Die Absurdität der Verhältnismäßigkeit

Das große Märchen von der westlichen Moral

Die westliche Welt, jenes viel gerühmte Bollwerk der Vernunft, der Rechtsstaatlichkeit und der moralischen Überlegenheit, scheint keine Mühen zu scheuen, sich in regelmäßigen Abständen selbst zu demontieren. Ein jüngstes Paradebeispiel für die groteske Hybris und die selektive Empathie, die sich im Umgang mit Israel manifestiert, ist der skandalös unausgewogene Austausch von 1.890(!) – ja, Sie haben richtig gelesen – Verbrechern, darunter nicht selten unbelehrbare Wiederholungstäter und fanatische Extremisten, gegen 33 unschuldige Geiseln. Wobei das Wort „unschuldig“ hier fast schon wie ein Hohn klingt, da diese Menschen in der westlichen Diskussion weniger als Individuen, sondern vielmehr als kalkulierte Spielfiguren betrachtet werden, deren Wert bestenfalls in Symbolik gemessen wird.

Man könnte meinen, die Frage nach der Lebensfähigkeit einer moralischen Ordnung, die solche „Deals“ als akzeptabel erachtet, würde wenigstens ein mageres Fünkchen Skepsis hervorrufen. Doch weit gefehlt. Stattdessen beklatscht ein Chor aus wohlmeinenden Bessermenschen, flankiert von einer chronisch inkompetenten politischen Elite, diese Farce als „humanitären Triumph“. Applaus für die Täuschung – das ist die Devise.

Der Zynismus des Tauschhandels

Man stelle sich eine ähnliche Situation in einem anderen Kontext vor. Wäre es vorstellbar, dass beispielsweise ein europäischer Staat 1.890 Mörder, Vergewaltiger und Terroristen freilässt, um 33 Bürger zurückzubekommen, deren Überleben zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal garantiert ist? Nein, natürlich nicht. Ein solches Szenario würde in Europa als skandalöser Präzedenzfall gelten, als Einladung zur Anarchie, als Kapitulation vor krimineller Erpressung. Aber für Israel gelten – wie so oft – andere Maßstäbe.

Israel, jenes Land, das scheinbar dazu verdammt ist, als moralisches und militärisches Versuchskaninchen der Weltgemeinschaft herzuhalten, soll sich nicht nur mit der geopolitischen Realität umgeben von Feinden abfinden, sondern dabei auch noch die schwerfälligen, naiven Ideale der „zivilisierten Welt“ exekutieren. Dass diese Welt jedoch selbst weder zivilisiert noch konsequent in ihren Werten ist, wird an diesem grotesken Austausch besonders deutlich.

TIP:  Ein Abgesang auf die Vielfalt

Ein Land wie Israel, das täglich mit dem realen Risiko terroristischer Angriffe lebt, wird von den gleichen Stimmen, die es ansonsten zur Zurückhaltung mahnen, nun dazu gedrängt, eine geradezu masochistische Form von „Verhältnismäßigkeit“ an den Tag zu legen. Die Opfer des Terrors? Sicherlich bedauernswert, aber die Täter? Oh, die verdienen selbstverständlich eine zweite Chance – oder vielleicht eine dritte oder vierte, solange sich die Schuldfrage in den Konferenzräumen der westlichen Diplomatie angenehm theoretisch hält.

Die selektive Empathie der westlichen Moralapostel

Es ist fast schon belustigend, wie inkonsequent die moralischen Maßstäbe der selbsternannten Bessermenschen zur Anwendung kommen. Dieselben Stimmen, die sich für die Freilassung tausender palästinensischer Häftlinge starkmachen – ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, was diese Personen im Namen ihrer Ideologie angerichtet haben –, finden es völlig unproblematisch, Israel für jeden Schlagabtausch mit der Hisbollah oder der Hamas zu dämonisieren.

Dabei wird stets betont, dass „Gewalt niemals die Lösung“ sei. Gewalt ist in diesem Diskurs allerdings nur dann moralisch verwerflich, wenn sie von israelischer Seite ausgeht. Bombenanschläge auf Busse, Raketenangriffe auf Wohngebiete oder Messerattacken auf Zivilisten? Tragisch, sicherlich, aber bitte verstehen Sie doch: Das hat „strukturelle Ursachen“. Was sind schon ein paar zerfetzte Körper in Tel Aviv gegen die abstrakten, postkolonialistisch durchtränkten Theorien, die sich in den klimatisierten Büros westlicher Universitäten so angenehm formulieren lassen?

Die Geiseln, deren Freilassung hier angeblich ausgehandelt wird, sind in der westlichen Wahrnehmung keine Menschen aus Fleisch und Blut. Sie sind Symbole, Platzhalter, bestenfalls Kollateralschäden einer politischen Debatte, die längst nicht mehr um das Schicksal von Individuen kreist, sondern nur noch um die Frage, wie weit man Israel delegitimieren kann, ohne das Gesicht zu verlieren.

Das Prinzip der moralischen Erpressung

Der eigentliche Skandal jedoch ist nicht nur der Austausch selbst, sondern das Prinzip, das dahintersteht: die institutionalisierte moralische Erpressung. Es ist ein Spiel, dessen Regeln Israel von Anfang an aufgezwungen wurden. Denn es ist nicht so, dass die westliche Welt wirklich glaubt, dass ein solcher Deal „fair“ oder „gerecht“ sei. Vielmehr ist es ein Mittel zum Zweck, ein weiterer Versuch, Israel in die Schranken zu weisen und es gleichzeitig zur Einhaltung von Standards zu zwingen, die für kein anderes Land dieser Welt gelten.

TIP:  WIE MAN ZWEIFELSFREI ZUM KRIEGSTEILNEHMER WIRD

Man könnte fast meinen, die moralische Überlegenheit der westlichen Welt speist sich aus ihrer Bereitschaft, Israel systematisch an die Wand zu stellen. Die Logik dahinter? Je schwächer Israel erscheint, desto größer fühlt sich die moralische Befriedigung seiner Kritiker an. Dass dabei jedoch das Recht der Israelis auf ein sicheres Leben in Frieden und Würde konsequent mit Füßen getreten wird, interessiert kaum jemanden.

Eine Farce mit Ansage – und ein Blick in den Abgrund

Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass in der westlichen Wahrnehmung jede Grausamkeit, jeder Kompromiss und jede Erniedrigung gerechtfertigt wird, solange sie mit dem vermeintlichen Ziel der „Deeskalation“ geschieht. Doch was für eine Welt hinterlässt diese Haltung? Eine, in der das Leben eines Terroristen am Ende mehr zählt als das eines unschuldigen Kindes in Israel? Eine, in der moralische Prinzipien nach Belieben gebogen werden, solange es der „richtigen“ Sache dient?

Israel mag sich an diesen grotesken Austausch gewöhnt haben, aber der Preis ist hoch. Jeder dieser Deals untergräbt die Prinzipien, die die internationale Gemeinschaft angeblich verteidigen will. Die wahre Frage ist jedoch: Wann wird die westliche Welt erkennen, dass ihre Doppelstandards nicht nur Israel, sondern auch sie selbst ruinieren?

Denn wer Gerechtigkeit in Relation zu politischer Opportunität setzt, verliert am Ende jede Glaubwürdigkeit. Und was bleibt dann noch? Ein zynisches Lächeln vielleicht – aber keine Moral.

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