DIE KLIMARELIGION

»Kinder werden sich empören gegen ihre Eltern«,
so beschreibt Jesus die Endzeit (Matthäus 10:21).

Die Zehn Gebote (einer Religion)

  1. Es gibt eine apokalytische Weltuntergangsbedrohung,
  2. Es gibt aber einen Weg für jeden Einzelnen der Apokalypse zu entkommen,
  3. Es gibt ein Heilsverprechen,
  4. Es gibt ein Erkennungs/Erweckungserlebnis,
  5. Es gibt ein klares Bekenntnis,
  6. Es gibt klare Handdlungsanweisungen (Sünde und Buße) was dafür zu tun ist,
  7. Es gibt eine Prophetin, die (bedingungslos) verehrt wird,
  8. Es gibt treue Jünger und es gibt Ketzer, Sünder, die Unbelehrbaren und Unbekehrten,
  9. Es gibt Märtyrer,
  10. Es gibt ein Primat des eigenen Glaubens gegenüber der staatlichen Ordnung.

Säkularreligion – Die Klimakirche FFF und ihre radikale Schwester die Sekte XR

An der Klimastreikbewegung scheiden sich derzeit die Geister. Während die einen die Bewegung unterstützen, wird sie von anderen abgelehnt und sogar mit Begriffen wie „Greta-Jünger„, „Weltuntergangssekte“ oder jüngst „Säkularreligion

Doch was sind Züge einer Religion? Neben der zentralen Annahme, dass Götter oder eine transzendente Sphäre existieren, die Einfluss auf die Welt nehmen, zeichnen sich Religionen durch ein ganzes Bündel von Eigenschaften aus. Sie geben ihren Anhängern moralische Regeln vor, bieten ihnen eine umfassende Sinn- und Weltdeutung und emotionalisieren sie nicht selten. Ihr Gedankengebäude und oft auch ihre Argumentationsmuster fußen auf irrationalen Grundannahmen – den zentralen Glaubensinhalten –, die nicht hinterfragt werden dürfen. Oft enthalten Religionen auch Erzählungen vom Anfang und Ende der Welt, Schöpfungsmythen und apokalyptische Weltuntergangsszenarien sowie Vorstellungen eines paradiesischen Himmels oder einer Hölle samt konkreter Handlungsanweisungen für den Gläubigen, wie er in ersteren gelangen und den Aufenthalt in letzterer vermeiden kann. Verbreitet sind in Religionen auch Propheten, die eine besondere Beziehung zur göttlichen Sphäre haben und die aufgrund ihrer göttlichen Beziehungen oder herausragenden Einsichten in den Glauben teilweise gottgleich verehrt werden.

Nicht jede Religion muss alle diese Elemente enthalten, doch die meisten Religionen weisen mehrere davon auf. Allerdings weisen nicht nur Religionen diese Elemente auf. Auch politische Ideologien, Weltanschauungen oder gesellschaftliche Bewegungen sind davon nicht notwendigerweise frei.

Mischung aus politischer Radikalität und messianischer Heilserwartung

Eine der wichtigsten Funktionen von Religion war schon immer die Bewältigung von Ungewissheit und Angst.

Eine orientierungslose Gesellschaft schafft sich eine Ersatzreligion, für die sie bereit sein wird, Opfer zu bringen. Man könnte in der Klima-Bewegung das Gegenstück zum Zeitalter der Aufklärung sehen. Parallelen zum Ablaßhandel des Mittelalters werden der nächste Schritt sein, ein „Jakobinertum“ begleitet von Fanatismus und der Leugnung jeder Rationalität. 

Das religiöse Element, das sich auch ikonografisch ausdrückt, ist von aufmerksamen Beobachtern früh registriert worden. Da ist der ernste Blick, in dem sich das Leiden an der Welt spiegelt; die in die Stirn gezogene Wollmütze, die mit der gesellschaftlichen Kälte korrespondiert, der sie zu trotzen versucht; der zarte Körper, der besser zu einem Kind als zu einer jungen Frau passt; der Hinweis auf die Krankheiten als Äquivalent zum Wundmal.

Im Empörialismus, wie der Philosoph Michael Schmidt-Salomon dieses Phänomen nennt, zählt nicht die Güte eines Arguments, sondern das möglichst laute und empörte Bekenntnis, auf der „richtigen Seite“ zu stehen – die natürlich beide Extrempositionen für sich beanspruchen. Wer nun bei den FFF/XR religiöse und somit totalitäre Tendenzen feststellt oder ihre Forderungen als moralistisch und unwirksam erklärt, wird von ihnen sofort im gegenüberliegenden Lager verortet. Mit diesem Schwarz-Weiß-Denken verhindern Empörialisten eine gesunde Streitkultur, die zentraler Bestandteil der Demokratie und für die Suche nach Lösungen unabdingbar ist.

