
Corona als Brandbeschleuniger auf dem Weg in die „Betreutes-Denken-Gesellschaft“
Wenn jemand in den 1980er Jahren gesagt hätte, die DDR wird dereinst übertroffen, was die Kontrolle ihrer Bürger angeht, hätte man wohl herzhaft gelacht. Stasi 2.0 – das klingt zunächst wie eine billige Fortsetzung eines schlechten Films. Doch was wir in den letzten Jahren erleben durften, hätte nicht einmal das Ministerium für Staatssicherheit in seiner feuchtesten Überwachungsfantasie vorauszusehen gewagt. Die Welt ist zu einem digitalen Gulag geworden, und das Erschreckendste daran: Die meisten Insassen haben sich freiwillig eingeloggt.
Es begann harmlos. Mit Apps, die dir sagen, wann du das nächste Mal joggen sollst oder wie viele Schritte du heute schon getan hast. Es folgten die digitalen Fußfesseln für die Hosentasche – aka Smartphones – und schließlich die totalitäre Konsequenz in Form von Kontaktverfolgungs-Apps. Früher musste man noch Nachbarn, Kollegen oder, falls es hart auf hart kam, Familienmitglieder bespitzeln lassen. Heute erledigt das die Technologie mit einem Klick. Die Revolution war digital und sie wurde nicht gesendet. Wir haben sie alle verpasst – weil wir mit Netflix beschäftigt waren.
Corona? Ja, das war der perfekte Katalysator. Wenn du die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzen willst, brauchst du eine Krise. Aber kein Bürgerkrieg oder irgendetwas Blutrünstiges. Nein, eine Virus-Pandemie! Ziemlich unsichtbar, bedrohlich genug, und alle haben Angst. Du musst niemandem sagen, dass er den Mund halten soll. Sie tun es von ganz allein.
Kontaktverfolgung als neuer Volkssport
Wärst du in den 1980er Jahren gefragt worden, ob du dir vorstellen kannst, dass die gesamte Bevölkerung freiwillig an einem Experiment teilnimmt, bei dem jede ihrer Bewegungen nachverfolgt wird – du hättest abgewinkt. „Völliger Quatsch“, hättest du gesagt. Doch, wie sich herausstellt: Menschen lieben es, überwacht zu werden. Sie nennen es „Sicherheit“.
Und Corona hat es perfektioniert. Zunächst hast du die App installiert, „um andere zu schützen“. Dann kam der Lockdown, du durftest dein Haus nur noch für absolut notwendige Tätigkeiten verlassen – um Brot zu kaufen, oder weil du gerade den dröhnenden Nervenzusammenbruch deines Homeschooling-geplagten Ichs nicht mehr ausgehalten hast. Und jetzt? Jetzt weiß man immer, wo du bist. Natürlich alles „nur zu deinem Schutz“. Klar. Die Argumentation hat damals bei der Stasi schon gut funktioniert.
Man musste niemanden zwingen, das Handy auszuschalten oder die App nicht zu installieren. Es reichte, zu sagen: „Es ist für die Gemeinschaft.“ Gemeinschaft. Ein herrliches Wort. So gut wie „Solidarität“. Immer wenn du das hörst, solltest du dich fragen, ob es wirklich um eine Gemeinschaft geht oder nur darum, dich bei Laune zu halten, während dir ein Finger am Überwachungsknopf sitzt.
Das betreute Denken – schön warm und weich verpackt
Die Erfindung des betreuten Denkens ist ein echter Fortschritt in der Geschichte der sozialen Kontrolle. Es spart Arbeit! Früher mussten Regierungen noch komplizierte Propagandamaschinerien in Gang setzen, um Menschen zu manipulieren. Heute tun sie das selbst, in der Illusion, frei zu sein. Man braucht nicht einmal mehr den alten Kniff der Indoktrination. Es reicht, Informationen so zu verpacken, dass sie wie Fürsorge erscheinen.
„Denk doch mal nach!“, rufen sie – während sie dir schon die fertigen Antworten ins Ohr flüstern. „Finde selbst heraus, was das Richtige ist.“ Natürlich das Richtige, das schon im Vorfeld definiert wurde. Weil das Falsche eine Gefahr für die Gesellschaft darstellt – was praktisch gleichbedeutend ist mit „eine Gefahr für das System“.
Und was war Corona? Es war der Testlauf für dieses betreute Denken. Du durftest natürlich weiterhin deine Meinung haben, keine Frage. Solange sie systemkonform war. Jeder Zweifel am Maßnahmenkatalog wurde direkt als unsolidarisch, unsachlich oder gleich als gefährlicher Aluhut-Wahnsinn abgestempelt. Du hattest gefälligst zu gehorchen, für dein eigenes Wohl. Ein kritischer Diskurs? Der wurde pandemisch ausgelöscht, ganz im Sinne der „Volksgesundheit“.
