Ew, Brother Ew!

Wenn Trash zur Gefahr wird

„Ew, Brother, ew! What’s that?“ – Was klingt wie die spitze Reaktion eines Teenagers auf ein besonders missglücktes TikTok-Video, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als verstörende Metapher unserer Zeit. Der Kommentar ist nicht die Reaktion auf eine fragwürdige Tanzchoreografie oder einen misslungenen Prank, sondern auf die verstörenden Allianzen, die sich im Schatten des Internets bilden. Clan-Bosse und islamistische Salafisten, die gemeinsam eine Bühne bespielen – wer hätte das gedacht? Ein Alptraum für Verfassungsschützer, doch ein unterhaltsames Spektakel für die unbedarften jungen Zuschauer, die in der scheinbar harmlosen Welt von TikTok auf diese Videos stoßen.

Was hier passiert, ist weit mehr als ein abstruses Phänomen. Es ist das Vorspiel zu einem gesellschaftlichen Verfall, der sich auf den unendlichen Weiten des Internets abspielt und für die Zukunft nicht weniger als die Aushöhlung unserer demokratischen Werte verheißt. Man könnte fast meinen, wir befänden uns in einer bizarren Reality-TV-Show, in der der Wahnsinn keine Grenzen kennt und die Teilnehmer unschuldige Jugendliche mit Flausen im Kopf auf Abwege führen.

Der perfekte Sturm

Der Feind meines Feindes ist mein Freund – so lautet das Motto, nach dem kriminelle Clan-Mitglieder und radikale Salafisten scheinbar immer öfter gemeinsame Sache machen. Die Berliner Clan-Größe, die sonst mit protzigen Autos und Goldketten vor ihrer Villa posiert, sitzt plötzlich in einer Moschee und lauscht andächtig den Worten eines Hasspredigers. Irgendwo dazwischen wird ein Video aufgenommen, das dann seinen Weg ins Netz findet – ein Werk der „Erbauung“ für die jugendlichen Follower, die bei solch absurden Szenen scheinbar noch nicht mal die Stirn runzeln.

Das Tragische: Diese Videos werden millionenfach geklickt. El Azzazi, Asanov und Konsorten haben es geschafft, ihre toxische Botschaft in die Herzen derjenigen zu tragen, die am anfälligsten sind – die jugendliche Generation Z, die ohnehin kaum noch zwischen ernstzunehmender Information und Entertainment-Müll unterscheiden kann. Es ist eine Allianz der Niedertracht, die Clan-Kriminalität und religiösen Extremismus in eine widerliche Symbiose zwingt. Und dabei sind die Gemeinsamkeiten erschreckend: Die Verachtung für den deutschen Staat, für unsere Gesellschaftsordnung, und das beständige Bemühen, möglichst viele Menschen zu „rekrutieren“ – sei es für den „Dschihad“ oder für den nächsten Überfall auf einen Juwelier.

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Die Prediger der Verblendung

Doch was passiert in diesen Videos wirklich? Der smarte Salafist – und ja, diese absurde Kombination muss man sich auf der Zunge zergehen lassen – gibt vermeintlich wertvolle Lebenstipps: Polizist werden? Auf keinen Fall, das sei „haram“. Musik hören? „Musik vergiftet dich von innen“, so der salbungsvolle Rat eines radikalisierten TikTok-Stars. Das ist keine Satire. Das ist die bittere Realität in einem Universum, in dem Influencer längst nicht mehr nur Fitness- oder Make-up-Tutorials veröffentlichen, sondern eine menschenverachtende Ideologie unter das unbedarfte Volk streuen.

Man muss sich das einmal vorstellen: Ein junger Mensch, der nach Orientierung sucht, stößt in der unendlichen Flut belangloser TikTok-Videos plötzlich auf den bärtigen Asanov, der ihn mit einem gewinnenden Lächeln belehrt, dass man Frauen besser nicht die Hand gibt. Und bevor der Betrachter noch den Sinn dieser bizarren Regeln hinterfragt, hat er das Video schon gelikt, geteilt und dem Absender gefolgt. Willkommen in der neuen Welt der Social-Media-Radikalisierung – einfach, schnell und effizient.

