Fleischkonsum ist sexistisch

Die fleischige Unterdrückung der Weiblichkeit

Es gibt Momente, in denen man die Nachrichten liest und sich fragt, ob wir als Gesellschaft kollektiv die Gabe zur Differenzierung verloren haben. Ein solcher Moment ereignet sich, wenn ein gewisser Martin Winter, seines Zeichens veganer Ernährungssoziologe, im Spiegel das Wort ergreift und mit einer Beharrlichkeit, die man sonst nur aus Fleischersatz-Promotionen kennt, behauptet, dass Fleischkonsum sexistisch sei. Ja, Sie haben richtig gehört: Ein saftiges Steak ist nicht nur eine Sünde gegen die Umwelt, sondern auch ein Phallus auf dem Teller, der die patriarchale Unterdrückung symbolisiert. Doch halt, bevor Sie in panisches Kichern verfallen – bleiben Sie bitte ernst. Denn was Winter hier mit fleischloser Verve erklärt, ist die radikale These, dass Männer, die Fleisch essen, im Grunde genommen eine primitive Form von Machtausübung betreiben. Frauen werden unterworfen – und zwar durch Filet und Schweineschwarte.

Wir müssen also innehalten und uns fragen: Wenn das Mittagessen zum Symbol männlicher Dominanz mutiert, was bedeutet das für den Sonntagsbraten bei Oma? Ist das Festmahl gar ein ritueller Akt der patriarchalen Überlegenheit? Und wird das Huhn in der Suppe, das als Hahn identifiziert werden möchte, zum nächsten sozialen Schlachtfeld?

Die letzte Bastion der Maskulinität

Schauen wir uns einmal um: Es ist Sommer, die Grillsaison blüht auf. In Parks und Gärten trifft man sie, die Männer, bewaffnet mit riesigen Zangen, die ihre Würstchen und Steaks drehen, als sei dies ein Akt männlicher Schöpfungskraft. Und in dieser Szenerie, sagt Winter, erkennen wir die symbolische Unterdrückung. Das Brutzeln des Fleisches – einst nur ein banales Vergnügen – wird nun zur Manifestation toxischer Männlichkeit. Denn wer Fleisch konsumiert, pflegt nicht nur seinen Magen, sondern auch die alten patriarchalen Traditionen, so die steile These des Soziologen.

Ist der Grill somit das letzte Bollwerk des weißen, cis-männlichen Privilegs? Sind die saftig bräunenden Filets nichts weniger als die Erinnerung daran, dass Männer schon immer – und bitte, das Wort „immer“ in großen, rotglühenden Lettern denken – an der Spitze der Nahrungskette standen? Man fragt sich fast, ob der nächste Schritt in diesem Denkschema die Befreiung der Sojapflanze aus dem kapitalistischen Agro-Komplex ist. Doch das ist eine andere Baustelle.

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Die Krise der fleischfressenden Jugend

Martin Winter ist besorgt. Und das mit gutem Grund, wie er sagt. Denn während der Anteil der Veganer und Vegetarier in den vergangenen Jahren relativ stabil blieb, steigt der Fleischkonsum unter jungen Menschen. Vor allem Männer verteidigen ihr Steak mit geradezu aggressiver Hingabe. Die Appelle, den Fleischkonsum zu reduzieren, verhallen im Nichts, die Fronten verhärten sich. Und so entsteht die absurde Situation, dass der Verzicht auf Fleisch, einst exotisch und rebellisch, nun als Mainstream-Anliegen betrachtet wird, während der Fleischkonsum zum Akt der Widerstandsbewegung mutiert – eine Art kulinarische Trotzreaktion auf die als übergriffig empfundene „Wokeness“.

Doch was treibt diese jungen Menschen dazu, wieder zum Burger zu greifen, anstatt den fleischlosen Pfad zu wählen? Sind es wirklich, wie Winter mutmaßt, „überkommene Rollenbilder“, die uns tief im Inneren glauben lassen, dass der Mensch, insbesondere der Mann, das Raubtier ist, das Fleisch braucht? Oder handelt es sich schlichtweg um eine Rebellion gegen die überbordende moralische Überwachung durch Vegan-Aktivisten? Vielleicht ist es ja genau diese ständige Belehrung, die uns in die Arme von Grill und Steakmesser treibt.

