
Wer braucht Beweise, wenn die verbohrte Ideologie regiert
Manchmal scheint es, als hätten wir uns endgültig von den lästigen Zwängen der Logik, der Fakten und des Nachdenkens verabschiedet. Wer braucht schon Beweise, wenn Ideologien in Beton gegossen und Weltbilder so tief in den Schädel gehämmert sind, dass sie selbst mit einem Presslufthammer nicht herauszubekommen wären? Genau in diesem Geiste soll also am 5. und 6. Oktober 2024 in Wien der Palästinakongress stattfinden, bei dem der geballte Antisemitismus von links seine Muskeln spielen lässt. Da kommt zusammen, was zusammengehört: die selbsternannte Elite der moralischen Überlegenheit, die sich fröhlich in ihrer ideologischen Echokammer suhlt, während sie sich im Kampf gegen das vermeintlich Böse vereint sieht.
Wenn der Sozialismus regiert
Natürlich wäre es nicht ein echtes Treffen dieser Art, wenn nicht gleich das ultimative Heilmittel für all unsere weltpolitischen Probleme präsentiert würde: Die sozialistische Revolution. Denn was wäre besser geeignet, den Nahen Osten – eine Region, die seit Jahrhunderten zwischen geopolitischen Interessen, religiösen Spannungen und kulturellen Identitäten zerrieben wird – zu befrieden, als der gute alte Sozialismus? Klar, wenn man sich nur lange genug durch Marx und Engels wühlt, ergibt plötzlich alles Sinn. Die Befreiung Palästinas hängt also – Überraschung! – nicht etwa davon ab, dass man Terrorismus ablehnt oder den israelischen Bürgern ihr Existenzrecht zugesteht. Nein, das wahre Problem sind die Kapitalisten, die hinter den Kulissen die Strippen ziehen. Und diese unsäglichen Regime, die im gesamten Nahen Osten wie Pilze aus dem Boden schießen, sie müssen alle gestürzt werden. Denn, Hand aufs Herz, nur wenn wir den Kapitalismus begraben, können die Palästinenser endlich in Frieden leben.
Die Lösung klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Wahrscheinlich, weil sie es auch ist. Aber warum sollte man sich mit der Realität abgeben, wenn man eine Ideologie hat, die alle Antworten liefert? Diese simple Gleichung wird beim Kongress in Wien bis ins letzte Detail durchdekliniert: Sturz des Kapitalismus und aller reaktionären Regimes. Und schon wird der Zionismus als nette Dreingabe an den Klassenlinien zwischen Kapital und Arbeit zerbröseln. Eine schöne Theorie – wenn sie nicht so absurd wäre. Aber wie bereits erwähnt: Wer braucht schon Beweise, wenn die verbohrte Ideologie regiert?
Freiheit für Palästina – Und sonst noch irgendwas
„Freiheit für Palästina!“ schallt es von den Podien, als wäre dieser Satz der heilige Gral der Lösung. Dabei hat er in etwa die gleiche Substanz wie ein leeres Bierfass: ein schöner Klang, aber kein Inhalt. Aber was soll’s, es geht ja nicht um Inhalte, sondern um das Gefühl, auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen. Gepaart mit den ewigen Forderungen nach dem „Sturz der kapitalistischen Regime“ und der „sozialistischen Föderation im Nahen Osten“, wird aus der hohlen Phrase eine Parole, die so lange wiederholt wird, bis man fast daran glaubt.
Es ist eine faszinierende Strategie: Man propagiert Lösungen, die so weit von der Realität entfernt sind, dass sie nur in einem Paralleluniversum funktionieren könnten. Aber gerade das ist der Punkt: Die Verbohrten lieben ihre Parallelwelten. Und so wird „Freiheit für Palästina“ zur Chiffre für alles, was man selbst nicht verstanden hat. Denn am Ende zählt nicht, was wirklich geschehen muss, um Frieden zu schaffen, sondern dass man den richtigen Schlachtruf auf den Lippen hat. Ob das irgendjemandem hilft, steht nicht zur Debatte.
