
Es gibt Menschen, die glauben, dass Konflikte mit Worten gelöst werden können. Dass Argumente, Rhetorik, Debatten und Verhandlungen der Weg sind, um Missverständnisse aus der Welt zu räumen. Diese Leute haben ganz offensichtlich nie einen Bud-Spencer-Film gesehen. Denn wären sie mit diesen cineastischen Evangelien der groben Kelle aufgewachsen, sie wüssten: Ein Fausthieb ist oft weitaus effektiver als ein ganzer Absatz Diplomatie. Und wenn er von Bud Spencer kommt, ist er nicht nur effektiv, sondern ein moralisches Statement, ein Manifest der Gerechtigkeit, ein unmissverständlicher Kommentar zur Dummheit des Bösen.
Der Bud-Spencer-Film folgt dabei einem ebenso simplen wie genialen Prinzip: Erst lässt man die Schurken reden. Man hört sich das ganze dumme Geschwätz von Gaunern, Ganoven und korrupten Autoritäten geduldig an. Man betrachtet ihre wichtigtuerischen, oft geradezu kindlich-naiven Versuche, sich einen Vorteil zu erschleichen. Und dann, wenn der Zuschauer sich bereits kopfschüttelnd fragt, wie viel mehr Schwachsinn er noch ertragen muss, kommt die Faust. Sie kommt unvermittelt, sie kommt direkt und sie trifft immer ins Ziel. Sie ist das Göttliche im Mechanismus der Gerechtigkeit, das Unumstößliche, das Unwiderlegbare.
Die Kunst der humorvollen Zerstörung
Doch ist Bud Spencer ein bloßer Schläger? Ein tumbes Muskelpaket ohne Subtilität? Keineswegs! Seine Gewalt ist nie sadistisch, nie kalt, nie grausam. Sie ist eine Form der Humoristik. Wenn ein Ganove von einer Ohrfeige gleichsam wie eine nasse Zeitung durch den Saloon fliegt, dann ist das weniger brutaler Angriff als vielmehr eine Slapstick-Nummer, ein Cartoon mit realen Menschen. Spencer schießt nicht, er schlägt. Er tötet nicht, er diszipliniert. Er bringt Ordnung in das Chaos einer Welt, die nur allzu oft der Dummheit nachgibt. Und er tut es mit einem trockenen Gesichtsausdruck, der jedem britischen Stand-up-Comedian Ehre machen würde.
Und so sitzen wir vor diesen Filmen, lachen, klatschen in die Hände und wissen doch insgeheim: So sollte es sein! Die Welt wäre ein besserer Ort, würden sich mehr Menschen an die Spencer’sche Konfliktbewältigung halten. Keiner seiner Gegner hat je aus seiner Lektion gelernt? Mag sein. Aber keiner von ihnen konnte sie vergessen.
Ein Vorbild für die moderne Welt
Nun gibt es Menschen, die behaupten, Bud-Spencer-Filme seien naiv. Dass die Wirklichkeit komplizierter sei. Dass es in der Welt von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nicht mit einer Ohrfeige getan sei. Diesen Menschen kann ich nur sagen: Schaut euch die Welt an! Ist sie durch Verhandlungen besser geworden? Ist die Diplomatie der Staaten von mehr Verstand und Ehrlichkeit geprägt als das Faustrecht eines Bud Spencer? Gibt es weniger Ungerechtigkeit, weniger Betrug, weniger Gier? Wohl kaum! Vielleicht wäre es an der Zeit, das Bud-Spencer-Prinzip endlich ernst zu nehmen. Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir in Verhandlungen weniger reden und mehr mit der Faust auf den Tisch hauen – im übertragenen Sinne natürlich.
Es geht nicht darum, blindlings zuzuschlagen. Es geht darum, klarzumachen, dass Worte allein nicht ausreichen, wenn man es mit Leuten zu tun hat, die nicht an Wörter glauben. Es geht darum, Haltung zu zeigen, Unnachgiebigkeit. Denn, und das ist die große Wahrheit, die uns Bud Spencer gelehrt hat: Es gibt Menschen, die verstehen nur eine Sprache. Und wenn wir ehrlich sind, wissen wir, dass er recht hatte.