
Wäre es nicht mal Zeit für ernsthafte Verhandlungen, oder doch besser ein Waffenpaket für 700 Mrd. und Deutsche Soldaten an die Ostfront?
Drei Jahre Krieg. Drei Jahre Tote, Verwundete, Vertriebene. Drei Jahre Propaganda, Sanktionen, Waffenlieferungen, moralische Empörung auf Knopfdruck. Drei Jahre, in denen man sich zu fragen beginnt: Wie lange noch? Oder ist diese Frage bereits ein Sakrileg, ein Zeichen von Schwäche, ein erster Schritt Richtung „Putin-Versteherei“?
Drei Jahre also, und die Spirale dreht sich munter weiter. Kein Waffenstillstand in Sicht, keine ernsthaften diplomatischen Bemühungen erkennbar – es sei denn, man zählt Drohungen, Ultimaten und immer neue „rote Linien“ als Diplomatie. Stattdessen immer neue Forderungen nach noch mehr Waffen, noch mehr Geld, noch mehr Entbehrungen. Und nun, nachdem Milliarden in Waffen geflossen sind, nachdem wir die Bundeswehr so ziemlich entkernt haben, folgt der nächste logische Schritt: die Debatte über deutsche Soldaten an der Ostfront.
Warum nicht? Die Geschichtsbücher brauchen ein neues Kapitel, und was könnte sich besser eignen als die Fortsetzung eines tragisch bewährten Motivs: Deutsche Soldaten gegen Russland. Ist doch erst 80 Jahre her. Lässt sich doch mal ausprobieren, oder?
Waffen, Waffen, Waffen! Mehr hilft mehr – oder?
Es beginnt mit Helmen. Ein paar Monate später dann Schützenpanzer, dann Kampfpanzer, dann Marschflugkörper. Jedes Mal dieselbe Debatte: „Diese Waffen sind ein Gamechanger!“ Und dann? Ein paar Wochen später stellt sich heraus: Die Front hat sich kaum bewegt, der Krieg tobt weiter.
Nun also neue Forderungen. Langstreckenraketen? Kampfjets? Warum nicht gleich Atomwaffen? Oder einfach eine würdige Hollywood-Verfilmung? Der Krieg als Dauerblockbuster – produziert von Lockheed Martin, gesponsert von Rheinmetall, bejubelt von deutschen Leitmedien, in der Hauptrolle: Die Moral. Und wer nicht mitspielt, ist ein „Putin-Troll“.
Selbstverständlich sind diese Lieferungen alternativlos. Es gibt keine Debatte. Der moralisch integrere Westen kann nicht anders. Diplomatie? Ein Zeichen der Schwäche! Verhandlungen? Ein Verrat an der Freiheit! Wer auch nur einen Moment innehält, ist „Kreml-gesteuert“. Und so produzieren wir weiter. Waffen, Waffen, Waffen. Denn mehr hilft mehr. Oder etwa nicht?
Deutsche Soldaten? Aber bitte mit Haltung!
Die Diskussion über deutsche Bodentruppen ist das vorläufige Highlight einer absurden Entwicklung. Während Frankreichs Macron bereits laut über eine „militärische Präsenz“ nachdenkt, hält sich die deutsche Politik noch vornehm zurück. Doch wer weiß? Vielleicht wird in wenigen Monaten das unausweichliche Fazit gezogen: „Wir können nicht anders!“ Und plötzlich sind sie da: die ersten deutschen Soldaten an der Ostfront, natürlich nur als Berater, natürlich nur in Friedensmission.
Natürlich nur so lange, bis ein paar von ihnen fallen. Und dann? „Wir dürfen ihre Opfer nicht umsonst gewesen lassen!“ Und schon ist man mittendrin, in einem Krieg, der angeblich nicht der unsere ist. Die Bundeswehr, ohnehin in einem bemitleidenswerten Zustand, würde dann im Namen der Demokratie erneut in den Osten marschieren – mit vollem moralischen Rückenwind, aber möglicherweise ohne Panzer, denn die stehen ja bereits in der Ukraine.
Und die Gesellschaft? Sie applaudiert. Die Empörung wird von den richtigen Stellen kanalisiert, jeder Widerspruch moralisch neutralisiert. Wer dagegen ist, ist ein Feind der Demokratie. Wer zögert, ist ein „Schwurbler“. Wer sich nach Frieden sehnt, ein „Defätist“. Die Logik des Krieges kennt keine Opposition.
Verhandlungen? Nein, das geht nicht!
Es gibt einen Punkt, an dem man sich fragen muss: Was ist das Ziel? Russland „besiegen“? Wie sieht das aus? Ein zusammengebrochener Staat mit unkontrollierbarem Atomwaffenarsenal? Ein Regimewechsel mit einem neuen Jelzin, der westlichen Interessen gefällig ist? Die Demontage der russischen Föderation in handliche Einzelstaaten, bequem beherrschbar?
Oder geht es – und das wäre die schlimmere Option – gar nicht mehr um ein realistisches Ziel, sondern nur noch um das Weiterlaufen des Krieges als Selbstzweck? Weil zu viele Akteure profitieren? Weil zu viele Karrieren auf diesem Konflikt basieren? Weil Frieden keine Schlagzeilen bringt, kein Wachstum für die Rüstungsindustrie, keine moralischen Triumphe für Politiker?
Man könnte es ja mal probieren, mit Diplomatie. Zumindest theoretisch. Doch wer das ausspricht, macht sich verdächtig. Denn wenn Frieden eine Option wäre, dann hätten wir ja drei Jahre lang etwas falsch gemacht. Und das wäre – politisch gesehen – eine Katastrophe.
Fazit: Kein Frieden in Sicht – und das ist gewollt
Also weiter so. Immer neue Eskalationsstufen, immer neue „letzte“ Waffenlieferungen, immer neue Drohungen. Vielleicht erleben wir bald auch deutsche Soldaten an der Front. Vielleicht erleben wir aber auch nur eine endlose Verlängerung des Krieges, bis er für alle Beteiligten zur bloßen Gewohnheit wird. Und irgendwann, wenn das Elend groß genug ist, wird man uns erklären, dass es „leider keine Alternative“ mehr gibt, als in einen direkten Konflikt einzutreten. Und dann?
Dann werden wir uns fragen, wann wir den Moment verpasst haben, an dem wir aus diesem Wahnsinn hätten aussteigen können. Doch dann wird es zu spät sein. Oder ist es das vielleicht jetzt schon?