#eXit

Abgesang auf eine digitale Pseudo-Rebellion

Ach, ihr tapferen Streiter im digitalen Nirwana! Ihr Rebellen ohne echten Widerstand, die ihr eure Smartphones erhebt wie einst Spartakus das Schwert. Euer #eXit ist kein Freiheitsakt, sondern ein tragikomischer Rückzug ins Komfortzonenland. Einst habt ihr euch in den blauen Himmel des Twitterversums geworfen, bereit, mit spitzer Feder und scharfem Wort gegen die Mächtigen zu kämpfen. Und jetzt? Jetzt flieht ihr vor Elon Musk, als wäre er ein Sith-Lord und ihr ein Haufen wackelnder Stormtrooper.

Eure Flucht trägt Züge eines antiken Dramas, wenn auch eines mit absurder Note. Widerstandskämpfer, die vor einer Paywall kapitulieren? Aktivisten, die sich daran stören, dass ein Milliardär die Regeln neu schreibt? Ach, ihr digitalen Robin Hoods, deren Pfeile nie die Realität treffen, sondern bestenfalls das nächste Trending Topic.

Vom Messias zur Nemesis

Einst war er euer Held. Ein Mann, der Raketen ins All schoss, das Elektroauto salonfähig machte und sich über „die da oben“ lustig machte, obwohl er längst dazugehört. Doch dann geschah das Unverzeihliche: Er kaufte euer Heiligtum. Twitter, diese vermeintliche Agora der freien Meinungsäußerung, wurde zur privaten Sandkiste eines Tech-Moguls. Und plötzlich ward ihr verraten.

Aber Moment mal: War Twitter jemals etwas anderes? Habt ihr wirklich geglaubt, die Plattform, die von algorithmischen Dämonen regiert wird, sei ein Hort der Demokratie? Euer Schock über Musks Eskapaden ist entweder naiv oder heuchlerisch – wahrscheinlich beides. Jetzt heult ihr auf über seine „X“-Revolution, als hätte er persönlich eure Katzenbilder zensiert. Doch die Wahrheit ist: Ihr wolltet einen Helden und habt einen Händler bekommen. Willkommen im Kapitalismus!

Der Exodus ins nächste goldene Käfigchen

Eure Lösung? Die große Flucht zu Bluesky – jenem mysteriösen Digitalprojekt, das Jack Dorsey, der ehemalige Twitter-Guru, ins Leben rief. Wie einst Moses durch die Wüste marschiert ihr nun, auf der Suche nach dem gelobten Land, wo Algorithmen gerecht und CEO-Tweets nicht existieren. Und ihr nennt das „Rebellion“? Ach bitte. Das ist so rebellisch wie der Wechsel vom einen Fast-Food-Laden zum anderen, weil die Pommes woanders knuspriger sind.

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Bluesky ist nicht der Himmel, sondern nur ein weiterer Käfig. Nur diesmal mit dem Versprechen, dass die Gitterstäbe aus recyceltem Plastik sind und man ab und zu selbst entscheiden darf, wann das Licht ausgeht. Das ist keine Revolution. Das ist Kosmetik.

Zwischen Meme-Märtyrern und Digital-Darwinismus

Schaut euch doch selbst an, ihr digitalen Widerstandskämpfer. Euer Kampfgeist beschränkt sich darauf, ob Musk zu viele „Edgelords“ auf seiner Plattform duldet. Ihr ruft nach Meinungsfreiheit, solange sie eure Meinung widerspiegelt. Und wehe, jemand widerspricht. Dann wird geblockt, gelöscht, oder ein empörter Thread gepostet, der mit „Ich bin raus!“ endet. Das ist nicht Mut, das ist Mimimi.

Die Wahrheit ist: Ihr seid keine Revolutionäre, sondern Konsumenten. Ihr wollt nicht die Welt verändern, sondern einfach nur einen schöneren Feed. Der Kapitalismus hat euch längst assimiliert, aber ihr merkt es nicht, weil ihr zu beschäftigt seid, den nächsten empörten Hashtag zu kreieren.

Werdet endlich erwachsen

Es ist Zeit für eine bittere Pille: Weder Twitter noch Bluesky noch irgendeine andere Plattform wird eure Probleme lösen. Ihr könnt nicht vor Elon Musk fliehen, weil Elon Musk nur ein Symptom ist. Er ist der Pizzabote, der euch den Kapitalismus direkt vor die Haustür liefert. Und ihr habt bestellt.

Euer #eXit ist keine Heldentat, sondern ein Akt des Selbstbetrugs. Ihr könnt nicht vor der Welt davonlaufen, nur weil sie unbequem ist. Wenn ihr wirklich etwas ändern wollt, dann verlasst nicht nur Twitter. Verlasst eure Blasen, eure Komfortzonen, eure digitale Selbstgefälligkeit. Werdet erwachsen!

Was bleibt vom Hashtag?

Am Ende bleibt nur eines: Die Erkenntnis, dass Musk euch nicht zerstört hat. Ihr habt euch selbst entzaubert. Euer #eXit ist kein Anfang, sondern das Ende eines Narrativs, das nie wirklich Substanz hatte. Und das Schlimmste daran? Ihr werdet bald wieder zurückkehren. Denn, wie jeder Junkie weiß: Der nächste Fix wartet immer. Und er ist nur einen Klick entfernt.

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Quellen und Links

  1. Musk und die Twitter-Transformation
  2. Bluesky: Hoffnung oder Hype?
  3. Digitale Rebellionen und ihr Scheitern
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