Der unfreiwillige Rekrut

Die Ukraine als Spielball einer geopolitischen Farce

„Die erste Lüge, die im Krieg stirbt, ist die Vernunft.“ – Berthold Brecht, oder war es jemand anders? Egal, es klingt schlau und passt.

Eine PR-Show statt Politik

Es war einmal, in den goldenen Zeiten der Diplomatie, da galt es als Tugend, Konflikte durch Verhandlungen zu lösen, Brücken zu bauen und im Idealfall Krieg zu verhindern. Doch diese Zeiten liegen hinter uns. Der Ukraine-Konflikt, oder wie man ihn besser nennen sollte: das gegenwärtige geopolitische Schachspiel zwischen dem Westen und Russland, hat die einst so hochgehaltenen Werte der Diplomatie zu obszönen Karikaturen ihrer selbst werden lassen. Frieden? Ein Schimpfwort. Verhandlungen? Nur etwas für Schwächlinge und Utopisten. Heute regiert die Logik der Eskalation, des Wettrüstens und der „Wir gegen die“. Ein Krieg ist keine Katastrophe mehr – es ist eine Show.

Ja, wir befinden uns in einer Welt, in der Staatsmänner und Staatsfrauen nicht mehr verhandeln, sondern PR-Strategien entwickeln. Diplomatie wurde durch Twitter-Statements und TikTok-Clips ersetzt, und die Ukraine spielt unfreiwillig die Hauptrolle in diesem absurden Theater. Von Verhandlungen keine Spur – denn Frieden verkauft sich schlecht. Krieg dagegen, das wissen die PR-Strategen, bringt Einschaltquoten. Man fragt sich fast, wann Netflix die erste Serie „Ukraine: Staffel 2“ produziert.

Die Ukraine als geopolitische Bühne

Die Ukraine, ein Land von strategischer Bedeutung, ist dabei nicht mehr als eine Bühne, auf der ein längst geschriebener Plot aufgeführt wird. Worum geht’s? Ganz einfach: Russland muss zerschlagen werden, idealerweise in so viele kleine Teile, dass sie dann alle hübsch bequem verwaltet werden können – versteht sich von selbst, dass dies natürlich im besten Interesse der „freien Welt“ geschieht. Eine Art moderner Kolonialismus, bei dem man das Wort „Eroberung“ durch „Demokratieexport“ ersetzt. Und wer wird für dieses noble Ziel in die Pflicht genommen? Natürlich die Ukraine, der unfreiwillige Rekrut in einem Krieg, der längst nicht mehr ihr eigener ist.

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Denn, seien wir ehrlich, für den Westen geht es nicht darum, die Ukraine zu retten. Es geht darum, Russland zu brechen. Was dabei mit der Ukraine passiert? Kollateralschäden. Wie sagte einst ein hochrangiger Politiker: „Man muss manchmal ein Ei zerschlagen, um ein Omelett zu machen.“ Blöd nur, wenn das Ei nicht gefragt wurde, ob es ein Omelett werden möchte. Die Ukraine wird in dieser Farce nicht als eigenständiger Akteur gesehen, sondern als nützlicher Idiot, als Werkzeug, das man nach Belieben formt und opfert, solange es der großen Erzählung dient.

Frieden: Ein Schimpfwort

Während in den 90ern noch verhandelt wurde, als hinge die Zukunft der Menschheit davon ab, ist heute jede Diskussion über Frieden gleichbedeutend mit Verrat. Verhandlungen sind für Idealisten und Weicheier. Der moderne Politiker, so scheint es, muss hart sein – unnachgiebig, kompromisslos und bereit, bis zum letzten Ukrainer zu kämpfen. Denn, Frieden ist nicht mehr Teil der westlichen Erzählung. Der „gute Krieg“ gegen den bösen Aggressor, das ist das Narrativ, das sich verkaufen lässt. Die Ukraine? Ein Bauernopfer, ein Symbol für die Freiheit, das sich in der westlichen PR-Maschine wunderbar in goldene Bilder pressen lässt.

Das Wort „Verhandlung“ wird fast schon reflexartig mit Begriffen wie „Appeasement“ oder „Kapitulantentum“ verknüpft. Wer es wagt, auch nur die Möglichkeit von Gesprächen mit Russland in Betracht zu ziehen, wird öffentlich angeprangert und als naiver Träumer verachtet. Frieden ist zu einer Gefahr geworden. Schließlich könnten dabei Fragen aufkommen, auf die niemand eine Antwort hat: Was, wenn Russland gar nicht so einfach zerschlagen werden kann? Was, wenn die Ukraine am Ende gar nicht als westlicher Musterschüler dasteht? Nein, solche Gedanken sind unerwünscht. Lieber eine Ukraine in Trümmern als eine Ukraine in Verhandlungen.

