Der Getriebeschaden unserer Zeit

Verstehen ist nicht Verständnis!

Stell dir vor, du fährst über die Autobahn, beschleunigst, die Sonne blendet dich, während das Radio dröhnt – und plötzlich: Ein Knirschen, ein Knacken, und dein Wagen stottert, hustet und bleibt stehen. Ein Getriebeschaden! Was nun? Ein Großteil der Menschheit – und hier blicke ich gezielt in eine bestimmte Ecke des politischen Spektrums – würde jetzt schlicht einen großen Hammer hervorholen, sich dem metallenen Problem nähern und mit einem kehligen Grunzen zuschlagen. Schließlich muss das Ding ja nur wieder irgendwie laufen. So oder ähnlich verhalten sich heutzutage viele linke Aktivisten und Journalisten, wenn es darum geht, komplexe gesellschaftliche und politische Probleme „zu lösen“.

Das Getriebe symbolisiert die Maschine, die unsere Gesellschaft am Laufen hält: ein feingliedriges, ineinander verzahntes, kompliziertes System aus Mechanik und Zahnrädern. Doch wer das Getriebe nicht versteht, dem fehlt auch das Verständnis für seine Funktion. Und was machen die, die es nicht verstehen? Sie holen den Hammer. Dabei ist doch gerade die Fähigkeit, die Funktionsweise eines Getriebes zu verstehen, der erste Schritt zur Behebung des Schadens. Was tut also eine große Menge politisch motivierter Menschen, die laut und selbstbewusst für Lösungen eintreten? Sie schlagen wild um sich, hauen auf die Zahnräder – und wundern sich, dass nichts funktioniert. Verstehen und Verständnis sind zwei vollkommen unterschiedliche Dinge. Und der ständige Griff zum Hammer führt nicht zur Heilung der Wunde, sondern verschärft sie nur.

Die Anmaßung des Pseudo-Verstehens

Die linke Szene und viele in den Medien haben sich eine groteske Attitüde angeeignet: Sie behaupten, alle Probleme zu „verstehen“, weil sie sie ständig thematisieren. Es ist diese wohlig-warme Selbstüberzeugung, die dem Pseudo-Verständnis zugrunde liegt. „Ich habe das verstanden“, rufen sie, während sie sich im Kreis drehen und ihre Schlagworte schwingen wie die Hämmer auf kaputte Getriebe. Der Eindruck entsteht, als ginge es darum, möglichst laut und betroffen zu sein, um Kompetenz zu simulieren. In Wahrheit jedoch bleibt das eigentliche Verstehen auf der Strecke.

TIP:  Ich bin ein ökonomischer Trottel

Wer zum Beispiel über „soziale Gerechtigkeit“ spricht, aber nicht die komplexen ökonomischen Mechanismen dahinter durchdringt, begeht denselben Fehler wie der ungeschickte Mechaniker: Man versucht das Problem zu lösen, ohne das Getriebe wirklich verstanden zu haben. Dasselbe Muster zeigt sich, wenn es um Themen wie Klimawandel, Migration oder Identitätspolitik geht. Der Hammer ist immer schnell zur Hand, wenn es darum geht, ein Problem lautstark zu „bekämpfen“. Doch was bleibt, ist ein Haufen kaputter Zahnräder.

Journalisten als intellektuelle Dampfplauderer

Nun werfen wir einen Blick auf die Medien. Journalisten – jene wackeren Kämpfer für Aufklärung und Wahrheitsfindung – sehen sich oft als diejenigen, die komplexe Zusammenhänge für den gemeinen Bürger verständlich machen. Doch auch hier zeigt sich das Prinzip: Verstehen ist nicht gleich Verständnis. Was passiert, wenn Journalisten, die vorgeben, „die Wahrheit“ zu verstehen, in Wirklichkeit nur halbwissend agieren? Sie produzieren Schein-Erklärungen, die letztlich mehr Schaden anrichten, als sie helfen. Man könnte sagen, die Journalisten von heute sind die Maschinenbauer von gestern, die ohne Plan und ohne echtes Wissen auf das Getriebe der Welt einhämmern.

Ein beliebtes Beispiel: Klimaberichterstattung. Natürlich verstehen alle die Dringlichkeit. Wir müssen jetzt handeln, sonst ist die Welt morgen hinüber. Aber was heißt das konkret? Welche ökonomischen und technischen Details stecken dahinter? Welche globalen Abhängigkeiten gilt es zu berücksichtigen? Auch hier neigt man zum Hämmern: Schlagworte wie „Netto-Null“ oder „grüne Wirtschaft“ werden in die Köpfe gehämmert, ohne dass der Mechanismus wirklich verstanden wird. Eine komplexe Realität wird simplifiziert – und das Ergebnis ist ein weiteres kaputtes Zahnrad.

Linke Politik als Faust auf’s Getriebe

Wenn wir nun den Blick von den Medien auf die linke Politik werfen, erkennen wir dasselbe Muster. Man simuliert Verständnis, wo keines ist. Komplexe Probleme wie globale Ungleichheit, Kapitalismus oder gesellschaftliche Spannungen werden mit simplen, plakativen Lösungen beantwortet, die nichts weiter sind als die metaphorische Faust auf das Getriebe. Man muss ja schließlich handeln, heißt es immer. Aktionismus statt Analyse, schnelle Eingriffe statt nachhaltiger Überlegungen – all das führt nur dazu, dass das Problem verschärft wird.

