Die Autobahn zur Klimarettung

Es gibt sie, diese Ironien der Geschichte, die so atemberaubend sind, dass man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll. Eine davon ist die großartige Idee, für den Weltklimagipfel COP30 eine Schnellstraße durch den Regenwald zu pflügen, um die Anreise der internationalen Elite zu beschleunigen. Damit die Staats- und Regierungschefs aus aller Welt ungehindert über die Zerstörung des Planeten debattieren können, opfert Brasilien einige Hektar geschützten Waldes. Ein Hoch auf die Konsequenz in der Umweltpolitik!

Wenn Asphalt auf Urwaldboden trifft

Stellen wir uns die Szene vor: Während in klimatisierten Konferenzräumen über CO2-Reduktion und Biodiversität sinniert wird, zerschneiden Bulldozer draußen die grüne Lunge der Erde. Der Amazonas, jener mythische, undurchdringliche Dschungel, muss weichen – für ein Stück moderne Infrastruktur, das vielleicht bald als Denkmal des Wahnsinns in die Geschichte eingehen wird. Denn was könnte die Dringlichkeit des Regenwaldschutzes besser illustrieren als eine brandneue, vierspurige Schnellstraße mitten durch die grüne Hölle?

Die Kunst der pragmatischen Heuchelei

Man stelle sich das Stolzgeschwellte der Verantwortlichen vor, die mit breitem Lächeln ihre Pläne präsentieren: „Sehen Sie, wir bereiten uns auf den Klimagipfel vor!“ Ja, und wie! In Rekordzeit werden Forstmaschinen herangekarrt, damit Staats- und Regierungschefs nicht etwa den Umweg durch den ungezähmten Dschungel nehmen müssen. Man will ja schließlich nicht riskieren, dass ein Premierminister in einer Piroge über den Amazonas paddeln muss oder sich gar mit dem örtlichen Bus durchschlagen muss. Nein, Klimaschutz geht nur, wenn der Asphalt dampft und die Klimaanlage auf Hochtouren läuft.

Baumaschinen als Vorboten der Rettung

Und so rollen sie heran, die kolossalen Bagger, die sich wie moderne Dinosaurier durch den Regenwald fressen. Bäume, die seit Jahrhunderten fest in der Erde verankert sind, fallen in einer Choreografie der Zerstörung. Rauch steigt auf, während Kettensägen kreischen, und aus der Ferne betrachtet könnte man fast meinen, es sei eine Performance, ein groteskes Theaterstück, das den Untergang unserer Zeit inszeniert.

TIP:  Eine Schelle mit Horn

Höret die Botschaft: Nachhaltigkeit, aber schnell!

Am Ende der neuen Autobahn wird man dann eine eindrucksvolle Rednerbühne errichten. Dort, im klimatisierten Oval eines Kongresszentrums, werden Experten mit besorgten Stirnen über die „letzte Chance für den Regenwald“ debattieren. Und während sich die Konferenzteilnehmer nach getaner Arbeit in ihre bereitgestellten SUVs setzen, um zum Fünf-Sterne-Hotel zu gelangen, kann man sich kaum des Eindrucks erwehren, dass es eigentlich nur eine Frage der Zeit ist, bis die nächste Schnellstraße für den Klimaschutz gebaut wird.

Das Groteske als neue Normalität

Vielleicht sollte man sich einfach an diese Art des Klimaschutzes gewöhnen. Es ist die neue, pragmatische Herangehensweise: Wer die Natur retten will, muss sie erst zerstören. Wer Emissionen senken will, muss den Verkehr beschleunigen. Und wer den Regenwald schützen will, muss ihn zuerst fällen. Es ist ein Paradoxon von solcher Schönheit, dass es fast schon poetisch wirkt. Man könnte darüber weinen. Oder lachen. Oder einfach resignieren und darauf warten, dass der nächste Klimagipfel vielleicht direkt in einem Kohlekraftwerk stattfindet – einfach, um die Logik dieser Zeit noch weiter auf die Spitze zu treiben.

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