Die große Lüge

Es ist ja fast rührend, mit welcher Inbrunst die westlichen Politiker und Medien uns glauben machen wollen, dass es in diesem Krieg um die Verteidigung der Demokratie geht. Die Ukraine sei der Bollwerk gegen die dunklen Mächte des autoritären Ostens, heißt es. Doch wie ernst kann man das nehmen, wenn man weiß, dass die Ukraine von denselben Kräften, die angeblich ihre Freiheit verteidigen, zu einem Werkzeug in einem geopolitischen Machtspiel degradiert wurde?

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Die Realität sieht anders aus. Es geht nicht um Demokratie, Freiheit oder Menschenrechte – es geht um Macht. Um Kontrolle. Die Ukraine ist Mittel zum Zweck, ein Schlachtfeld in einem viel größeren Krieg, der weit über ihre Grenzen hinausgeht. Wer sich die Mühe macht, einmal hinter die PR-Fassade zu blicken, wird schnell merken: Hier wird kein Krieg der Freiheit geführt, sondern ein Kampf um Einflusszonen, Ressourcen und geopolitische Dominanz. Russland muss aufgeteilt werden – das ist das Ziel. Denn nur so kann der Westen sicherstellen, dass der größte Konkurrent auf der globalen Bühne nachhaltig geschwächt ist.

Das Ende der Diplomatie

In dieser neuen Weltordnung hat Diplomatie ausgedient. Sie ist zu einer PR-Show verkommen, in der die großen Reden gehalten werden, während im Hintergrund längst die Fäden gezogen werden, die das nächste Blutvergießen einleiten. Verhandlungen sind altmodisch, sie gehören in die Mottenkiste der Geschichte. Der moderne Krieg ist eine Frage der Inszenierung – und was sich besser verkaufen lässt als blutige Schlachten und heroische Kämpfer in den Ruinen ihrer Heimat, weiß kaum jemand besser als die heutigen Machthaber.

Wer Frieden fordert, wird verlacht. Wer auf Diplomatie setzt, wird ignoriert. Wer wagt, den Krieg zu hinterfragen, wird als Verräter abgestempelt. Das ist die bittere Realität einer Welt, in der der Ukrainekrieg nur der Auftakt zu einer viel größeren Eskalation ist. Die Ukraine, gefangen in einem Konflikt, den sie sich nie ausgesucht hat, bleibt dabei auf der Strecke. Sie ist der tragische Held in einem Stück, das von anderen geschrieben wurde. Aber wer interessiert sich schon für tragische Helden? Schließlich verkaufen sich die Anti-Helden besser.

Ein trauriges Theaterstück ohne Happy End

Und so sitzen wir hier, Popcorn in der Hand, und schauen zu, wie die Ukraine, unfreiwillig und doch mit großer Fanfare, als Märtyrer für die westliche Sache geopfert wird. Die große Frage ist nicht mehr, wann dieser Krieg endet, sondern wann das nächste Kapitel der Eskalation beginnt. Das Ziel ist klar: Russland soll zerschlagen werden, und die Ukraine? Die wird das nicht überleben – zumindest nicht als das Land, das sie einst war. Am Ende wird es kein Happy End geben, nur den nächsten Krieg, den nächsten „Rekruten“, den man ins Feld schickt.

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Und während die PR-Maschinerie weiter läuft und uns Geschichten über Freiheit und Demokratie verkauft, bleibt die Wahrheit unausgesprochen: Dies ist kein Krieg der Ukraine gegen Russland. Dies ist ein Krieg des Westens gegen Russland, in dem die Ukraine die Rolle des Zwangsrekruten übernommen hat – ohne die Möglichkeit, nein zu sagen.


Weiterführende Quellen und Links:

  1. Chomsky, Noam: „Hegemony or Survival: America’s Quest for Global Dominance“
  2. Mearsheimer, John: „The Tragedy of Great Power Politics“
  3. „Der Ukraine-Konflikt und die Rolle des Westens“ – Artikel auf telepolis.de
  4. Friedensgutachten 2023 – Bericht der „Forschungsgruppe Friedens- und Konfliktforschung“
  5. Luttwak, Edward: „Strategy: The Logic of War and Peace“
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