Der absurde Reigen des modernen Kapitalismus

Wenn man einen Kredit aufnimmt, muss es richtig viel sein

Man stelle sich vor, man geht zur Bank, weil man einen Kredit möchte. Ein freundlicher Banker lächelt einem entgegen, lädt einen in ein klimatisiertes Büro ein, während man noch den frisch gemahlenen Kaffee riecht, der zur Einstimmung serviert wird. Man fühlt sich fast wie ein potenzieller Millionär, der gerade dabei ist, sein Imperium aufzubauen. Aber halt! Der Traum endet schneller als man denkt. Warum? Weil der Kredit, den man will, zu klein ist. Genau, Sie haben richtig gehört. Zu klein.

Man glaubt, dass das System so funktioniert: Du hast ein bisschen Geld und brauchst noch etwas mehr, um ein Auto zu kaufen oder das Badezimmer zu renovieren. Die Bank hilft dir, und in ein paar Jahren, mit Zinsen, ist alles wieder abbezahlt. Doch die Realität ist anders. Wenn du nur eine kleine Summe brauchst, schaut man dich an, als hättest du den Verstand verloren. Die Miene des Bankers verzieht sich von einem charmanten Lächeln zu einem skeptischen Stirnrunzeln. „Warum brauchen Sie so wenig? Haben Sie etwa gar kein Geld?“ – Eine zynische Ironie, die nur im modernen Finanzkapitalismus möglich ist.

Kapitalismus für Dummies

Beginnen wir mit den Basics: Geld ist eine Illusion, Kredit eine noch größere. Was ist ein Kredit? Laut Lehrbuch ist es ein „Vertrauensvorschuss“, ein Vertrag zwischen Kreditgeber und Kreditnehmer, basierend auf der Annahme, dass Letzterer irgendwann in der Lage sein wird, das Geld zurückzuzahlen. Doch halt – wer hier noch auf den Mythos von „Vertrauen“ vertraut, hat Kapitalismus im Jahr 2024 immer noch nicht kapiert. Vertrauen ist nichts weiter als eine hübsch verpackte Lüge. Was wirklich zählt, ist die Illusion von Sicherheit, die die Banken zu erschaffen versuchen. Und diese Illusion wird umso eindrucksvoller, je größer der Kredit ist.

In einer Welt, in der man einen Kredit von 10.000 Euro möchte, bekommt man ein Achselzucken und ein beiläufiges: „Sie sind kein Risiko wert.“ Will man hingegen 100.000, ja 500.000 Euro – jetzt wird es spannend! Plötzlich beginnt der Banker zu lächeln, nickt verständnisvoll, die Kaffeemaschine läuft auf Hochtouren. Warum? Weil in dieser Welt größer gleich sicher bedeutet. Die Großen müssen einfach etwas richtig machen. Und die Kleinen? Naja, Pech gehabt.

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Die seltsame Logik der Finanzwelt

Erinnern wir uns an die Bankenkrise von 2008, dieses meisterhafte Drama der modernen Wirtschaftsgeschichte. Riesige Banken vergaben Milliardenkredite an Menschen, die sie unmöglich zurückzahlen konnten. Wäre das nicht der Moment gewesen, in dem jemand hätte sagen müssen: „Warte mal, das ist doch verrückt?“ Aber nein, im Gegenteil: Je mehr Geld im Spiel war, desto sicherer fühlte man sich. Die Zahlen wurden immer größer, bis niemand mehr kapiert hat, dass man auf einem Kartenhaus von Milliarden saß, das irgendwann zusammenbrechen musste. Aber hey, Größe zählt, und wer große Summen schuldet, der ist für das System unentbehrlich.

Es gibt einen zynischen Spruch, der hier bestens passt: „Wenn du der Bank 1.000 Euro schuldest, hast du ein Problem. Wenn du der Bank 1 Million Euro schuldest, hat die Bank ein Problem.“ Denn große Schuldner können nicht einfach fallen gelassen werden. Sie sind zu groß, um zu scheitern. Wer hätte gedacht, dass der Kapitalismus irgendwann zu einer Art perversen Roulette-Spiel mutiert, bei dem der Einsatz für die Sicherheit einer Bank direkt proportional zur Höhe des Kredits steht?

Wer wenig braucht, hat wenig Wert

Man stelle sich folgende Szene vor: Ein Freund prahlt beim Abendessen mit seinem neuen Haus. Ein anderer erzählt stolz von seinem Unternehmen, das er mit einem fetten Kredit gegründet hat. Und du? Du erwähnst schüchtern, dass du einen Kredit für eine neue Waschmaschine aufgenommen hast. Man sieht, wie das Interesse sofort erlischt. Du wirst nicht ernst genommen. Du hast den großen Fehler gemacht, den Kapitalismus auf kleine Weise zu missverstehen.

