Die Angst im Gesundheitswesen vor Kriegsszenarien

Es ist soweit. Endlich. Das Gesundheitswesen bereitet sich auf den Krieg vor. Nein, nicht auf den Krieg gegen Krankenhauskeime, gegen Pflegekräftemangel oder gegen kaputtgesparte Infrastruktur – das wäre zu einfach. Wir reden vom Ernstfall, vom großen NATO-Bündnisfall. Von Bomben, Verwundeten und natürlich von den strahlenden Helden der Stunde: den Politikern, die uns mit visionären Vorschlägen erlösen wollen.

Und was wäre visionärer als unterirdische Kliniken? Tino Sorge, der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, hat diesen kühnen Gedanken in den Raum geworfen. In den Raum, den wir bald nicht mehr brauchen, weil unsere Krankenhäuser ohnehin unter die Erde verlegt werden sollen. Ein genialer Schachzug! Denn unter der Erde ist nicht nur Schutz vor Bomben, sondern auch vor der nächsten Krankenhausreform von Karl Lauterbach.

Das Krankenhaus der Zukunft: Bunker mit Tropf

Generalstabsarzt Johannes Backus erklärte unlängst, dass man im Kriegsfall mit bis zu 1.000 Verwundeten pro Tag rechnen müsse. Kein Problem, denn wir haben ja bereits einen unerschöpflichen Vorrat an Pflegepersonal, Kapazitäten und Ressourcen – oder etwa nicht? Doch keine Sorge! Der wahre Plan sieht natürlich vor, dass die verwundeten Soldaten von überarbeiteten Pflegekräften versorgt werden, die sich von leeren Versprechungen ernähren und deren Arbeitsbedingungen bereits jetzt an einen Kriseneinsatz grenzen.

Während also die reale Gesundheitsversorgung langsam kollabiert, setzen wir auf unterirdische Hochsicherheitstrakte, in denen hochmoderne Technik mit Personalmangel und Budgetkürzungen harmonieren soll.

Der Feind lässt auf sich warten, der Kollaps nicht

Doch Hand aufs Herz: Brauchen wir wirklich einen Krieg, um die Gesundheitsinfrastruktur zum Zusammenbruch zu bringen? Das schaffen wir doch auch so! Die Krankenhausreform, die chronische Unterfinanzierung und die steigenden Anforderungen an die Pflegekräfte sind ohnehin schon eine meisterhafte Simulation eines Katastrophenszenarios. Während also führende Militärmediziner darüber nachdenken, wie sie künftige Schlachtfelder medizinisch versorgen können, sind unsere Kliniken bereits im Friedensmodus am Limit. Vielleicht liegt der eigentliche Notfall gar nicht im drohenden NATO-Bündnisfall, sondern im Alltag unserer Gesundheitsarbeiter, die sich jeden Tag tapfer durch ein System kämpfen, das längst zur Bürokratiehölle mutiert ist.

TIP:  Wenn Martin Luther heute lebte...

Die Moral von der Geschicht‘: Panik hilft auch nicht

Vielleicht wäre es an der Zeit, nicht nur auf das dystopische Zukunftsszenario eines Krieges an der NATO-Ostflanke zu schauen, sondern auf den akuten Notstand, der bereits jetzt unser Gesundheitswesen dominiert. Denn bevor wir Millionen in unterirdische Lazarette stecken, könnten wir versuchen, das System überirdisch zum Laufen zu bringen. Nur so eine Idee. Aber was wissen wir schon? Wir sind ja nicht vom Fach – wir arbeiten nur hier.

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