Der Zynismus als Kunstform

Fortschrittliche Bewegungen oder ideologische Verirrungen?

In einer Welt, in der sich die politischen Landschaften täglich wandeln und radikal alternative Denkansätze als progressiv gepriesen werden, hat Judith Butler, die gefeierte Gender-Theoretikerin und Ikone der Postmodernität, mit ihren Aussagen über Hamas und Hisbollah neue Zündschnüre entzündet. Ihre Behauptung, diese Organisationen seien Teil einer globalen Linken und fortschrittliche soziale Bewegungen, mag bei vielen Zuhörern für Verwirrung sorgen. Doch könnte es auch sein, dass Butler mit einer gewissen Witzigkeit und einem Hauch von Zynismus den moralischen Kompass der westlichen Welt auf die Probe stellen will?

Die neue Linke: Ein Sammelsurium der Ideologien

Butlers Definition von „fortschrittlich“ könnte man mit einem Zitat von Karl Marx konfrontieren: „Die Geschichte wiederholt sich, zuerst als Tragödie, dann als Farce.“ Die Frage, die sich hier aufdrängt, ist, ob die Beurteilung von Hamas und Hisbollah als „sozialen Bewegungen“ nicht eine schockierende Farce ist, die in einer tragischen Realität verwurzelt ist. Denn was sind diese Bewegungen tatsächlich? Sind sie nicht in erster Linie militante Organisationen, die mit Gewalt, Terror und extremer Ideologie ihre politischen Ziele verfolgen? Wenn das für Butler „fortschrittlich“ bedeutet, könnte man den Eindruck gewinnen, dass der Begriff seine Bedeutung verloren hat – oder dass wir es hier mit einer neuen Form der Verblendung zu tun haben.

Der Zirkus der politischen Korrektheit

In einer Zeit, in der sich die politische Korrektheit wie ein riesiges Netz um die Diskurse spannt, könnte Butlers Äußerung als der Versuch gewertet werden, einen Platz im Zirkus der linken Ideologien zu finden. Doch wie viel kann man in diesem Zirkus noch ernst nehmen? Wenn die Grenzlinie zwischen progressiv und regressiv so fließend wird, dass sogar Organisationen, die für Selbstmordanschläge und den Tod von Zivilisten verantwortlich sind, unter das Banner der Linken geschwenkt werden, fragt man sich, ob die eigentlichen Werte dieser Bewegung nicht verloren gehen.

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Die Herausforderung der moralischen Relativität

Butlers Argumentation führt uns in die tückischen Gewässer der moralischen Relativität. Was bedeutet es, eine Bewegung als „fortschrittlich“ zu kennzeichnen? Ist es die bloße Tatsache, dass sie sich gegen imperialistische Strukturen auflehnt, oder spielt die Methode, mit der sie ihre Ziele verfolgen, eine Rolle? Man könnte annehmen, dass eine fortschrittliche Bewegung auf Menschenrechte, Gleichheit und Frieden abzielt – nicht auf Gewalt und Terror. Aber Butler scheint zu argumentieren, dass das Ziel die Mittel heiligt. Hier wird es problematisch, denn der Terrorismus, der in vielen westlichen Demokratien verurteilt wird, wird plötzlich als Teil eines globalen Widerstands gegen Unterdrückung betrachtet.

Überlegungen zur globalen Linken

Man könnte in Butlers Argumentation eine subtile Satire erkennen: Wenn Hamas und Hisbollah zur globalen Linken gehören, dann könnte man ebenso gut behaupten, dass die Taliban als Verteidiger der Frauenrechte gelten, weil sie in ihren eigenen Reihen Frauen unterdrücken – ganz nach dem Motto: „Wir sind nicht gegen Frauen, wir sind nur für eine andere Art von Freiheit.“ Die Absurdität dieser Behauptung illustriert, wie weit die politische Sprache von der Realität entfernt sein kann. Ist es nicht an der Zeit, diese Absurditäten offen zu kritisieren, anstatt sie in den bunten Regenbogen der Linken zu integrieren?

Feminismus und Antisemitismus

Butlers Ansatz hat auch eine klare feministischen Dimension, die jedoch durch ihre Positionierung in Bezug auf Hamas und Hisbollah ins Wanken gerät. Wie kann eine feministische Denkerin eine Organisation unterstützen, die Frauen in ihrer Grundwürde angreift? Diese Widersprüchlichkeit könnte zu einem tiefen Riss innerhalb der feministischen Bewegung führen. Ein Feminismus, der Antisemitismus und Gewalt entschuldigt, wird schnell zu einem Widerspruch in sich.

In einer Zeit, in der die Ideologien zunehmend polarisieren und Extremismus aller Art auf dem Vormarsch ist, sollte Butlers Kritik nicht unbemerkt bleiben. Sie eröffnet einen Diskurs über die Definitionen von Fortschritt und sozialer Bewegung und zwingt uns, unsere eigenen Überzeugungen zu hinterfragen. Die Frage bleibt: Wo ziehen wir die Linie? Wo endet der Kampf für Gerechtigkeit und wo beginnt die Verirrung in ideologischen Extremismus?

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Ein schmaler Grat zwischen Idealismus und Ideologie

Judith Butler hat mit ihren Äußerungen eine Welle der Empörung ausgelöst, die nicht ohne Grund aufkommt. Die Bezeichnung von Hamas und Hisbollah als fortschrittliche soziale Bewegungen ist nicht nur provokant, sondern auch gefährlich, denn sie verwischt die Grenze zwischen politischem Idealismus und ideologischer Verirrung. In der Debatte um diese Fragen liegt die Herausforderung für eine kritische, progressive Linke: Wie kann sie sich von dem Extremismus abgrenzen, den sie vermeintlich bekämpfen möchte?

Quellen und weiterführende Links

  1. Butler, Judith. Gender Trouble: Feminism and the Subversion of Identity. Routledge, 1990.
  2. Butler, Judith. Frames of War: When Is Life Grievable? Verso, 2009.
  3. Ghosh, Aditi. “The Politics of Identity: Judith Butler and the Left.” Journal of Political Ideologies, vol. 25, no. 3, 2020.
  4. Ransome, Paul. “Judith Butler and the Politics of Resistance.” Radical Philosophy, no. 2, 2021.

In der Suche nach Antworten bleibt der Leser gefordert, sich mit den Facetten dieser Debatte auseinanderzusetzen und die Ideologien kritisch zu hinterfragen, anstatt blindlings dem Strom zu folgen.

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