Die Ritualisierung des Protests hat ihre Gefahren, angefangen bei der Aufteilung der Welt in Erlöste und Verdammte. Manche der Einteilungen haben auch mit dem zu tun, was die Schwarmmeinung für sozialadäquat hält:  SUVs sind böse, der spritfressende alte VW-Bus ist süß; Kreuzfahrten sind schlimm, der Flug zur Öko-Safari nach Tansania ist cool. Wer noch Billigfleisch und Plastikzeugs kauft, soll sich was schämen – dabei lebt eine Alleinerziehende, die sich weder Biomarkt noch Urlaub leisten kann, nur die nötigste Kleidung kauft und die alte Karre immer weiterfährt, klimafreundlicher als viele Ökobewegte. Und schuld an allem sind die alten weißen Männer.

Manche Ablehnung, die den Streikenden entgegenschlägt, entspringt dem Gefühl, dass hier mit gewisser Arroganz der feine Unterschied demonstriert wird.   

Tausche Moral gegen Argument

Erlöserfiguren und Utopisten gehörten schon immer zu Krisenzeiten, verbunden persönlichem Charisma aus Unschuld und Fremdheit – das Rätselhafte, der Ernst und die von manchen als Hysterie empfundene Übersensibilität machen einen Großteil von Greta Thunbergs Ausstrahlung aus. Greta allerdings erscheint vor allem als extrem kontrolliert, betont sachlich, eine mit Wissen hantierende Pragmatikerin, dagegen selten spontan oder gar inspiriert, und so gut wie nie humorvoll, witzig gar ironisch. Sie ist zugleich ein Kind und uralt in ihrer Ausstrahlung, mehr Yoda als jugendlich.

Mich erinnert Greta an die Stelle aus dem Prophetenbuch Amos, wo es heißt: Sie hassen den, der im Tor Recht spricht, und verabscheuen den, der die Wahrheit sagt.“ Das sagte Katrin Göring-Eckardt, Grünen-Spitzenpolitikerin, Bundestagsabgeordnete und Mitglied der EKD. 

Kritische Stimmen befürchteten auch schon vor Göring-Eckharts Parallelisierung Thunbergs mit einem alttestamentlichen Propheten, dass eine religiöse Überhöhung Thunbergs stattfinden könnte. 

In der Zwischenzeit versucht Berlins Bischof Heiner Koch die Bibel in die Gegenwart zu übersetzen. Er vergleicht dazu die Bewegung der schwedischen Klimaschutz-Aktivistin Greta Thunberg mit der Jesus Christus.

In seinem Bischofswort im RBB-Hörfunk sagt Koch mit Blick auf die Karwoche: „Mich erinnern die Freitagsdemos ein wenig an die biblische Szene vom Einzug Jesu in Jerusalem“. Jesu Einzug in Jerusalem sei für viele „eine Art Triumphzug für einen Volkshelden“ gewesen. Manche hätten in ihm einen „Propheten, einen nationalen Retter“ gesehen, und ergänzt: „Ich möchte jedoch daran erinnern, dass unsere Gesellschaft und auch unsere Kirche von Zeit zu Zeit echte Propheten braucht, die auf Missstände und Fehlentwicklungen hinweisen und Lösungswege vorschlagen.“

Argumentativer Tiefschlag

Argumente sind der Versuch, die Richtigkeit einer bestimmten Aussage über eine andere, bereits akzeptierte, Aussage zu beweisen. Moralische Argumente sollen zudem sogar allgemeingültig sein. Aber, auch wer moralisch argumentiert muss Gründe dafür nennen können, warum man ein bestimmtes moralisches Urteil akzeptieren sollte. Ohne Sachargumenten besteht die Gefahr, dass eine (rein) moralisch Argumentation die Wahrscheinlichkeit für intolerantes Verhalten anderen Menschen gegenüber erhöht und die Verurteilung von anderen Handelsweisen verstärkt. 

