das Volk? Doch in der Welt von Frau Nancy F. wird dieser uralte Grundsatz auf den Kopf gestellt. Hier regiert nicht das Volk, sondern eine kleine Clique von Funktionären, die mit erstaunlicher Regelmäßigkeit davon überzeugt sind, besser zu wissen, was das Volk braucht, als dieses Volk selbst.
Die Ironie daran ist nicht zu übersehen: Während Frau F. in Sonntagsreden die Demokratie verteidigt, arbeitet sie werktags fleißig daran, jede Form echter Mitbestimmung zu sabotieren. Bürgerentscheide? Zu kompliziert. Direkte Demokratie? Zu gefährlich. Transparenz? Zu anstrengend. Stattdessen setzt sie auf eine Mischung aus wohlklingenden Phrasen und inhaltsleeren Gesetzesentwürfen, die in ihrer Unverständlichkeit nur noch von den dazugehörigen Pressemitteilungen übertroffen werden.
Das Theater der Demokratieverteidiger
Natürlich ist Frau F. nicht allein. Sie ist Teil eines größeren Ensembles, eines Theaters der Selbstgerechtigkeit, in dem jeder eine Rolle spielt, aber niemand Verantwortung übernimmt. In diesem absurden Stück ist die Demokratie keine lebendige Idee mehr, sondern ein Dekorationsgegenstand, der je nach Bedarf zurechtgerückt wird.
Die Zuschauer, also wir, das Volk, dürfen derweil applaudieren oder buhen, aber bloß nicht zu laut, denn sonst könnten wir als „demokratiefeindlich“ gelten. Und so schauen wir zu, wie Frau F. und ihre Mitstreiter mit ernsten Gesichtern über die Bühne stolpern, während sie sich gegenseitig auf die Schulter klopfen und dabei immer wieder betonen, wie wichtig ihre Arbeit für den Fortbestand unserer Gesellschaft ist.
Ein Augenzwinkern für die Demokratie
Man könnte meinen, das alles sei zum Verzweifeln. Aber vielleicht ist es genau das, was Frau F. und Konsorten uns lehren wollen: dass Demokratie keine ernste Angelegenheit mehr ist, sondern ein absurdes Schauspiel, in dem die größten Narren die lautesten Applaudierenden sind.
Vielleicht sollten wir uns also nicht ärgern, sondern lachen – nicht aus Zynismus, sondern aus einer Art liebevoller Verzweiflung. Denn am Ende sind wir alle Teil dieses seltsamen Spiels, ob wir wollen oder nicht. Und vielleicht, nur vielleicht, liegt genau darin die wahre Stärke der Demokratie: dass sie selbst dann überlebt, wenn Menschen wie Frau Nancy F. sie zu verteidigen versuchen.