Das Trauerspiel einer Möbelhausoper

Der Anfang vom Ende: Eine „Steilvorlage“ für Benko

Es war einmal ein Möbelhändler, der sich in der österreichischen Konsumlandschaft etabliert hatte. Doch wie in jedem Märchen gab es auch hier einen Drachen – diesmal in Form von Missmanagement und Krisen. René Benko, der charmante Milliardär mit dem Händchen für Immobilien und Seilschaften, sah seine Chance, das Märchen umzuschreiben. Nur: Statt das Königreich zu retten, räumte er es systematisch aus.

„Serviceorientierte Verwaltung“, nannte es ein Sprecher von Sebastian Kurz, der diese freundschaftliche Fusion eifrig bejubelte. Aber was bedeutet das schon? Vielleicht, dass Österreichs Möbelhäuser künftig nicht mehr nach Sägemehl und Polyester, sondern nach dem Duft frischer Millionenscheine riechen sollten? Oder dass Kurz und Co. mit Benko gemeinsam das große Monopoly spielten – nur ohne „Gehen Sie über Los“, sondern direkt zu „Ziehen Sie 200 Millionen ein“?

Immobilien ins Töpfchen, Pleite ins Kröpfchen

Es war nie ein Geheimnis, dass René Benko keine Schränke liebt – außer sie sind gefüllt mit Immobilienpapieren. Kika/Leiner war für ihn ein schlafender Riese, den er sanft weckte, nur um ihm dann das operierende Herz herauszureißen. Was übrig blieb? Die Hülle – profitabel, steuerlich abgeschirmt und bereit, mit sattem Gewinn verhökert zu werden.

Und so wurde der Deal des Jahrhunderts gefeiert. Die Politik applaudierte, die Gewerkschaften schluckten, und die Mitarbeiter? Nun, die wurden zum Kollateralschaden degradiert. Was Benko kaufte, war nicht der Möbelmarkt, sondern ein Stückchen österreichischer Boden, hübsch verpackt in sentimentalen Werbeslogans wie „Kika – kommt gleich!“ Spoiler: Ja, die Insolvenz kam tatsächlich.

Sanierung? Wir lachen uns tot

Wenn es etwas gibt, worin die österreichische Wirtschaft ungeschlagen bleibt, dann im dramatischen Scheitern groß angekündigter Sanierungen. Die Retter von 2023 – ein Investor, der den Geist der Möbelhäuser retten wollte – fanden schnell heraus, dass sie lediglich einen Schuldenberg adoptierten, der auf dem Abstellgleis des Kapitalismus herumlungerte.

Am Ende scheiterte die Sanierung kläglich. Die Zahlen sprachen für sich: 139 Millionen Euro Schulden. Ein Betrag, bei dem selbst ein gewiefter Finanzjongleur wie Benko nur müde lächeln würde. Schließlich war er es gewohnt, Summen dieser Größenordnung bei einem einzigen Immobilien-Flip locker einzukassieren.

TIP:  Zuschauer wie Du und Ich

Österreich – der Sozialstaat für Milliardäre

Während nun Hunderte von Beschäftigten um ihre Existenz bangen, darf René Benko weiter in seiner 60-Millionen-Euro-Villa in Igls verweilen. Eine Villa, deren monatliche „Unkosten“ von schlappen 238.000 Euro natürlich nicht er, sondern seine „Stiftungen“ tragen. Clever? Ja. Unmoralisch? Absolut.

Die Tragödie liegt aber nicht nur in Benkos Taktik, sondern auch im kollektiven Wegsehen der Politik. Jedes Mal, wenn der nächste Skandal ans Licht kommt, erhebt sich ein zögerliches Raunen im Parlament, nur um im nächsten Moment wieder von der Agenda zu verschwinden. Österreich hat eine Tradition des kollektiven Schulterzuckens entwickelt, wenn es um die Verquickung von Politik und Kapital geht.

Der Drachenflieger im Privatjet

René Benkos Fähigkeit, sich als Opfer darzustellen, ist fast bewundernswert. Trotz der Signa-Pleite, die als größte Insolvenz Österreichs in die Geschichte eingehen wird, sieht man ihn lachend aus einem Privatjet steigen – von Steuergeldern subventioniert, versteht sich. Und das ist kein Zufall.

Die Konstruktion hinter Signa ist so komplex, dass selbst erfahrene Wirtschaftsjournalistwie in einem Kafka-Roman darüber schreiben. Am Ende jedoch zeigt sich immer das gleiche Muster: Der Staat zahlt, Benko fliegt, und die arbeitende Bevölkerung schaut in die Röhre.

Ein Lehrstück in Zynismus

Die Kika/Leiner-Pleite ist mehr als nur ein weiteres Kapitel in der langen Geschichte gescheiterter Wirtschaftsprojekte. Sie ist ein Symbol dafür, wie sich in Österreich die Interessen von Politik, Kapital und einer Handvoll Superreichen gegenseitig die Klinke in die Hand geben, während der Rest der Gesellschaft am Abgrund steht.

Ob SPÖ, GPA oder einzelne Betroffene – sie alle rufen zu Recht nach Reformen, nach Gerechtigkeit, nach Konsequenzen. Doch solange die Profiteure dieser Machenschaften in ihren Villen und Jets über das Geschehen schmunzeln, bleibt die Frage: Wer stoppt den Drachen, wenn selbst die Wächter des Reiches Teil des Spiels sind?

Ende oder Fortsetzung

Die Geschichte von Kika/Leiner ist kein Einzelfall, sondern ein Zeichen der Zeit. Es ist ein Lehrstück über die Abgründe eines Systems, das Rendite über Menschenleben stellt und Superreiche zu Helden stilisiert, die eigentlich Schurken sind. Vielleicht braucht es nicht nur neue Möbelhäuser, sondern eine komplette Renovierung des politischen und wirtschaftlichen Systems.

TIP:  Europa ist, frivol gesagt, „im Arsch“

Bis dahin bleibt nur eins zu sagen: „Kika – kommt gleich!“ – Ja, die nächste Pleite kommt bestimmt. Und sie wird uns genauso überraschen wie der Sonnenaufgang am Morgen.

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