Fjodor Michailowitsch Dostojewski hat seinen Roman nicht „Schuld und Sühne“, sondern „Prestuplenije i nakasanie“ (Преступление и наказание) genannt, was als „Verbrechen und Strafe“ bzw. „Übertretung und Zurechtweisung“ übersetzt werden kann. Auch in anderen Sprachen wurde der Titel des Romans als „Verbrechen und Strafe“ übersetzt (Crime and punishment, Crime et châtiment, Zbrodnia i kara). Der prosaische Titel war jedoch dem deutschen Verlag, der sein deutsches Publikum kannte, zu wenig. Zu wenig ethisch, zu wenig moralisch. Biblische „Schuld und Sühne“ mussten her, denn wir sind seit eh und je Prediger, die der Welt Heil und dem Sünder, d.h. wer nicht Ja und Amen zu ihren Predigten sagt, ewige Verdammung, manchmal auch mediales oder physisches Ausmerzen mit Stumpf und Stiel angedeihen lassen.

Die Heilige Greta

Die Parallelen zwischen Jeanne d’Arc und Greta sind Beobachtern nicht entgangen. Der französische Philosoph Bruno Latour schrieb, der Film biete „einen guten Schlüssel, um die Tiefe der prophetischen Dimension von Greta Thunberg zu ergründen.“ Welch‘ ein selbstgewisses Urteil!

Es spiegelt sich in den eigenen Worten der vermeintlichen Prophetin: „Ich will, dass ihr in Panik geratet„, rief Greta bekanntlich schon früh in ihrem entschlossenen Ton, und vor der UNO dann, mit weit aufgerissenen Augen, bebendem Körper und den Tränen nahe: „Wie könnt ihr es wagen!“ Können wir uns nicht so in etwa auch Jeanne d’Arc vorstellen? Dieser hohe Ton ist eine offenkundige Parallele zur Jungfrau. Die erklärte in ihrem Prozess, ihre Kläger hätten nicht die Autorität, die göttlichen Worte, die ihr von Engeln im Zwiegespräch offenbart worden seien, aus ihrem Mund zu hören. Nun hat Greta zwar keine göttlichen Visionen, hört keine Stimmen. Aber in dem von ihr mit ihrer Mutter Malena Ernman veröffentlichten Buch „Szenen aus dem Herzen“ präsentiert die Mutter ihre Tochter als Auserwählte: „Greta gehört zu den wenigen, die unsere Kohlendioxide mit bloßem Auge erkennen können. Sie sieht, wie die Treibhausabgase aus unseren Schornsteinen strömen, mit dem Wind in den Himmel steigen und die Atmosphäre in eine gigantische unsichtbare Müllhalde verwandeln. Sie ist das Kind, wir sind der Kaiser. Und wir sind alle nackt.“

Mag man ihren hohen Ton und Gretas Rechthaberei noch als normale Arroganz der Jugend abtun, nehmen der heilige Ernst und die tragische Gewissheit solchen Sendungsbewusstseins bei Greta auch immer wieder Züge des Fanatismus an.

Es ist die Unbedingtheit einer Hypermoral, die die Gewissheit in sich trägt, an einer tieferen Wahrheit teilzuhaben und Botschaften höherer Mächte zu verkünden. Dazu kommen der Puritanismus des Entweder-Oder und der naive Glaube an einfache Lösungen.

Immanuel Kant sagte: „Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind.“

Das Ende der Geschichte

Schließlich bleibt noch die Frage: Wer ist eigentlich dieses diffuse „ihr„, an das Greta ihre Reden richtet? „Ihr habt meine Träume und meine Kindheit gestohlen!“; „Wir werden euch nie verzeihen!„; „Wir werden euch beobachten.“ Sie hätte nicht dicker auftragen können: Wir gegen „Ihr“. So reden Ideologen und Gläubige, Menschen, die kein Pardon kennen.

Wer ist gemeint? Die Alten, die Erwachsenen, die Gegenwart? Oder ist es nicht vielmehr die Menschheitsgeschichte als solche, über die die junge Aktivistin ihr Urteil fällt? Denn die Geschichte von Wissenschaft und Industrialisierung der letzten 300 bis 400 Jahre, nicht etwa die Entscheidung einer Handvoll böser alter Männer in den Konzernzentralen, schuf die Verhältnisse, deren Folge jetzt die Erderwärmung ist. Sie schuf allerdings auch den Wohlstand, der die Menschheit so gut leben lässt, wie noch nie, und in deren Schoß kluge junge Mädchen wie Greta heranwachsen, die ihre Eltern jetzt herausfordern. Und sie schuf die Medienkonzerne, die Greta erst eine Stimme geben.

Engergiewende – Au Weh!

Europa will auf Öl und Gas aus Russland verzichten – auch mit einem schnelleren Ausbau von Windkraft und Solarstrom. Damit wächst der Einfluss chinesischer Hersteller.