Das Problem ist nicht das Geld. Nein, das Problem ist die Größe. In einer Welt, in der Größe alles ist, gelten kleine Summen als unwichtig. Wer einen kleinen Kredit will, muss sich fragen lassen: „Warum lebst du so klein? Warum riskierst du nicht mehr?“ Es ist eine subtile, aber schmerzhafte Botschaft: Du bist nicht mutig genug, du bist nicht bedeutend genug. Ein kleiner Kredit ist eine Bankrotterklärung des eigenen Egos. Es ist, als würde man mit leeren Taschen in ein Kasino gehen – nur dass in dieser modernen Finanzwelt das Spielbrett auf deine Größe achtet.

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Warum weniger nicht mehr ist

Lassen wir uns doch einmal auf die Absurdität dieses Systems ein. Warum nicht einfach sagen: „Okay, ich nehme einen Kredit von 1 Million Euro auf, nur um eine halbe davon auf ein Sparbuch zu legen und die andere Hälfte in irgendwelche sinnlosen Dinge zu investieren?“ Klingt das verrückt? Natürlich. Aber genauso verrückt ist es, zu denken, dass kleine Kredite in diesem System irgendeinen Wert haben. Die Banken wollen nicht, dass du klein denkst. Sie wollen große Träume, große Risiken und noch größere Schulden. Denn nur dann wird das Spiel so richtig spannend.

Warum also klein anfangen, wenn die Bank sowieso nur auf die Großen setzt? Man könnte fast meinen, dass Banken mehr auf die Höhe des Kredits achten als darauf, ob man ihn überhaupt zurückzahlen kann. Das scheint die wahre Ironie des modernen Kapitalismus zu sein. Wer klein spielt, hat verloren, bevor das Spiel überhaupt begonnen hat.

Banken als Zirkusdirektoren

Was sind Banken heutzutage eigentlich? Finanzinstitute? Wohl kaum. Sie sind die modernen Zirkusdirektoren eines grotesken Spektakels, bei dem das Publikum auf immer größere, absurdere Kunststücke wartet. Klein anfangen? Das will keiner sehen. Es geht um das große, das übertriebene, das irrwitzige Manöver, das die Massen begeistert. Und je größer der Kredit, desto größer das Kunststück.

Der kleine Kreditnehmer wird übersehen. Er ist der unscheinbare Jongleur, der im Hintergrund bleibt, während der Hochseilartist – der Millionen-Schuldner – todesmutig über den Abgrund balanciert und alle Blicke auf sich zieht. Die Botschaft ist klar: Nur die Großen werden bejubelt. Der Rest kann sehen, wo er bleibt.

Wer es kapiert, spielt das Spiel mit

Und hier liegt die letzte Pointe. Vernunft spielt in diesem grotesken Schauspiel keine Rolle. Wer versucht, nach Vernunft und Maß vorzugehen, hat das System nicht kapiert. Vernunft ist für die, die klein denken. In dieser Welt geht es um den großen Wurf, um das spekulative Risiko, um den Kredit, der alles verändert. Es ist eine Lektion, die man lernen muss: Nur wer groß träumt, wird in dieser absurden Finanzwelt ernst genommen.

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Am Ende ist es wie in einem schlechten Film: Wer sich traut, groß zu träumen, wird belohnt. Und wer sich mit weniger zufrieden gibt, bleibt ein Statist in der großen Inszenierung des Kapitalismus. Also, kapiert es endlich: Wenn ihr einen Kredit aufnehmt, dann macht es richtig. Alles andere ist nur ein trauriger Versuch, in einem Spiel mitzuspielen, bei dem die Einsätze viel zu hoch für kleine Fische sind.


Quellen und weiterführende Links

„Kapitalismus verstehen: Eine Einführung für alle, die noch an Vernunft glauben.“ – Ein humorvoller Leitfaden durch das Labyrinth des Finanzwesens.s schließlich auch selbst – dafür brauchen wir keine Politiker.

„Die große Finanzkrise von 2008: Eine Lektion in kollektiver Blindheit.“ – Eine umfassende Analyse der Ursachen und Folgen der Bankenkrise.

„Too Big to Fail: Wie große Banken die Regeln des Spiels diktieren.“ – Ein tiefgehender Blick auf die Machtstrukturen des modernen Bankensystems.

„Der Mythos des Risikos: Warum große Kredite sicherer sind als kleine.“ – Eine kritische Auseinandersetzung mit der absurden Logik der Bankenwelt.

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