
Es war einmal ein Land, das war bekannt für seine Effizienz, seine Ingenieurskunst und seine Fähigkeit, aus der Not eine Tugend zu machen. Nun aber, in der Ära der kreativsten politischen Lösungen, war man über diese verstaubten Tugenden hinausgewachsen. Man hatte das Problem erkannt, man hatte die Herausforderung verstanden, und nun, ja nun, hatte man auch endlich die richtige Antwort gefunden: die Messergebotszone.
Denn wie jeder Logiker weiß: Wenn die Verbotszone nichts hilft, dann hilft nur das Gebot! So wie das Alkoholverbot in der Prohibition den Konsum auf wundersame Weise reduziert hat, so wie der Krieg gegen Drogen die Welt in eine friedliche, suchtfreie Idylle verwandelte, so wird auch die Messergebotszone der Schlüssel zu einem neuen, besseren, moderneren Deutschland sein.
In dieser Pionierstadt, deren Name hier aus Diskretionsgründen nicht genannt werden soll – nennen wir sie lieber Exemplarstadt – wurde erkannt, dass das Problem nicht etwa durch die Abwesenheit von Messern entstünde, sondern vielmehr durch deren falsche Nutzung. Wäre es nicht also die beste Lösung, die Pflicht zum Messertragen einzuführen? Ein Messer für jeden, eine Pflicht für alle!
Die Moral der Klinge
Ein Messer ist ja per se nichts Schlechtes. Es gibt Brotzeitmesser, Buttermesser, Taschenmesser, Springmesser, Kampfmesser – eine große Vielfalt, ein Fest der Differenzierung! Ist es nicht bezeichnend, dass sich eine Gesellschaft, die so sehr auf Individualität pocht, ausgerechnet hier so restriktiv zeigt? Warum sollten wir weiterhin in einer Welt leben, in der Messer stigmatisiert werden? Wer keine Waffen hat, ist doch dem wehrhaften Bürger unterlegen! Nein, nein – das kann so nicht weitergehen.
Die neue Maßgabe in Exemplarstadt lautet daher: Jeder Bürger muss mindestens ein Messer sichtbar bei sich tragen. Es soll als Zeichen des Vertrauens gelten, als Symbol des guten Willens. Wer keines trägt, fällt auf. Er ist suspekt, ein potenzieller Störer des sozialen Friedens. Denn er könnte sich ja fragen: Warum verzichten? Was hat er zu verbergen? Wer das System ablehnt, macht sich verdächtig. Wer kein Messer hat, ist eine Gefahr!
Von der Messerpflicht zur Waffengleichheit
Natürlich gibt es Kritiker, diese ewigen Querulanten, die in allem den Untergang des Abendlandes wittern. Sie fragen: „Was ist mit denjenigen, die keine Messer tragen wollen?“ Nun, was war mit denjenigen, die einst keine Helme beim Radfahren tragen wollten? Was war mit denen, die Sicherheitsgurte als Eingriff in ihre persönliche Freiheit empfanden? Sie wurden gezwungen, weil das Kollektiv wichtiger ist als das Individuum. Genauso verhält es sich mit der Messergebotszone.
Und was ist mit den Kindern? Nun, sie müssen früh lernen, Verantwortung zu übernehmen. Ein gut geschliffenes Brotmesser in der Schultasche fördert den Sinn für Disziplin. Das Wissen um die eigene Wehrhaftigkeit schärft das Sozialverhalten. Wer seinem Nachbarn jederzeit mit einer scharfen Klinge in die Augen blicken kann, wird sich zwei Mal überlegen, ob er unfreundlich ist.
Wer sich verteidigt, lebt länger
Die Messergebotszone ist nicht das Ende der Entwicklung – sie ist erst der Anfang! Bald werden wir von einer allgemeinen Bewaffnungspflicht sprechen. Vielleicht kommen noch Schwerter, Speere oder Morgensterne hinzu – warum nicht? Schließlich waren jene Zeiten, in denen Waffen ein Zeichen von Ehre und Stärke waren, nicht unbedingt schlechter als unsere heutige Welt der diffusen Unsicherheit. Wer weiß, vielleicht wird Exemplarstadt das neue Vorbild für ganz Europa?
Eines ist sicher: Die Zukunft gehört den Bewaffneten. Und die Messergebotszone ist der erste Schritt in diese strahlende, scharf geschliffene Welt!