
Der Fortschritt schreitet voran – auf unseren Rücken
Es war einmal eine Zeit, in der Menschen noch gebraucht wurden. Ja, liebe Leserinnen und Leser, kaum zu glauben! Menschen waren notwendig, um Züge zu steuern, Programmiercode zu schreiben oder Kunden an der Supermarktkasse zu begrüßen. Doch dann kam der Fortschritt. Er kam nicht etwa als edler Retter in schimmernder Rüstung, sondern als seelenlose KI, als unermüdliche Maschine mit endlosem Speicherplatz und ohne den Wunsch nach Mittagspausen, Krankheitsurlaub oder gar Gehalt. Die Herrschaften der Wirtschaft jubelten. „Effizienz! Wachstum! Automatisierung!“ So erklangen die Lobeshymnen der Elite, während sich auf der Straße die Arbeitslosen vermehren wie Karnickel im Frühling.
Arbeiten bis zum Umfallen – weil’s so schön ist
Nun wäre das Problem ja noch händelbar, würde man den Menschen einfach etwas Ruhe gönnen. „Wir haben Maschinen, wir haben Wohlstand, lasst uns allen ein sorgenfreies Leben ermöglichen!“ – Eine nette Utopie, die jedoch mit der Realität so viel gemein hat wie ein Discounterbier mit edlem Champagner. Nein, stattdessen fordern unsere weisen Entscheidungsträger: „Länger arbeiten! Rente mit 70!“ Ein brillanter Gedanke! Mit 40 gehören wir zum alten Eisen, doch mit 70 sollen wir noch frisch wie ein Jungbrunnen über die Baustelle oder das Bürogebäude springen. Welch eine Ironie, dass genau jene, die diese Gesetze erlassen, meist nie selbst einen Finger rühren mussten.
Vom Sinn des Lebens – oder wie man Unsinn verkauft
„Aber keine Sorge“, verkünden Experten auf Podiumsdiskussionen, „es entstehen neue Jobs!“ Jene ominösen Arbeitsplätze, die angeblich aus dem Boden sprießen wie Unkraut nach einem Frühlingsregen. Der geneigte Leser dürfte sich jedoch wundern: Wo genau sind diese „neuen Berufe“? Eine gründliche Untersuchung fördert zutage: Influencer sein! Drop-Shipping betreiben! Sich als Lebensberater auf TikTok verdingen! Und wenn gar nichts mehr hilft, dann bleibt noch die Möglichkeit, sich in einem Callcenter mit Mindestlohn von wütenden Kunden anschnauzen zu lassen. Fortschritt!
Die größte aller Lügen – „Niemand wird zurückgelassen“
Ein besonders beliebtes Mantra der Politik lautet: „Wir lassen niemanden zurück!“ Oh, wie beruhigend! Man könnte glatt vergessen, dass allein in Deutschland Millionen in prekarisierten Jobs festhängen, dass Wohnungspreise explodieren und Altersarmut fröhliche Urstände feiert. Kein Wunder, dass immer mehr Menschen beim Blick in die Zukunft das Gefühl haben, sich in einer Reality-Show zu befinden, in der die Regeln von Wahnsinnigen gemacht wurden.
Und wer verarscht hier wen?
Und so bleibt uns nur ein letzter Gedanke: Wer kann uns noch mehr verarschen? Die Politik mit ihren Versprechungen? Die Wirtschaft mit ihren „Chancen“? Oder doch wir selbst, weil wir diese Farce Jahr für Jahr weiter mitspielen? Eine klare Antwort gibt es nicht. Nur eine Gewissheit bleibt: Die Maschinen lachen sich ins Fäustchen – falls sie denn eine hätten.