Seit rund sechs Jahren dominiert China den weltweiten Markt für Solar-Energie. Chinesische Firmen bieten Solarzellen oder fertige Solarmodule zu unschlagbaren Preisen an. Möglich ist dies nicht zuletzt dank staatlicher Subventionen und tiefer Stromkosten. Denn China setzt noch immer stark auf Kohlekraftwerke.

80 Prozent des Rohstoffs Polysilizium, das in den Solarpanels steckt, stammt aus China. Ein Großteil davon wird in der Region Xinjiang verarbeitet, wo Zwangsarbeit vermutet wird.

Beispiel Solarstrom: Bis zum Jahr 2030 sollen in Deutschland Zellen mit einer Gesamtleistung von 200 Gigawatt installiert sein. Dafür müssten in acht Jahren noch 140 Gigawatt an Solarzellen auf die Dächer – fast 17 Gigawatt pro Jahr. Im letzten Jahr waren es genau 5,46 Gigawatt. Eine Verdreifachung ist also nötig.

Aktuell werden in Deutschland Solarmodule mit einer Gesamtleistung von 2,8 Gigawatt hergestellt. Der Rest – also knapp die Hälfte – kommt aus Asien, überwiegend China. Aber: Bei vielen deutschen Herstellern, wie zum Beispiel bei Solarwatt in Dresden, werden nur die Module zusammengebaut, die Solarzellen dafür stammen aus China. Während Deutschland bei Erdgas vor dem Ukraine Krieg zu 55 Prozent von Russland abhängig war, liegt die Abhängigkeit von China bei Solarzellen bei sage und schreibe 95 Prozent.

Der Experte Volker Quaschning von der Hochschule für Technik und Wirtschaft hält das für hochgradig riskant: „Wir haben gesehen, wie schnell die geopolitische Lage sich ändern kann. Wer garantiert uns, ob wir uns in fünf Jahren noch mit gut mit China verstehen? Und wenn wir von dort keine Solarzellen mehr bekommen, ist die Energiewende bei uns gestorben.“

Das Risiko ist hausgemacht. Vor zehn Jahren war Deutschland Weltmarktführer – vom Siliziumblock über die Zellen bis zum Modul. Dann entdeckte China diesen Zukunftsmarkt, begann, Produzenten staatlich zu fördern. Gleichzeitig wurde die Einspeisevergütung in Deutschland drastisch gestrichen. Während in Deutschland die Nachfrage einbrach, besetzte China den Markt. So gingen deutsche Hersteller wie etwa Solarworld reihenweise pleite. 100.000 Arbeitsplätze wurden damals innerhalb von vier Jahren abgebaut. Zum Vergleich: Beim Ausstieg aus der Braunkohle geht es um weniger als 20.000 Arbeitsplätzen. Bei der Solarenergie wurde die fünffache Zahl an Arbeitsplätzen still und leise abgewickelt.

Aber könnte man nun, da die Politik einen schnellen Ausbau Erneuerbarer Energie beschlossen hat, die Produktion in Deutschland wieder steigern?  Neue, eigene Produktionsanlagen errichten? Der Geschäftsführer von Solarwatt, Dieter Neuhaus, meint, dafür sei es jetzt fast schon zu spät. Man benötige dafür extrem hohe Investitionen – und Investoren würden nur Geld bereitstellen, wenn sie davon ausgehen, dass die Rahmenbedingungen über längere Zeit stabil bleiben.

Ähnlich bei der Windkraft: Auch hier sind seit einer Hochphase im Jahr 2016 mehr als 60.000 Arbeitsplätze abgebaut worden – von 163.000 im Jahr 2016 auf rund 100.000 heute. Die Zahl neu errichteter Windräder schrumpft seit Jahren.

Noch sind in Deutschland deutsche und europäische Anbieter Marktführer, doch global wurden auch sie schon längst von China überholt. Im April – wenige Wochen nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine – schloss der dänische Hersteller Vestas sein deutsches Werk für Windkraft-Rotoren. Zeitgleich kündigte der deutsche Konkurrent Nordex an, auch seine Produktion in Rostock stillzulegen. Der Transport solcher Rotorblätter, bis zu 80 Meter lang, ist extrem aufwändig. Trotzdem hat Nordex nur noch eine europäische Produktionsanlage in Spanien, sowie weitere in Mexiko und Indien. Enercon, der größte deutsche Anbieter, hatte seine Produktionsanlagen in Aurich und Magdeburg schon in den vergangenen Jahren geschlossen, produziert immerhin noch in der Türkei und in Portugal – aber vor allem eben auch in Asien und Südamerika.