Genderfragen am Suppentopf

Winter sagt, wir sollten unsere Traditionen und Rollenbilder hinterfragen. Doch wie weit geht diese gesellschaftliche Dekonstruktion? Der nächste logische Schritt in dieser Debatte wäre wohl, dass sich auch Tiere nun über ihr Geschlecht im Klaren sein sollten, bevor sie auf dem Teller landen. Was also tun, wenn das Suppenhuhn sich als Hahn identifiziert, kurz bevor es in den Topf geworfen wird? Ein moralisches Dilemma, das nicht einmal die klügsten Philosophen je erahnt hätten. Muss man dann umschwenken auf Brathähnchen, um der Gendergerechtigkeit zu genügen? Oder wird das Huhn, das ja ursprünglich weiblich ist, dadurch ungenießbar, dass es sich plötzlich als männlich outet? Fragen über Fragen.

Ganz pragmatisch betrachtet könnte das dazu führen, dass jede Metzgerei einen geschulten Genderberater einstellen muss, um den Fleischkäufern mitzuteilen, welche Identitäten sich hinter ihrem Fleischstück verbergen. „Das hier ist das Steak von einem Rind, das sich als Bulle fühlte, aber seine Kuh-Natur nie vollständig ablegte.“ Willkommen im Gender-Dschungel der Fleischtheke!

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Fleisch und Lust

Apropos Braten: Im Lichte all dieser Entwicklungen wird es auch spannend, unsere rituellen Fleisch-Traditionen zu überdenken. Weihnachten steht vor der Tür, die Gans wird feierlich aufgetischt. Doch Moment, bevor wir uns in festliche Stimmung versetzen – sollten wir nicht auch die sexualisierten Aspekte des Fleischkonsums beleuchten? Denn was ist eine zugebundene Weihnachtsgans anderes als ein Bondage-Opfer? Fest geschnürt, ausgeliefert den fleischlichen Gelüsten ihrer hungrigen Peiniger – der Zusammenhang ist für die geübte soziologische Lesart nicht zu übersehen.

Natürlich könnte man auch hier argumentieren, dass es sich lediglich um eine Form der Nahrungszubereitung handelt, die absolut keinen symbolischen Gehalt hat. Aber das wäre viel zu einfach. Denn wie bei allem in dieser Diskussion, geht es nicht wirklich um das Essen selbst. Es geht um Macht, um Hierarchien, um die Beziehungen zwischen den Geschlechtern – und das, meine Damen und Herren, spiegelt sich eben auch im Küchenalltag wider. Sie schnüren ihre Gans? Dann schnüren Sie vielleicht auch Ihre Mitmenschen metaphorisch ein. Denken Sie darüber nach, während Sie die Sauce über das Fleisch träufeln.

Die Satire wird Realität

Was Martin Winter uns mit seinen sexismusgeprägten Vorwürfen gegenüber Fleischkonsumenten liefert, ist ein Lehrstück an hypermoralischer Verkürzung und gedankenloser Überdehnung symbolischer Argumente. Fleisch ist nicht sexistisch – und wer behauptet, dass es das sei, hat den Kontakt zur Realität verloren. Oder vielleicht ist die Realität inzwischen eine solch surreale Satire geworden, dass selbst die absurdesten Thesen ihren Weg in den öffentlichen Diskurs finden.

Am Ende bleibt uns nur die Erkenntnis, dass wir uns in einer Welt bewegen, in der jeder Bissen, den wir tun, einer genauen Analyse unterzogen wird. Und während der vegane Ernährungssoziologe darüber nachdenkt, welche symbolische Bedeutung unser Schnitzel hat, denken wir vielleicht einfach nur: „Was kann ich tun?“ – und greifen beherzt zum Steakmesser. Denn eines ist sicher: Humor ist in dieser Debatte wohl der einzige Weg, um sich das Ganze schmackhaft zu machen.

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Weiterführende Quellen und Links:

  1. Der Spiegel – „Martin Winter über toxische Männlichkeit und Fleischkonsum“
  2. Die Zeit – „Veganismus und Gender: Die verborgenen Zusammenhänge“
  3. FAZ – „Fleisch und Macht: Warum Männer ihr Steak verteidigen“
  4. Vice – „Ist meine Weihnachtsgans ein Opfer? Eine feministische Analyse“
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