
Warum er nicht Kanzler wurde – und wer daran schuld ist
Man stelle sich vor: Herbert Kickl, der erste blaue Kanzler Österreichs. Ein Bild, das nicht nur in FPÖ-nahen Telegram-Kanälen mit religiöser Inbrunst heraufbeschworen wurde, sondern auch die Tränen der globalistischen Weltverschwörer in Strömen hätte fließen lassen. Doch dazu kam es nicht.
Nun fragen sich die treuen Anhänger der Kickl-Bewegung, wer das Werk des Messias der Heimatverliebten sabotiert hat. Und wie immer ist die Antwort einfach: Die „Globalisten“! Diese nebulöse Elite, die offenbar von einem finsteren Brüsseler Hinterzimmer aus alle Fäden zieht und vor nichts mehr Angst hat als vor einem Kanzler Kickl, der das Vaterland vor dem finalen Untergang bewahrt.
Die Globalisten – ein Feindbild mit vielen Gesichtern
Der Begriff „Globalisten“ ist ein wahres Chamäleon. Er umfasst alles und nichts. Mal sind es die EU-Bürokraten mit ihren teuflischen Plänen, mal die internationale Finanzelite, mal die WHO mit ihren Impfstoffen, mal eine ominöse „Weltregierung“, die jeden Freitag im Keller des Weltwirtschaftsforums bei Bio-Käse und Champagner neue finstere Pläne schmiedet. Dass die meisten dieser Organisationen in der Praxis oft zerstrittener sind als ein FPÖ-Parteitag nach einer Wahlniederlage, wird dabei elegant übersehen.
Kickl selbst machte in seiner epischen Rede am Mittwochabend klar, dass Österreich sich „nicht den EU-Institutionen unterwerfen“ werde. Denn wir alle wissen: Während Brüssel heimlich unser Land in einen Filialbetrieb verwandelt, wäre Kickls Regierung der letzte, strahlende Schutzschild gegen diesen perfiden Plan. Und natürlich ist es vollkommen abwegig, dass man auch ohne globalistische Verschwörung einfach keine Mehrheit zusammenbekommen könnte.
Die ÖVP als „Globalisten in Lederhosen“
Besonders kreativ zeigte sich FPÖ-EU-Abgeordneter Gerald Hauser, der die ÖVP kurzerhand als „Globalisten in Lederhosen“ entlarvte. Welch eine Enthüllung! Man stelle sich vor: Die Partei, die einst über Jahrzehnte hinweg österreichische Politik dominierte, soll in Wahrheit ein Agenten-Netzwerk der globalistischen Elite sein. Wer die Nachrichten der letzten Jahre verfolgt hat, weiß allerdings: Sollte es sich tatsächlich um eine globale Elite handeln, dann muss es sich um die unorganisierteste Verschwörung der Weltgeschichte handeln.
Was bleibt von der Träumerei?
Was also bleibt von der Vision eines Kanzler Kickl? Außer einem tief empfundenen Gefühl der Ungerechtigkeit bei seinen treuen Anhängern? Die Gewissheit, dass eine geheime Elite aus Brüssel, Washington und Genf ihren Superhelden verhindert hat? Vielleicht. Vielleicht aber auch nur die harte Realität, dass eine Parlamentsmehrheit eben doch mehr braucht als bloße Rhetorik gegen „die da oben“.
Für Kickls treuestes Wahlvolk ist der Fall klar: Die Wahrheit ist eine ganz andere, sie liegt in dunklen Zirkeln verborgen. Und wenn der Messias der nationalen Souveränität 2028 wieder antritt, dann wird alles anders. Falls die Globalisten bis dahin nicht den nächsten teuflischen Plan ausgeheckt haben.