
In einer Welt, die uns mit jeder technologischen Neuheit und gesellschaftlichen Innovation an die Schwelle des Wunderbaren führt, scheint es fast, als stünden wir am Rande des ultimativen Fortschritts. Kein Mensch, der auf die letzten Jahrzehnten zurückblickt, kann sich der frappierenden Fülle an Erfindungen entziehen, die, in ihrer immer absurder werdenden Vielfalt, so tief in den Alltag eingedrungen sind, dass wir sie kaum mehr wahrnehmen. Die Wissenschaft hat das Koffein aus dem Kaffee extrahiert, den Alkohol aus dem Bier gefiltert, und das Lenkrad aus dem Auto entfernt. Wie weit kann es noch gehen? Haben wir nicht bereits das Paradies der freien Wahl, in dem alles wie gewünscht entsteht, ohne unangenehme Nebeneffekte?
Aber dann ist da noch der dicke, ständige Schatten auf diesem glanzvollen Bild des Fortschritts: die Regierung. So oder so ähnlich müsste sich die Erfindung einer „Regierung ohne Idioten“ doch wohl als das letzte große Projekt menschlicher Ingenieurskunst präsentieren, nicht wahr? Ein Wahnsinnsplan, ein Meisterwerk des politischen Denkens, die Ultima Ratio der modernen Zivilisation. Doch, welch ein Elend – diese Erfindung ist, zumindest nach dem heutigen Stand der Dinge, nicht einmal im Ansatz zu realisieren. Warum eigentlich? Wieso bleibt die Regierung das einzige Relikt einer völlig überholten, fast schon biblischen Dystopie, die sich der Vernunft so hartnäckig widersetzt? Warum sind die Idioten, die – entgegen jeglicher Hoffnung – in der Politik immer noch zahlreich vertreten sind, eine unerschütterliche Konstante in unserer Zeit?
Der Mythos der Entbehrung
Schauen wir uns zu Beginn einmal die Erfolgsmodelle des modernen Fortschritts an: der koffeinfreie Kaffee und das alkoholische, aber alkoholfreie Bier. Beide sind hervorragende Beispiele für die scheinbar durchdachte Erfindung der Zivilisation. Der koffeinfreie Kaffee, dieser leere Schatten des wahren Genusses, der einem suggeriert, man könne das Alltagsritual ohne die Unannehmlichkeiten der Wirkung des Koffeins genießen, hat sich durchgesetzt. Dass die gesamte Kultur des Kaffeetrinkens auf der Annahme beruht, man müsse tatsächlich wach bleiben und den Blick auf die eigene Lebenskrise richten, wird kurzerhand ignoriert. Denn wer in dieser Gesellschaft will schon wach sein? Wer will den Tag wirklich mit einem klaren Kopf erleben und Verantwortung für das eigene Leben übernehmen, wenn es sich auch einfacher hat?
Und dann das alkoholfreie Bier. Eine spritzige Lüge, die uns den illusionären Komfort bietet, uns betrunken zu fühlen, ohne die körperlichen und moralischen Schäden eines wirklichen Rausches zu ertragen. Eine geniale Konstruktion: die gesellige Atmosphäre, das Gefühl des gemeinsamen Genusses, ohne auch nur einen Hauch von Verantwortung gegenüber dem eigenen Zustand zu entwickeln. Eine Gesellschaft, die diese Erfindungen anscheinend mit freudiger Begeisterung annimmt, während sie gleichzeitig ihre Regierungen mit den schlimmsten aller Idioten füttert, ist zu einem Meisterwerk der Paradoxie geworden.
Freiheit auf Abruf
Das Auto ohne Fahrer, ein weiteres Meisterstück der Technik. Endlich sind wir von der Last der eigenen Entscheidungsfindung befreit! Endlich dürfen wir die Verantwortung für unsere Fahrweise und die damit verbundene Gefahr an eine Maschine abgeben. Die Fahrt zur Arbeit oder ins Wochenende wird ein meditativer Zustand der passiven Existenz. Es ist der Triumph der Bequemlichkeit über den gesunden Menschenverstand. Wir steuern nichts mehr, wir lassen uns treiben, begleitet von der beruhigenden Erkenntnis, dass die Technologie das Steuer übernimmt. Doch ausgerechnet hier, im Land der Möglichkeit, erkennen wir, dass es keine Technologie gibt, die auch nur einen Bruchteil der Kreativität und der Fehlerhaftigkeit menschlichen Handelns ersetzen kann.