Die Rassismuskeule schwingt kräftig mit
Wo kämen wir hin, wenn nicht gleich die Rassismuskeule geschwungen wird? Und weil die Realität so viel komplexer ist, als es die Ideologen gern hätten, wird kurzerhand ein weiteres Feindbild konstruiert: Die „rassistische Spaltung der Arbeiterklasse“ in Österreich, die natürlich nur darauf wartet, von den edlen Kongressteilnehmern überwunden zu werden. Ja, richtig gelesen. Während Österreich sich gegen eine Welt wehrt, in der Antisemitismus längst kein rechter Randphänomen mehr ist, sondern tief in die linke Szene hineingreift, wird behauptet, die Muslime seien die wahren Opfer. Es ist diese verquere Logik, die in ihrer Absurdität fast schon wieder Bewunderung verdient.
Und warum sollte Österreich nicht auch gleich beschuldigt werden, die israelische Kriegsmaschinerie zu unterstützen? Schließlich reicht es nicht, einfach nur Solidarität zu zeigen oder gegen Terrorismus aufzustehen – nein, Österreich muss natürlich Teil des großen, bösen Plans sein. Am besten, wir schaffen gleich die österreichische Neutralität ab und erklären uns selbst zum Feindbild Nummer eins. Denn wer nicht mit dem linken Mainstream schwimmt, kann nur auf der falschen Seite stehen.
Der Antisemitismus der neuen Art
Es ist fast rührend, wie nostalgisch man in linken Kreisen an den guten alten Ronnie aus dem Plattenbau mit Glatze und Springerstiefeln zurückdenkt, den archetypischen Nazi, der mit antisemitischen Parolen durch die Straßen zog. Jener Ronnie ist heute jedoch fast ausgestorben – oder zumindest weit weniger relevant, als er es einmal war. Stattdessen ist es ein neues Phänomen, das jüdisches Leben in Europa bedroht: ein antisemitischer Mob, der sich als Palästina-Solidarität tarnt und von der Linken fleißig mitgetragen wird.
Aber an dieser Stelle wird es trickreich: Man darf das natürlich nicht so nennen, denn der Antisemitismus von links ist ja – so will man uns glauben machen – eigentlich nur Kritik an der israelischen Politik. „From the River to the Sea“ sei kein Aufruf zur Zerstörung Israels, sondern ein poetischer Ausdruck des Freiheitskampfes. Ja klar. Wer diese Ausrede glaubt, der glaubt auch, dass Einhörner auf Regenbögen tanzen.
Die große Selbsttäuschung
Aber vielleicht ist das alles nur eine große Selbsttäuschung. Vielleicht wissen die Kongressteilnehmer tief in ihrem Inneren, dass das, was sie fordern, niemals Realität werden kann. Vielleicht ist es ihnen auch völlig egal. Denn letztlich geht es nicht darum, Lösungen zu finden oder einen echten Beitrag zu leisten. Es geht um Selbstinszenierung, um das Gefühl, auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen, und um die Befriedigung des eigenen moralischen Egos. Und wer könnte es ihnen verübeln? In einer Welt, in der Fakten nur noch als optionales Beiwerk betrachtet werden, kann man sich mit ein paar knackigen Parolen schnell ein gutes Gewissen verschaffen.
In diesem Sinne: Bewahrt Euch Euer Mantra „From the River to the Sea“ im Herzen, aber belästigt uns bitte nicht weiter damit. Denn am Ende ist es nichts weiter als eine hohle Phrase, die zwar in Euren Kreisen Applaus erntet, aber in der realen Welt keinerlei Bedeutung hat.
Weiterführende Links und Quellen
- Zur historischen Einordnung des Nahostkonflikts – Eine ausgewogene Betrachtung der Entstehung und Entwicklung des Konflikts seit 1948.
Link zur Quelle - Kritische Stimmen zum Kongress – Warum die Veranstaltung in Wien mehr ist als ein harmloses Treffen politischer Aktivisten.
Link zur Quelle - Die Rolle von Antisemitismus in linken Kreisen – Eine Analyse, wie und warum Antisemitismus in der Linken Fuß fassen konnte.
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