
Die große Revolution im Weißen Haus
Es gibt Dinge, die überraschen nicht einmal mehr die viel zu abgebrühten Journalisten der Post-Wahrheits-Ära. Dass Donald Trump mit der Subtilität eines Presslufthammers alles ummodelt, was ihm nicht passt, gehört dazu. Doch diesmal hat er sich keinen Geringeren als Elon Musk zur Seite geholt – den Mann, der Raketen ins All schießt und gleichzeitig per Tweet ganze Aktienmärkte ins Trudeln bringt. Das Ziel des Duos: USAID, die Behörde für internationale Entwicklung, die man – folgt man dem heiligen Mantra des neuen Washingtons – eigentlich nie gebraucht hat.
Wer braucht denn sowas!
Entwicklungshilfe ist ohnehin ein Relikt der alten, gutmenschlichen Weltordnung, in der man noch daran glaubte, dass sich Staaten nicht wie Unternehmen führen lassen. Die Vorstellung, mit altruistischer Hilfe Vertrauen zu schaffen, kann nur von jenen stammen, die nie verstanden haben, dass sich Weltpolitik in Deals bemisst – vorzugsweise „great deals“. Wenn Trump also diese „Geldverbrennungsmaschine“ einstampft, dann ist das nur konsequent. Dass die Website der Behörde kurzerhand verschwindet, könnte man als einen sanften Hinweis verstehen: Die Entwicklungshilfe ist Geschichte, löschen wir also schon mal die Spuren.
Mars statt Mali
Nun also Elon Musk, der Mann mit den großen Visionen. Anstatt in den Sudan oder nach Haiti zu investieren, könnte das Geld sinnvoller für den Aufbau von Marskolonien genutzt werden – schließlich weiß jeder, dass Flucht eine bewährte Strategie ist, wenn man einen Planeten zugrunde gerichtet hat. Warum also Menschen in Krisenregionen helfen, wenn man ihnen stattdessen einfach eine One-Way-Ticket-Rakete Richtung Roter Planet anbieten kann?
Alle Ministerien als Start-ups
Natürlich hat das alles System. Warum nur USAID auflösen? Warum nicht gleich das ganze Konzept von Regierung neu denken? Jedes Ministerium könnte doch in ein Start-up umgewandelt werden. „DefenseX“ für das Pentagon, „HealthX“ für das Gesundheitswesen, und „JusticeX“ für das Justizministerium – alles geleitet von Visionären, die mehr Tweets als Gesetze schreiben. Statt langwieriger demokratischer Prozesse gibt es dann einen wöchentlichen Poll auf X, bei dem das Volk abstimmen kann, welche Gesetze ihnen am besten gefallen. „Direct Democracy“, nur eben so, wie sie in der Silicon-Valley-Fantasie existiert.
Willkommen in der neuen Welt
Man kann sich dem Charme dieser neuen Ordnung kaum entziehen: Keine lästige internationale Verantwortung mehr, keine Steuergelder für andere Länder, dafür eine Twitter-Umfrage, ob man Haiti lieber verkaufen oder von SpaceX terraformen lassen sollte. In dieser neuen Welt ist alles möglich – solange es sich monetarisieren lässt.
Doch eines bleibt sicher: Die USAID wird in den Geschichtsbüchern als das letzte Opfer einer Regierung stehen, die sich der ultimativen Wahrheit verschrieben hat: Alles ist nur so lange wichtig, bis ein Milliardär es für überflüssig erklärt. Und dann? Löschen. Reset. Next Deal.