
Der grüne Plan: Wer retten will, soll zahlen
Es gibt Tage, an denen sich die Realität wie eine besonders schlecht geschriebene Satire liest. Leider ist das oft dann der Fall, wenn politische Entscheidungen auf eine Weise fallen, die das Wort „absurd“ völlig neu definiert. So geschehen in der Republik Österreich, wo die gute alte Tradition, sich beim Verteilen von Steuergeld in Richtung privater Interessen nicht in die Karten schauen zu lassen, eine neue Blüte treibt – diesmal im grünen Gewand.
Die Tafel Österreich hat in den letzten 25 Jahren eine Aufgabe übernommen, die es in einem so wohlhabenden Land eigentlich gar nicht geben sollte: Sie rettet Lebensmittel, die sonst im Müll landen würden, und versorgt damit jene, die sich den Gang in den Supermarkt nicht mehr leisten können. 340.000 armutsbetroffene Menschen in Österreich würden ohne diese Organisation noch härter kämpfen müssen. Eine Schande? Nein, sagt das zuständige Ministerium – eine Geschäftschance!
Wettbewerbsverzerrung im Namen der Fairness
Nun ist es so, dass sich die Tafel in den letzten zwei Jahren um eine digitale Plattform bemüht hat, um Überproduktionen effizienter zu verteilen. Eine löbliche Initiative, die allerdings vom Gewessler-Ministerium torpediert wurde – denn dort kam man plötzlich auf die glorreiche Idee, exakt so ein Projekt öffentlich auszuschreiben. Mit einer klitzekleinen Bedingung, die karitative Organisationen per Definition ausschloss: Die Bewerber mussten eine hohe Bonität nachweisen. Ein cleverer Trick, denn wohltätige Organisationen, die auf Spenden angewiesen sind, können schlecht mit Millionen-Rücklagen aufwarten.
Das Ergebnis? Die Ausschreibung ging an die gewinnorientierte Unverschwendet GmbH – ein Unternehmen, das aus überschüssigen Lebensmitteln Marmeladen, Sirup und Chutneys herstellt und diese natürlich nicht verschenkt, sondern verkauft. Marktwirtschaft funktioniert eben am besten, wenn der Markt vorher nach Wunsch manipuliert wird.
Grün lackierter Neoliberalismus
Der Clou an der Sache ist natürlich, dass es sich hierbei um die selbe Regierung handelt, die sich lautstark gegen soziale Ungerechtigkeit positioniert – zumindest, wenn es in den sozialen Medien gut ankommt. In der Realität jedoch sind es genau diese progressiven Macher, die dafür sorgen, dass Profitinteressen ganz zufällig immer etwas wichtiger sind als gemeinnützige Projekte. Man möchte fast glauben, dass grüne Politik inzwischen nur noch die Verpackung eines altbekannten, neoliberal-marktradikalen Produkts ist.
Doch keine Sorge: Die Gewinne von Unverschwendet werden sicherlich in Nachhaltigkeitsprojekte reinvestiert. Oder in Beraterhonorare. Oder ins Marketing. Oder in einen besonders geschmackvollen Bio-Smoothie aus geretteten Mangos.
Schluss mit lustig?
Vielleicht wäre es an der Zeit, sich einzugestehen, dass es in dieser Regierung nicht um Gerechtigkeit geht, sondern um eine besonders durchdachte Form des „Greenwashings“. Man kann den Kapitalismus nicht mit Kapitalismus bekämpfen – oder doch? Offenbar gibt es Menschen, die fest daran glauben, dass sich soziale Gerechtigkeit am besten durch Profitmaximierung erreichen lässt. Man nennt sie auch Politiker.
Wenn man solche Grüne hat, braucht man keine Neoliberalen mehr.