Es könnte alles so einfach sein – wenn du nicht selbst denken müsstest
Vielleicht ist das wirklich das Verlockende an der neuen, betreuten Gesellschaft: Man muss nicht mehr so viel nachdenken. Die Regierung, die Experten, die Medien – sie haben das ja alles für dich erledigt. Wie bequem! Nur, dass es ein wenig an den Geschmack des alten Kalten Krieges erinnert, als ebenfalls in der DDR „Freiheit“ in der Schere der Denkweisen existierte. Freiheit? Ja, aber nur in dem Maße, wie sie dir erlaubt wurde.
Die Mechanismen sind dieselben geblieben, nur die Verpackung ist moderner. Heute schreien keine Funktionäre mehr auf dem Platz der Republik ihre Parolen ins Megafon. Heute tragen sie Designeranzüge und verkaufen dir Überwachung als modernen Dienstleistungssektor. Du wirst nicht gezwungen, dich zu konformieren – du wirst freundlich aufgefordert. Es ist eine Einladung. Und wie schön du doch zu danken weißt! Die sozialen Netzwerke, diese Schmiermittel des digitalen Totalitarismus, ermöglichen es dir, freiwillig alles von dir preiszugeben. Keine Stasi nötig. Du überwachst dich selbst. Und wenn du gut bist, überwachst du auch noch deine Freunde.
Die Freiheit, die uns versprochen wurde, ist eine Scheinfreiheit. Es ist die Freiheit, nicht selbstständig denken zu müssen. Die totale Automatisierung des Geistes. Perfekt für die Bequemlichkeit unserer modernen Existenz, wo ein Mausklick genügt, um alles zu bekommen – und auch alles zu verlieren.
Corona als Entfesselung des digitalen Apparats
Die Pandemie hat uns gelehrt, wie weit der Staat bereit ist zu gehen, wenn es um „Sicherheit“ geht. Zunächst ging es nur um Gesundheit. Aber dann – ach, wie praktisch! – war plötzlich alles ein Sicherheitsrisiko. Und was ist das eine Ding, das wir gelernt haben? Angst funktioniert. Sie ist das perfekte Werkzeug, um Kontrolle zu etablieren.
In nur wenigen Monaten wurden Maßnahmen implementiert, die vor Corona undenkbar gewesen wären. Abstandsregeln? Maskenpflicht? Schön und gut. Aber was wirklich erschreckend ist: Die totale Akzeptanz. Menschen haben applaudiert, als ihre Rechte geschleift wurden. Sie haben den autoritären Maßnahmen zugejubelt, weil sie glauben wollten, dass es richtig ist. Die Pandemie war das perfekte Schlachtfeld, um den sozialen Überwachungsstaat in Gang zu setzen.
Der Weg in die Betreutes-Denken-Gesellschaft – ohne Widerstand, aber mit einem Lächeln
Wir befinden uns auf direktem Weg in die „Betreutes-Denken-Gesellschaft“, und niemand scheint sich darüber wirklich aufzuregen. Denn warum auch? Das Denken wurde uns ja abgenommen. Die Wahrheit ist längst ein käufliches Gut geworden. Es wird uns vorverpackt in einfachen Häppchen serviert. Keine Notwendigkeit mehr, selbst zu analysieren oder kritisch zu hinterfragen. Für all das gibt es Experten. Natürlich nur die richtigen Experten.
Und so wie die DDR irgendwann unter dem Druck ihrer inneren Widersprüche zusammenbrach, so wird auch dieses System des betreuten Denkens letztlich zusammenbrechen. Vielleicht nicht sofort. Aber eines Tages werden wir merken, dass das große Versprechen der Freiheit nichts weiter war als eine Fata Morgana im digitalen Wüstensand.
Quellen und weiterführende Links:
- Shoshana Zuboff – Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus
Ein tiefgehender Einblick in die Mechanismen, die hinter der modernen Überwachungstechnologie stehen. - Edward Snowden – Permanent Record
Die Autobiografie des Whistleblowers, der uns einen Einblick in die perfiden Techniken der globalen Überwachung gewährt. - Yuval Noah Harari – 21 Lektionen für das 21. Jahrhundert
Ein weitsichtiger Blick auf die technologischen, politischen und sozialen Herausforderungen, denen wir uns im digitalen Zeitalter stellen müssen. - Jaron Lanier – Zehn Gründe, warum du deine Social Media Accounts sofort löschen musst
Ein pointierter Aufruf, die eigene digitale Existenz zu hinterfragen und sich der Manipulation zu entziehen. - NDR Podcast – Coronavirus Update
Regelmäßige Updates und Analysen zur Corona-Pandemie, die den Einsatz von digitalen Tools zur Kontaktverfolgung diskutieren.