Mit Umsturzfantasien und Rassisten gegen CO²?

Wo gehobelt wird, fällt Späne

In einer auf YouTube (ab 6:15) publizierten Rede, die er im Februar vor Amnesty International in London hielt, sagt Roger Hallam (Extinction Rebellion) wörtlich:

Wir organisieren Massenveranstaltungen zum zivilen Ungehorsam. Wir machen keine Konferenzen, Podiumsdiskussionen oder Frage- und Antwortstunden. Wir werden verhaftet und gehen ins Gefängnis. Wir sprechen keine ‚warmen‘ Worte und veröffentlichen keine Resolutionen. Wir gründen Versammlungen, wo einfache Menschen sich dafür entscheiden können, ob sie den Reichen und Mächtigen ihre Kinder ausliefern wollen, um für diese zu sterben. Wir verschicken keine E-Mails und fragen um Spenden. Wir werden die Regierungen dazu zwingen, zu handeln. Wenn sie sich nicht fügen, werden wir sie stürzen und eine Demokratie erschaffen, die dem Zweck entspricht. Und ja, am Weg dorthin können auch Menschen sterben. Manche von uns haben die dunklen Pfade der Seele beschritten. Zumindest haben wir keine Angst mehr vor unseren Ängsten.“

Roger Hallam (Extinction Rebellion) spricht zu Amnesty International

Ein bisschen rassistisch und sexistisch ist schon OK

In einem Interview mit der »Zeit« hatte er außerdem gesagt:

»Anders als klassische linke Bewegungen schließen wir niemanden aus, auch jemand, der ein bisschen sexistisch oder rassistisch denkt, kann bei uns mitmachen

System Change – Not Climate Change

Die Demokratie so wie sie jetzt ist, bringt einfach nicht die richtigen Maßnahmen durch, sie setzt nicht mal ihre eigenen Klima-Beschlüsse um. Die Frage ist also: Wie können wir etwas ändern? Darüber muss es eine Diskussion geben. Mit einem System weiterzumachen, das nicht funktioniert, ist definitiv keine Lösung.“ 

(© Fr. Carola Rackete)

Ralf Dahrendorf hat bereits 1997  in: „Die Globalisierung und ihre sozialen Folgen werden zur nächsten Herausforderung einer Politik der Freiheit“ die Schwelle zum autoritären Jahrhundert ausgemacht.

Die Nebenwirkungen der Globalisierung schaffen Probleme, denen mit normalen demokratischen Methoden abzuhelfen schwierig ist. Schon die Erhaltung von Recht und Ordnung ruft beinahe unweigerlich autoritäre Maßnahmen auf den Plan.

Ralf Dahrendorf

Auf den Weg in die Ökodiktatur?

Häufig rutschen freiheitliche Gesellschaften in Diktaturen ab, wenn diktatorische Maßnahmen eine diffuse Teilzustimmung innerhalb von Gruppen erlangen, die sich eigentlich als freiheitsliebend verstehen. Was vorher undenkbar oder unanständig schien, scheint plötzlich plausibel: Wäre nicht ein wenig mehr Durchgreifen, ein bisschen mehr Autorität, ein bisschen frischer Wind gut fürs Gute? Wozu die lahmen und zahnlosen demokratischen Prozesse, das Gekläff der widerstreitenden Parteien, während die Welt zugrunde geht? Wie jede Diktatur, so wird auch die ökologische Diktatur vorgeben, sie sei lediglich eine zeitweise Abhilfemaßnahme im Notstand; sobald dieser behoben sei, könne man zu sanfteren Verfahrensnormen zurückkehren. Wie in jeder revolutionären Diktatur behauptet eine selbst ernannte Avantgarde – gern im Verbund mit idealistischer Jugend – sie handle in übergeordnetem Interesse. Und wie jede Diktatur, so formulieren unsere ökologischen Aktivisten eine Feinderklärung und stellen fest, dass Späne fallen müssten, wo gehobelt werde.

Geschäftsführer, Verleger und Chefredakteur: Jakob Augstein

Oder, wie der seit 2003 stellvertretender Chefredakteur der Wochenzeitung ZEIT (katholisch, vegan, Schalker) formuliert:

Umgekehrt: weil mir Freiheit das wichtigste ist, will ich einen starken Staat, auch einen ökologisch tatkräftigen. Freiheit gegenüber dem Staat ist mehr so 20. Jahrhundert, Freiheit durch den Staat mehr so 21.

Bernd Ulrich