Denn was nützt uns all diese technologische Hoheit, wenn wir uns weiterhin den Bannfluch einer völlig inkompetenten, selbstzerstörerischen Regierung aufladen? Was, wenn die Kontrolle über unser Auto eines Tages genauso hilflos in den Händen von inkompetenten Politikern liegt wie der Rest unserer Lebensrealität? Ist es wirklich ein Fortschritt, wenn wir der Maschinenwelt mehr vertrauen als den Menschen, die uns regieren?
Ein utopischer Traum
Die Vorstellung einer Regierung ohne Idioten ist der moderne Mythos, der nie wahr wird – der Stachel, der immer wieder in unser politisches Gewissen eingetrieben wird, während wir sehnsüchtig nach einer Lösung suchen, die alle unsere Probleme auf einmal beseitigt. Doch was bedeutet diese Forderung überhaupt? Soll sie die nüchterne, rationale Führung einer Institution widerspiegeln, die ausschließlich auf die bestmögliche Lösung bedacht ist? Der Begriff „Idiot“ hat sich in der politischen Landschaft in der Tat etwas gewandelt. Was früher als töricht und völlig inkompetent galt, wird heute oft als politisches Kalkül verkauft. Die „Idioten“ unserer Zeit sind die, die von ihrer Macht so besessen sind, dass sie den Überblick verlieren und der Moral und dem gesunden Menschenverstand den Rücken kehren.
Aber es ist eben auch eine Sache der Definition: Was, wenn die Idioten gar nicht so dumm sind, wie wir glauben? Was, wenn sie uns nicht wirklich etwas über das politische System lehren wollen, sondern vielmehr die politische Ordnung in einer Weise manipulieren, die uns selbst zum Idioten macht? Vielleicht ist das der wahre Trick – die Verführung durch das Schreckgespenst der Unwissenheit und das Geschenk der erdrückenden Dummheit.
Die Dummheit als Fundament der politischen Ordnung
Ironischerweise haben wir in der Politik die Dummheit als tragenden Pfeiler unserer Gesellschaftsordnung akzeptiert. Eine Regierung ohne Idioten würde schließlich die absolute Unmöglichkeit von Entscheidungsträgern zur Folge haben, die keinerlei Zweifel hegen oder sich nicht fürchten, grundlegende, aber auch unangenehme Wahrheiten zu akzeptieren. Sie würde einer Welt gleichkommen, in der niemand mehr zu Fehlern fähig ist, was den Fortschritt lähmt und das Unvorhersehbare unmöglich macht. Wer kann sich schon eine Welt vorstellen, in der keine Ahnung von der menschlichen Schwäche, von der Kunst des Scheiterns, von der Unfähigkeit zu handeln, existiert?
Die Erfindung einer Regierung ohne Idioten ist nicht nur eine technische Unmöglichkeit, sondern vielmehr ein kulturelles Dilemma, das tief in der Struktur des Politischen verwurzelt ist. Wir müssen uns der schmerzlichen Wahrheit stellen: Wir sind alle ein bisschen Idioten. In der einen oder anderen Form. Und so bleibt uns nur eines – die Technologie weiter zu feiern und uns die Illusion der Freiheit und der Selbstbestimmung zu bewahren, während wir uns weiterhin einer Regierung hingeben, die mehr und mehr wie eine Satire unserer eigenen politischen Erwartungen erscheint.
Der Zynismus der modernen Zivilisation
In einer Welt, in der alles erfunden scheint, in der der Mensch es schafft, die Natur, die Wissenschaft und sogar den Tod selbst in seine Schubladen zu stopfen, bleibt die größte und härteste aller Erfindungen noch immer ein ungelöstes Rätsel. Die Erfindung einer Regierung ohne Idioten – das letzte große Projekt der Menschheit. Aber vielleicht liegt der wahre Witz ja darin: Die Idioten sind längst Teil des Systems, sie sind der wahre Motor der politischen Maschine. Was, wenn wir uns endlich dazu bekennen, dass die Idioten die wahren Erfinder des Staates sind? Und dass wir in diesem Theater der Absurditäten unseren Platz längst eingenommen haben? Die letzte große Utopie ist vielleicht nur ein Witz, den keiner verstanden hat – und das, meine Freunde, ist der wahre Fortschritt.