Hilflosigkeit im digitalen Dschungel

Und was macht der Staat? Er schaut zu – oder zumindest fühlt es sich so an. Natürlich gibt es Bemühungen, dieser digitalen Radikalisierung entgegenzuwirken, aber angesichts der schieren Masse an Videos und der Geschwindigkeit, mit der diese sich verbreiten, gleichen diese Maßnahmen einem Tropfen auf den heißen Stein. Der Aufschrei, der durch die Gesellschaft geht, ist zu leise, und die Politik scheint mit dem Komplex der digitalen Sphäre völlig überfordert zu sein. Man diskutiert über Gesetze gegen Hassrede im Netz und über ein Verbot extremistischer Symbole – doch was tun gegen diese subtile Verführung, die sich in Millionen von Klicks äußert?

In der Zwischenzeit wächst eine Generation heran, die nicht nur vom klassischen Bildungssystem, sondern auch vom digitalen Raum völlig im Stich gelassen wird. Während unsere Schulen nach wie vor auf Tafel und Kreide setzen, finden sich die jungen Menschen in einer Welt wieder, in der radikale Ideologen die Spielregeln machen. Der Staat verliert dabei zunehmend den Zugang zu seinen Bürgern – und was besonders tragisch ist: Zu seinen jungen Bürgern.

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Wo bleibt die Empörung

Wo bleibt eigentlich die Empörung? Man könnte meinen, dass der Anblick von Clan-Bossen und Salafisten, die gemeinsam auf TikTok predigen, einen Sturm der Entrüstung auslösen würde. Doch Fehlanzeige. Stattdessen erntet man Likes, Herzchen und Feuer-Emojis – Symbole eines kollektiven Desinteresses. Das Publikum, so scheint es, ist immun gegen den Schwachsinn, den es sich täglich in Endlosschleife reinzieht.

Der Grund für diese erstaunliche Gleichgültigkeit? Vielleicht ist es der Zustand unserer Gesellschaft insgesamt. Eine Gesellschaft, die zunehmend zwischen polarisierten Fronten zerrissen wird, ist längst nicht mehr in der Lage, sich über solch „kleine“ Provokationen aufzuregen. Die Demokratie steht unter Beschuss – und die Antwort darauf lautet: Entertainment.

Ein ewiger Teufelskreis

Es gibt Momente, in denen man sich fragt, ob das Ganze vielleicht nur ein besonders schlechter Witz ist. Eine grobe Satire, in der radikale Salafisten und Clan-Kriminelle als Protagonisten auftreten, während die Zuschauer genüsslich Popcorn kauen und zuschauen, wie ihre eigene Zukunft den Bach runtergeht. Doch leider ist es kein Witz. Es ist die bittere Realität in einer Welt, in der das Internet längst zur gefährlichsten Waffe geworden ist.

Der „Ew, Brother Ew!“-Moment, der diese Radikalisierung aufdeckt, bleibt aus – und das ist die größte Tragik. Stattdessen sehen wir dabei zu, wie eine neue Form der Radikalisierung entsteht, die nicht mehr durch brennende Kreuze oder schwarze Flaggen auf sich aufmerksam macht, sondern durch unscheinbare Videos im Netz, die millionenfach geteilt werden. Man kann nur hoffen, dass die Zeit der unbedarften Likes irgendwann vorbei ist und wir erkennen, dass dieser toxische Cocktail aus Clan-Kriminalität und religiösem Extremismus nichts weniger als die demokratischen Fundamente unserer Gesellschaft bedroht.


Quellen und weiterführende Links:

  1. Artikel zu Clankriminalität und Salafismus in Berlin
  2. Bericht des Verfassungsschutzes über die Radikalisierung im Netz
  3. Hintergrundinformationen zu TikTok und Extremismus
  4. Studie zu Jugendkultur und religiösem Extremismus
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