TIP:  Feldspital statt Biergarten

Der Mindestlohn, so heißt es, ist das Wundermittel gegen Armut. Eine Steuer auf Reiche? Klar, das löst die Ungleichheit! Doch diese scheinbaren Lösungen greifen nicht, weil sie nicht die feinen Mechanismen hinter den wirtschaftlichen Dynamiken verstehen. Ein Getriebe repariert man nicht, indem man die Oberfläche poliert. Die feinen, ineinander verzahnten Komponenten verlangen ein tieferes Verständnis – doch wer das nicht hat, der greift zum Hammer.

Der Schlüssel zu echtem Fortschritt

Was tun? Das einfache Hämmern auf komplexe Probleme hat uns nicht weitergebracht. Die Linken, die Journalisten – beide lagern in einem intellektuellen Ruhezustand, in dem Aktionismus mit echtem Fortschritt verwechselt wird. Doch Fortschritt erfordert ein tiefes Verstehen. Nicht nur ein oberflächliches „Verständnis“ von Schlagworten, sondern ein echtes Durchdringen der Mechanismen.

Um das Getriebe zu reparieren, reicht es nicht aus, das Problem zu „verstehen“. Man muss es wirklich begreifen. Und das bedeutet: Man muss tiefer gehen, sich mit den Details beschäftigen, die Mechanik des Problems auseinandernehmen und wieder zusammensetzen. Nur so können wir den Getriebeschaden unserer Zeit beheben – und es ist höchste Zeit, dass das auch jene begreifen, die am lautesten nach dem Hammer schreien.

Der Hammer wird zum Boomerang

Doch die bittere Ironie der Geschichte: Wer zum Hammer greift, bekommt oft auch den Hammer zurück. Der Aktionismus, der aus vermeintlichem „Verstehen“ erwächst, führt oft zu neuen, schlimmeren Problemen. Die linke Forderung nach sofortigem Klimahandeln beispielsweise hat in manchen Ländern zu sprunghaften Entscheidungen geführt, die am Ende der Gesellschaft mehr geschadet als genützt haben. Dieselben Journalisten, die zuvor noch für drastische Maßnahmen plädiert haben, müssen dann erklären, warum plötzlich Massenarbeitslosigkeit und Energieknappheit drohen.

Der Hammer wird zum Boomerang, und die, die sich als Retter der Welt inszeniert haben, stehen plötzlich als die Zerstörer des feinmechanischen Gefüges da, das sie so wenig verstanden haben. Dabei hätten sie doch nur mal einen Blick in die Getriebekiste werfen müssen, anstatt gleich blindlings draufzuschlagen.

TIP:  Das Scheitern als Methode

Wie man es richtig macht

Was wir heute brauchen, ist nicht der ewige Hammer, sondern das ruhige, präzise Werkzeug des Technikers. Der Techniker zerlegt das Getriebe, studiert die Abläufe, erfasst die Zusammenhänge und entwickelt eine durchdachte Lösung. Er schreit nicht wild herum, er hüllt sich nicht in Schlagworte – er arbeitet methodisch und mit Verstand. Es sind diese Techniker, die wir in der Politik, in den Medien und in der Gesellschaft brauchen: Menschen, die wissen, dass sie nicht alles verstehen, aber die sich die Mühe machen, es zu lernen. Sie wissen, dass echtes Verständnis Zeit und Geduld erfordert – aber am Ende bringt es uns weiter als jeder Hammer.

Verstehen oder sterben

Es ist an der Zeit, sich zu entscheiden: Wollen wir weiter mit dem Hammer auf das Getriebe schlagen, uns über die Trümmer beschweren und uns in moralischer Überlegenheit wiegen? Oder wollen wir endlich lernen, das Getriebe zu verstehen? Denn am Ende wird das Schicksal der Gesellschaft davon abhängen, ob wir bereit sind, den Hammer aus der Hand zu legen und das Werkzeug des Verstehens zu ergreifen.

Wer nicht versteht, der kann auch nicht wirklich helfen. Wer aber nicht helfen will und sich trotzdem als Helfer inszeniert, der richtet nur Schaden an. Und das sollten vor allem jene begreifen, die am lautesten schreien und am wenigsten wissen.


Quellen und weiterführende Links:

  1. Noam Chomsky – Manufacturing Consent: The Political Economy of the Mass Media
  2. Friedrich Hayek – The Road to Serfdom
  3. Milton Friedman – Capitalism and Freedom
  4. Jonathan Haidt – The Righteous Mind: Why Good People Are Divided by Politics and Religion
  5. Artikel zur wirtschaftlichen Komplexität: www.komplexitaetundwirtschaft.de
  6. Technische Analyse der gesellschaftlichen Mechanismen: www.gesellschaftsgetriebe.de
  7. Was wirklich funktioniert: www.verstehenstattzerschlagen.de
  8. Für mehr Tiefgang und weniger Aktionismus: www.lernt-verstehen.de
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